Gelsenkirchen-Buer. Im Gelsenkirchener Norden errichtet die Deutsche Bahn Lärmschutzwände an der Bahnstrecke. Jetzt gibt es Sorgen wegen angeblicher Materialmängel.
- Im Norden von Gelsenkirchen baut die Deutsche Bahn Lärmschutzwände.
- Dabei setzt sie auf Bauelemente einer österreichischen Firma.
- Laut einem „Spiegel“-Bericht sind diese Bauteile allerdings minderwertig.
Wenn an einer Bahnlinie eine Lärmschutzwand aufgestellt wird, dann ist das für die Anwohner normalerweise eine gute Nachricht. Wer schon einmal erlebt hat, wie laut ein Güterzug aus nächster Nähe sein kann, der kann das nachvollziehen. Aktuell lässt die Deutsche Bahn an der Strecke zwischen Herten und Gladbeck auf Gelsenkirchener Stadtgebiet Lärmschutzwände errichten. Doch ein Bericht im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ wirft einige Fragen auf.
Monika und Dieter Kutzborski beschäftigen sich schon lange mit Thema Bahnlärm. Die beiden CDU-Lokalpolitiker (Monika Kutzborski ist Stadtverordnete, Dieter Kutzborski gehört der Bezirksvertretung Nord an) wohnen in Bülse nur unweit der betroffenen Bahnlinie, und sie kennen das Problem. „Wenn wir bei Freunden im Garten sitzen, die neben der Bahnstrecke leben, ist es schon bisweilen sehr laut“, sagt Monika Kutzborski. Und das mehrfach am Tag: Auf der Strecke fahren nicht nur viele Güterzüge, auch die S-Bahnlinie 9 verkehrt hier.
Gelsenkirchener Neubaugebiet liegt direkt an der Bahnstrecke
„Wir haben uns schon seit langem für einen besseren Lärmschutz eingesetzt“, sagt Dieter Kutzborski. Vor allem, seit in Bülse neben der Bahnlinie Neubaugebiete wie das an der Straße Am Prangebach entstanden sind. „Die Menschen, die dort gebaut haben, haben sich auch deswegen für den Standort entschieden, weil die Bahn versprochen hat, Lärmschutzwände zu errichten“, so Kutzborski. Jetzt erfüllte die Bahn diesen Teil der Zusage: Die Bauarbeiten laufen, am Bahnübergang an der Bülsestraße kann man sich vom Fortschritt der Arbeiten überzeugen.
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So weit, so gut, könnte man sagen – doch jetzt gibt es Diskussionen über das Material, das beim Bau der Lärmschutzwände verwendet wird. Das berichtet der „Spiegel“ in einem jüngst erschienenen Bericht. Dem Magazin liegt offenbar interne Dokumente der Bahn vor, in denen vor Bauteilen des österreichischen Herstellers Forster Metallbau gewarnt wird. Forster produziert die Metallelemente, die die Lärmschutzwände bilden. Diese scheinen aber laut einem Bahngutachten den Anforderungen nicht zu genügen.
Bauteile stammen von dem österreichischen Hersteller
Laut „Spiegel“ verlange die Bahn von den Herstellern, dass die gelieferten Modelle mehr als zwei Millionen Mal dem Druck- und Sogwechsel vorbeifahrender Züge standhalten sollen, außerdem sollen die Lärmschutzwände mindestens 50 Jahre lang haltbar sein. Laut dem Gutachten verfehlen die Forster-Bauteile die Anforderungen deutlich, schreibt der „Spiegel.“ Zuvor hatte offenbar eine andere Firma die Bahn vor den Forster-Wänden gewarnt, diese sollen „gravierende Mängel“ aufweisen.
Als Monika und Dieter Kutzborski den Bericht lasen, waren sie alarmiert – und fanden ihre Befürchtungen beim Nachforschen bestätigt. „Die Bauteile liegen auf einem Supermarktparkplatz direkt neben der Bahnstrecke und warten auf ihren Einbau“, berichtet Monika Kutzborski. Beim genauen Hinsehen wurde deutlich: Die Teile stammen von der Firma Forster, das verriet ein entsprechendes Herstellerschild.
Das fordert jetzt die CDU von der Stadtverwaltung
Für Monika Kutzborski ist das ein Skandal: „So leichtfertig darf man mit der Gesundheit und dem psychischen Wohlbefinden der Anwohner nicht umgehen“, sagt die Politikerin. „Die Lärmbelastung und die negativen Umwelteinflüsse durch die vielen täglichen Durchfahrten sind auf Dauer unerträglich. Jetzt hoffen die Menschen hier im Stadtteil auf nahende Abhilfe und werden durch die nun eingetretene Unsicherheit wieder bitter enttäuscht.“
Sie hofft jetzt, dass sich die Stadtverwaltung schnell mit der Deutschen Bahn in Verbindung setzt, außerdem rief sie die Bürgerinnen und Bürger der Stadt auf, sich an die Bahn zu wenden und sich zu beschweren. „Die CDU fordert Klarheit, ob die auf unserem Stadtgebiet vorgesehenen Wände den Belastungen durch Druck- und Sogwechsel gewachsen sind“, so Monika Kutzborski.
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