Gelsenkirchen. Nachhaltigkeit und Klimaschutz durch Einsparen wertvoller Ressourcen haben Repaircafés in Gelsenkirchen zum Ziel. Wo es weiter geht, wo nicht.

Es gibt drei Repair Cafés in Gelsenkirchen

Nach Corona-Pause läuft der Betrieb unter dem Motto „Reparieren statt wegwerfen“ weiter

Zwei Cafés freuen sich über festen Helferstamm und regen Bürgerzuspruch, eins hat Personalsorgen und ist nach wie vor geschlossen

Die Corona-Pandemie hat viele Angebote stark beeinträchtigt: Vieles konnte aufgrund des Infektionsschutzes gar nicht stattfinden. Umso besser ist da die Nachricht, dass die Repair Cafés in Gelsenkirchen diese Phase überlebt haben – zumindest weitgehend.

In sogenannten Reparatur Cafés kümmern sich erfahrene Handwerker und Techniker um die Instandsetzung zumeist jahrzehntealter Technik, die gemeinhin als irreparabel bewertet wird. Im Bild: Dirk Warmbier (Elektroniker) auf Schadensanalyse bei einem Kopierer.
In sogenannten Reparatur Cafés kümmern sich erfahrene Handwerker und Techniker um die Instandsetzung zumeist jahrzehntealter Technik, die gemeinhin als irreparabel bewertet wird. Im Bild: Dirk Warmbier (Elektroniker) auf Schadensanalyse bei einem Kopierer. © FFS | Foto: Michael Korte

Reparatur-Cafés in Gelsenkirchener Stadtteilen Horst und Hassel laufen weiter

Im Westen und im Norden Gelsenkirchens können Bürgerinnen und Bürger seit Herbst wieder defekte Kleingeräte wie Toaster, Bügeleisen oder Deckenleuchten einem ehrenamtlichen Helfer-Team zur Reparatur auf die Werkbank legen. Im Süden der Stadt geht das vorerst gar nicht mehr. Und das hat unterschiedliche Gründe.

So sind die Reparatur Cafés zu erreichen

Die Reparatur Cafés setzen unter anderem Elektrokleingeräte, Haushaltsgegenstände, Unterhaltungselektronik, Gebrauchsgegenstände, Spielzeuge an jedem ersten Mittwoch im Monat wieder instand.

Repariert wird jeweils von 17 bis 19 Uhr. In Hassel wartet das Team in der St. Michael-Kirche an der Valentinstraße 40 auf Gäste. In Horst im Städtischen Jugendzentrum an der Buerer Straße 86. In Bulmke befindet sich das Repair Café im Alfred-Zingler-Haus, Margaretenhof 10-12.

Weitere Auskünfte erteilen Anne Fulst unter 0209/399987 und Georg Hautkappe 0209/32996 (beide Hassel) sowie Tomas Grohé 0209/5083374 (Horst). Franz-Josef Haglauer (Bulmke) ist unter 01575 6179151 zu erreichen

Zunächst einmal die guten Nachrichten von Tomas Grohé und Georg Hautkappe, den beiden Leitern der Reparatur-Cafés in Horst an der Buerer Straße 86 und von St. Michael in Hassel an der Valentinstraße. „Wir haben den Betrieb nach den Sommerferien wieder aufgenommen“, sagen Grohé und Hautkappe. Jeden ersten Mittwoch im Monat, ab 17 Uhr, öffnen sie und ihr Helferteam den Bürgern ihre Türen.

Tomas Grohé, Leiter des Reparatur Cafés in Gelsenkirchen-Horst.
Tomas Grohé, Leiter des Reparatur Cafés in Gelsenkirchen-Horst. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Reparieren statt wegwerfen ist die Devise – Klima und Umwelt schonen das Ziel

Reparieren statt wegwerfen ist dann angesagt. Im Blick steht dabei die Nachhaltigkeit, der besonnene Umgang mit wertvollen Ressourcen, also letztendlich der Klima- und Umweltschutz. Der Service ist aber auch dafür gedacht, jenen Menschen unter die Arme zu greifen, deren Möglichkeiten nicht ausreichen, neue Dinge anzuschaffen.

„Das Repair Café ist aber noch viel mehr“, sagen Grohé und Hautkappe unisono. Denn sowohl das Jugendzentrum als auch das Gemeindehaus sind „Anlaufstellen, die Menschen miteinander ins Gespräch kommen lassen“.

Kaffee und Kuchen stehen bereit, während Technik-Experten und Bastler sich den alten Schätzchen widmen und sie wieder zum Laufen zu bringen versuchen. Das werde gerne angenommen, weil die Corona-Krise auch über lange Zeit zu sozialer Isolation geführt hat. Und, mit Blick auf wieder wachsende Infektionszahlen, wieder führen könnte. Aber noch läuft der Betrieb weiter.

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In Horst sind es aktuell fünf Reparateure, davon zwei auf Probe, die an den Gerätschaften basteln, in Hassel sind es sogar zehn. Den beiden Einrichtungen kommt zugute, dass die Räumlichkeiten großzügig bemessen sind. Das Einhalten von Vorsichtsmaßnahmen – Lüften, Abstand, Masken, Desinfektion nebst Zugangsregelung, also auch 3G (getestet, geimpft, genesen) – sind nach Angaben der beiden Leiter kein Problem.

Georg Hautkappe, Leiter der Reparatur Cafés Gelsenkirchen-Hassel. Das Bild aus der Vor-Corona-Zeit zeigt zudem noch Anne Fulst und Irmgard Böhm.
Georg Hautkappe, Leiter der Reparatur Cafés Gelsenkirchen-Hassel. Das Bild aus der Vor-Corona-Zeit zeigt zudem noch Anne Fulst und Irmgard Böhm. © FUNKE Foto Services | Thomas Schmidtke

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„Unser Angebot wird gut angenommen“, sagen daher Tomas Grohé und Georg Hautkappe zufrieden. Klar, bei schlechtem Wetter lasse der Zuspruch etwa nach, das sei aber auch verständlich, denn nicht jeder mag sich dann mit dem mitunter sperrigen Gerät auf den Weg machen.

Gelsenkirchener Reparatur-Café in Bulmke gehen die Helfer aus – Angst vor Corona-Ansteckung in Kellerwerkstatt

Anders die Situation im Süden der Stadt, im Alfred-Zingler-Haus im Magaretenhof 10-12 in Bulmke. Hier ist der Leiter des Reparatur-Cafés, Franz-Josef Haglauer in Sorge. „Wir haben noch nicht wieder geöffnet“, sagt Haglauer. Ihm gehen zum einen langsam die meist älteren Helfer aus. Nominell sind es derer zehn. Ihr Interesse schwinde aber, so der Leiter weiter. Zum anderen lasse die Reparaturwerkstatt im Keller des Gebäudes einen Betrieb unter Corona-Bedingungen nicht zu.

Franz-Josef Haglauer, Leiter des Reparatur Cafés Gelsenkirchen-Bulmke.
Franz-Josef Haglauer, Leiter des Reparatur Cafés Gelsenkirchen-Bulmke. © FFS | Michael Korte

Ausweichen auf einen vorhandenen größeren Raum eine Etage höher sei zwar denkbar, so Haglauer weiter, das Hin- und Herschleppen des Werkzeugs jedes Mal sei aber weder wünschenswert noch auf Dauer praktikabel. „Zudem haben einige Helfer Angst, sich mit Corona anzustecken. Die meisten sind älter“, erklärt der Leiter. Und Impfdurchbrüche bei Senioren seien ja keine Seltenheit.

Wie es weitergeht in Bulmke? „Das ist noch offen“, sagt Franz-Josef Haglauer. Im Dezember will er mit seinem Team über die Zukunft beraten. Ob er dann das Reparatur-Café darüber hinaus weiter leiten wird, wird sich dann wohl ebenso entscheiden. Haglauer erklärte, dass er aus gesundheitlichen Gründen wohl etwas kürzer treten müsse.