Gelsenkirchen. Wie die Bogestra damit umgehen will, dass in Bussen und Bahnen bald nur mitfahren darf, wer gegen Corona geimpft, getestet oder davon genesen ist

Nach den Beschlüssen des Bund-Länder-Treffens zur Eindämmung der Pandemie soll die Nutzung von Bussen und Bahnen für Fahrgäste nur noch gestattet sein, wenn diese geimpft, genesen oder aktuell getestet (Test nicht älter als 24 Stunden) sind. Konkrete Fragen der Umsetzung der 3G-Regel sind aber noch offen.

Die Bogestra kündigt auf Nachfrage an, dass sie in der Kürze der Zeit noch keinen konkreten Plan zur Durchsetzung der 3G-Regel erarbeitet hat und in ihren Fahrzeugen – wie im Beschluss vorgesehen – nur stichprobenartig kontrollieren wird. Dass die Fahrer die Nachweise beim Einstieg eines jeden Fahrgastes kontrollieren – so wie bereits häufig die Fahrausweise – schließt Unternehmenssprecherin Sandra Bruns aus. Die 3G-Kontrolle in den Fahrzeugen könnten die Fahrerinnen und Fahrer keinesfalls übernehmen. Andernfalls wäre ein Betrieb im Zeitplan unmöglich.

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Auch die Frage, wie das konkrete Vorgehen aussehen soll, wenn bei Stichproben Mitfahrende erwischt werden, die sich nicht an die Corona-Schutzverordnung gehalten haben, ist noch offen. Fest steht, dass die Verkehrsbetriebe jedenfalls nicht dazu ermächtigt sind, Bußgelder für 3G-Verstöße auszusprechen.

„Wir sind in Gesprächen mit den Ordnungsämtern in unseren Städten“, sagt Sandra Bruns. Mehr könne sie am Montagmorgen – drei Tage nach den Beschlüssen der Länder mit dem Bund – noch nicht dazu sagen.

Verkehrsunternehmen halten 3G-Kontrollen im ÖPNV für schwer kontrollierbar

Auch bei der Vestischen betont man, die 3G-Kontrolle dürfe nicht an den Busfahrern hängenbleiben. „Das ist nicht möglich. Wir reden beim Nahverkehr von einem offenen System mit mehreren Zehntausend Fahrgästen am Tag“, sagte Vestische-Sprecher Christoph van Bürk. Die Busfahrer seien fokussiert darauf, ihre Fahrten sicher abzuwickeln. Prüf- und Präventionsteams könnten zu Stichproben eingesetzt werden. „Das dauert aber länger als eine Fahrausweiskontrolle. Und was machen die Kollegen, wenn jemand keinen Personalausweis dabei hat? Festhalten und die Polizei rufen zur Identitätsfeststellung? Da käme jede Menge Konfliktpotenzial auf uns zu.“

Darüber hinaus rechnet man zumindest bei der Rheinbahn in Düsseldorf mit deutlichen Mehrkosten für den Verkehrsbetrieb, der durch die Kontrolle der 3G-Regel entstehen würde – und das in Zeiten, in denen die Unternehmen ohnehin über Einnahmeneinbrüche klagen.

Im ersten Pandemie-Jahr 2020 haben 31,6 Millionen weniger Fahrgäste die Busse und Bahnen der Bogestra genutzt. Trotz Hilfszahlungen in Millionenhöhe führt dies zu einem Jahresdefizit, das weit über der geplanten Summe liegt.

Deutliche Einnahmenverluste während der Pandemie bei der Bogestra

Auf 77,2 Millionen Euro summiert sich der Verlust im vergangenen Jahr. Das sind noch einmal 10,1 Millionen Euro mehr als die ohnehin kalkulierten 67,1 Millionen Euro. Und hätten nicht Bund und Land aus dem ÖPNV-Rettungsschirm 18,26 Millionen Euro nach Bochum überwiesen, wäre das Defizit noch deutlich höher ausgefallen.

Dabei gebe es laut einer Studie, die der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) zusammen mit Bund und Ländern in Auftrag gegeben hat, kein erhöhtes Infektionsrisiko für die Fahrgäste des öffentlichen Personennahverkehrs. Dennoch sind offenbar viele ÖPNV-Nutzer, die die Möglichkeit dazu haben, unter dem Eindruck der Corona-Pandemie wieder verstärkt auf ihr Auto umgestiegen.

Für das laufende Jahr rechnet die Bogestra mit einem Minus von 67,3 Millionen Euro. Sie setzt dabei darauf, dass die coronabedingten Einnahmeausfälle erneut durch ein ÖPNV-Hilfspaket ganz oder in Teilen ausgeglichen werden.