Gelsenkirchen-Buer. Premiere gelungen: Es waren noch mehr Besucher beim Martinszug in Gelsenkirchen-Buer als erwartet. Am Ende ist der Zug weit über 500 Meter lang.

„Im Schnee da saß ein armer Mann, hat Kleider nicht, hat Lumpen an.“ So singen es die vielen hundert Menschen rund um den Ascheplatz im Stadion Löchterheide. Dazu reitet St. Martina, alias Melanie Braun, hoch zu Ross ein wie in eine Arena. Im Mittelkreis nämlich findet gleich die Mantelteilung statt. Zunächst aber lesen acht Kinder der Pfefferackerschule abwechselnd die Martinsgeschichte vor.

Mutter und Tochter sind schon lange im „Martinsgeschäft“

Mit deren Zeilen teilt St. Martina den Mantel mit dem Bettler. Für sie ist das schon Routine. Mutter Sabine Stollenwerk stieg vor rund zwölf Jahren ins „Martinsgeschäft ein und gab die Freude an dieser Rolle an die Tochter weiter. Seit vielen Jahren sind die beiden Gelsenkirchenerinnen Anfang November richtig gefragt. „Vor Corona hatten meine Tochter und ich jeweils zwei Martinszüge am Tag.“ Gut, dass sie dafür auch das richtige Pferd haben. „Halunke“ nämlich macht seinem Namen eben nicht alle Ehre. Das Kaltblut, das rund eine Tonne wiegt, ist völlig tiefenentspannt. Jetzt und auch später, als er gleich hinter den fackeltragenden Schützen und den Bergleuten mit Grubenlampe den langen Umzug anführt.

Schon in den Ferien auf den großen Tag vorbereitet

Kaum kann man sagen, bei wem die freudige Aufregung größer ist: Bei Initiator und Organisator Markus Jansen, der diese Premiere bestmöglich absolvieren möchte, oder bei den unzähligen Kindern, die alle fleißig gebastelt haben, um hier mit einer eigenen Laterne mitlaufen zu können. Die neunjährige Franziska Schneider etwa hat sich schon in den Ferien auf diesen Moment vorbereitet: „Ich war im Ferienprogramm auf dem Campingplatz. Da haben wir eine Laterne gebastelt“, erzählt sie und zeigt eine charmante Laterne vor, die aus einem mit buntem Papier beklebten Marmeladenglas besteht. Noch ist es hell. Gleich aber wird es dämmern und dann kann sie ihre Laterne entzünden. „Ich freue mich schon – weil wir mit der Familie hier sind und gemeinsam den ganzen Zug mitlaufen.“

Es ist schon beeindruckend, wie viele Menschen der Einladung gefolgt sind, wie unterschiedlich die Besucher sind. Es sind ebenso viele Kleine wie Große da. Menschen mit Unterstützungsbedarf und Senioren werden gleich in zwei Planwagen dem Zug folgen. Zahlreiche Gruppierungen sind in Mannschaftsstärke vertreten, ob nun Vereine, Bildungseinrichtungen oder Musikgruppen. Als es dann, mit etwas Verspätung, endlich daran geht, Aufstellung zu nehmen, sind es besonders die Mitglieder des Schützenvereins in Buer mit ihren Fackeln und die Bergleute der Zeche Hugo, die beeindrucken. „Wir laufen mit, weil wir mit der buerschen Geschichte verbunden sind“, erklärt Cornelia Rochul, diese Gemeinschaftsaktion zu unterstützen, das gehöre doch zum guten Ton.

Zu wenig Platz für alle in der Propsteikirche

St. Martin reitet durch Gelsenkirchen - die schönsten Fotos

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Und so ist natürlich auch Propst Markus Pottbäcker unter den Zuschauern. Er ist gleichsam froh wie erleichtert. „Wir haben natürlich immer schon einen Martinszug gemacht. Aber als man jetzt auf uns zukam haben wir gesagt, dann heben wir das gemeinsam auf ein neues Niveau. Eigentlich war es mal so gedacht, dass der Zug in der Propsteikirche St. Urbanus endet. Aber das hätte ja gar nicht gepasst“, sagt er und schaut sich um. Man habe ja „nur“ rund eintausend Plätze. Und tatsächlich sind es am Ende offiziell 2.800 Menschen, die an dieser ersten Ausgabe des Martinszugs teilnehmen, der, als er sich dann gen Domplatte in Bewegung setzt, weit über 500 Meter lang ist.