Gelsenkirchen. Ein Mann aus Gelsenkirchen soll versucht haben, einen Bekannten zu erdrosseln. Jetzt steht er vor Gericht.
Erst wurde ordentlich gebechert, dann eskalierten Wut und Gewalt: Mitte Januar soll ein Mann aus Gelsenkirchen einem Bekannten ein Verlängerungskabel um den Hals gelegt und es immer fester zugezogen haben. Seit Mittwoch steht der 37-Jährige in Essen vor Gericht. Die Anklage hat es in sich: Es geht um versuchten Totschlag.
Auslöser der Tat war ein Streit um die Ex-Freundin des Angeklagten. „Ich wollte eigentlich gar nicht darüber sprechen“, so der 37-Jährige zum Prozessauftakt am Essener Schwurgericht. Doch sein Bekannter habe ihn immer weiter provoziert. So lange, bis er schließlich zugeschlagen habe. Mit der flachen Hand, vielleicht auch mit der Faust. Und das Stromkabel? Daran habe er keine Erinnerung. „Ich bin dann irgendwann gegangen und am nächsten Morgen im Park aufgewacht.“
Gelsenkirchener vor Gericht: Auf der Straße gelebt, Heroin konsumiert
Alkohol und Drogen haben den Gelsenkirchener nach eigenen Angaben immer weiter nach unten gezogen. Wochenlang will er auf der Straße gelebt haben. Seine Freunde gehörten zuletzt offenbar alle zur Trinkerszene. Genau, wie wohl auch seine Ex-Freundin. „Die habe ich auch auf der Straße kennengelernt.“
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Es war der 19. Januar, als in der Wohnung eines Bekannten mal wieder die Wodka-Flaschen kreisten. Auch Heroin und Speed will der Gelsenkirchener damals konsumiert haben.
Dass das spätere Opfer eine Affäre mit seiner ehemaligen Freundin hatte, will der Angeklagte schon gehört haben. Dass es auch schon heimliche Treffen gegeben haben soll, als die beiden noch ein Paar waren, war jedoch neu. Das hat er angeblich erst am Tattag erfahren.
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Angeklagter will Leben wieder in den Griff kriegen, Tochter vernachlässigt
Es war allerdings nicht der erste Ausraster des Angeklagten. Auch auf andere Bekannte soll der 37-Jährige schon eingeschlagen haben, was er vor Gericht zum Großteil auch schon zugegeben hat.
„Seit ich in Haft bin, habe ich viel über mein Leben nachgedacht“, sagte er den Richtern. Da sei ihm auch bewusst geworden, dass er sich gar nicht mehr um seine fünfjährige Tochter gekümmert habe. „Ich will mein Leben jetzt endlich wieder in den Griff bekommen.“
Eigentlich hatte es auch gar nicht so schlecht angefangen. Nach der Schule folgte eine Ausbildung zum Dachdecker. Der Angeklagte hatte fast immer einen Job, lebte mit einer Frau und deren zwei Kindern jahrelang wie eine ganz normale Familie. Der Absturz kam erst, als Drogen und Alkohol immer größeren Raum in seinem Leben einnahmen. Er verlor seine Wohnung, seinen Job, seine Familie. Die neuen Freunde, die er auf der Straße kennenlernte, waren offenbar keine Hilfe. Der Prozess wird fortgesetzt.
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