Gelsenkirchen. Während nur 15.000 Fans in die Veltins-Arena am Freitag beim Spiel Schalke gegen Nürnberg dürfen, dürfen die engen Logen voll besetzt werden.

Die Inzidenzen sind zu hoch - bundesweit, in NRW und auch in Gelsenkirchen. Deshalb sind zum Zweitligaspiel des FC Schalke 04 gegen den 1. FC Nürnberg am Freitagabend nur 15.000 Fans im weiten Rund der Veltins-Arena zugelassen. Unter anderen Voraussetzungen hätte diese Partie – unabhängig vom sportlichen Verlauf – Gänsehaut garantiert. Denn seit über 40 Jahren pflegen Fans des 1. FC Nürnberg und des FC Schalke eine der innigsten Fußball-Freundschaften. Zuletzt zeugte eine sich über das ganze Stadion erstreckende gemeinsame Choreographie im November 2018 in der Arena von dieser Verbundenheit.

Party auf den Rängen bleibt aus, in den Logen darf auf Schalke gefeiert werden

Während pandemiebedingt die gemeinsame Party auf den Rängen ausfallen muss, darf in den Stadion-Logen munter gefeiert werden. Abstand halten muss man dort – anders als im Rest der Arena – nämlich nicht. In den individuell eingerichteten 32 m² großen VIP-Bereichen dürfen wie immer bis zu zwölf Personen essen, trinken und sich das Spiel ansehen.

Eine Ungleichbehandlung der Zuschauer auf den Rängen und jener in den Logen gab es zuletzt auch schon bei der als Hochrisikospiel eingestuften Partie gegen Dynamo Dresden. Während im Stadion kein Alkohol verkauft werden durfte, weil die Polizei Schalkes Sicherheitskonzept sonst nicht akzeptiert hätte, wurden in den Logen munter Bier und andere Alkoholika getrunken.

Schales VIP-Bier

Von Thomas RichterDass der FC Schalke 04 seine besonders gut zahlende Kundschaft in den teuren VIP-Logen bevorzugt behandelt, mag einleuchten. Dass er diesen Gästen aber nun Privilegien einräumt, die in direkter Umgebung verboten sind, ist hingegen nicht zu tolerieren. Ein Beispiel ist der Ausschank von alkoholischen Getränken für die VIPs. Der Verein erzeugt so nicht nur eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Arena, er untergräbt auch die Akzeptanz beim einfachen Fanvolk für diese unpopuläre Entscheidung. Dass der Verein unsere Fragen dazu auch noch ausweichend beantwortet, ist die „Schaumkrone“ auf diesem schalen Bier.

Die Frage der WAZ zu der unterschiedlichen Auslastung der Loge und des Rest Stadions beantwortete Schalke ausweichend wie folgt: „In den Logen gilt 2G und zu jeder Zeit Maskenpflicht, die Maske darf nur zum Essen und Trinken abgenommen werden.“

Und die Frage, warum gegen Dresden in den Logen Alkohol getrunken werden durfte, während es ansonsten verboten war, beantwortete Schalke mit der Aussage. „Beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden galt der Verzicht auf den Verkauf von alkoholischen Getränken, um der Sicherheitseinschätzung der Polizei Gelsenkirchen Folge zu tragen.“

Schalke entgehen Millionen wegen Reduzierung der Zuschauerkapazitäten

Dass mit den verschärften Corona-Maßnahmen die Zuschauerzahlen auf 15.000 reduziert wurden, trifft Schalke indes hart. „Das kostet bei jedem Spiel richtig Geld“, sagte Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers, „aber es bringt nichts zu jammern.“ Zwischenzeitlich waren wieder bis zu 55.000 Fans in die Arena geströmt.

Schalke hatte im ersten Halbjahr 2021 ein Minus von 21 Millionen Euro verbucht, die Gesamtverbindlichkeiten waren zur Jahresmitte auf 237 Millionen gestiegen.

Wiederaufstieg auf Schalke innerhalb der nächsten drei Jahre geplant

Weil absehbar ist, dass 2023 die Mittel für die Rückzahlung einer Anleihe in Höhe von 34 Millionen Euro fehlen werden, hat der Club die Ausgabe einer weiteren Anleihe in derselben Höhe angekündigt.

Die finanzielle Lage ist weiter ernst, auch wenn Rühl-Hamers für die laufende Saison mit 50 Prozent weniger Zuschauern geplant hat. Der Wiederaufstieg ist, so die Finanzchefin, „konservativ-realistisch“ innerhalb der nächsten drei Jahre geplant. Früher würde sicher nicht schaden.