Gelsenkirchen-Buer. Seit Jahren steht die „Käseglocke“ in Gelsenkirchen-Buer leer. Gastronom fordert einen runden Tisch, um die Zukunft der Immobilie zu klären.

Schrottimmobilien: Bei diesem Wort entstehen sofort Bilder im Kopf, man denkt etwa an das Hochhaus an der Emil-Zimmermann-Allee, an abrissreife Häuser in Bismarck oder Erle. Doch Schrottimmobilien gibt es auch an prominenter Stelle, etwa mitten im Zentrum von Gelsenkirchen-Buer. Die „Käseglocke“ ist eine solche Schrottimmobilie: Gelegen an der Ecke Goldbergplatz/De-la-Chevallerie-Straße, bietet die ehemalige Kneipe direkt gegenüber von Rathaus und Busbahnhof ein trauriges Bild.

Das spitze Dach, das der „Käseglocke“ vermutlich einmal den Namen gab und das auf vielen alten Fotos zu sehen ist, gibt es schon lange nicht mehr, weil es nach einem Brand baufällig war, wurde es im Jahr 2008 entfernt. „Zum Schalker Hannes“ steht noch auf einem kaputten Schild, immerhin ist der Schriftzug „Käseglocke“ in der Neon-Schreibschrift-Optik der 50er-Jahre, wie sie etwa auch das Buersche Hallenbad ziert, noch unversehrt. Die Neon-Buchstaben leuchten allerdings schon ganz lange nicht mehr, die Kneipentüren sind verrammelt, über dem Eingang bröckelt der Putz vor sich hin. „Das ist eine Schande“, findet nicht nur der Buersche Gastronom Christoph Klug.

Kein schöner Anblick am südlichen „Eingangstor“ nach Gelsenkirchen-Buer

„Das ist hier immerhin das Eingangstor zur südlichen Innenstadt“, sagt Klug, und als solches quasi auf dem Präsentierteller. Wer etwa aus dem Norden kommend mit der Bahn zur Veltins-Arena fahre, der bekäme zwangsläufig die Käseglocke zu Gesicht – kein schöner Anblick, und kein Ruhmesblatt für die Stadt und den Ortsteil Buer an dieser exponierten Stelle. Klug denkt auch schon an weitere Großereignisse in der Stadt. „Demnächst haben wir die Fußballeuropameisterschaft in der Stadt, 2027 wird die Internationale Gartenausstellung IGA stattfinden“, sagt der Gastronom. „Wenn wir über die Revitalisierung der Innenstädte nachdenken, dann müssen wir auch über solche Objekte sprechen.“

Nicht wirklich ansehnlich: Der Eingang der ehemaligen Kneipe „Käseglocke
Nicht wirklich ansehnlich: Der Eingang der ehemaligen Kneipe „Käseglocke" © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Lesen Sie weitere Nachrichten aus Gelsenkirchen:

Zum letzten Mal stand die „Käseglocke“ im Jahr 2013 im Fokus der Öffentlichkeit – aber auch damals ging es nicht um eine Wiedereröffnung der damals schon geschlossenen Kultkneipe, sondern „nur“ um einen neuen Anstrich für das Gebäude. Ein Wettbewerb wurde ins Leben gerufen, die künstlerischen Entwürfe dazu kamen von den angehenden gestaltungstechnischen Assistenten, die das Berufskolleg für Technik und Gestaltung an der Turmstraße besuchen. Wilhelm Schlatholt, Vertreter der Eigentümerfamilie, hatte sich damals für einen Fassadenanstrich ausgesprochen, der „eher gestalterisch schön als handwerklich einwandfrei“ sein sollte.

Gastronom Christoph Klug: „Ein bisschen Farbe reicht nicht“

Zwist mit Schalke in den Neunzigern

Mitte der 90er-Jahre war die „Käseglocke“ einmal ins Visier der Rechtsabteilung von Schalke 04 geraten. Der Grund: Der damalige Wirt hatte das Schalke-Logo an der Fassade angebracht – das sei allerdings gesetzlich geschützt, argumentierte der Verein damals und forderte die Entfernung.

Die Aktion sorgte für reichlich Empörung in der Stadt. Nach einigen Presseberichten einigten sich Verein und Kneipe gütlich – Gerüchten zufolge soll Schalkes Manager-Legende Rudi Assauer damals selbst zum Hörer gegriffen haben.

Am Ende setzte sich der Entwurf durch, der bis heute die Käseglocke ziert und der die beiden Themen Fußball und Kultur vermischt: Der Ball verweist auf Schalke, eine Notenlinie soll die Verbindung zur Kulturmeile herstellen. Zuwenig, findet Christoph Klug. „Ein bisschen Farbe reicht doch nicht“, sagt er. Er fordert neue Ideen für den Standort – und spricht auch die Eigentümer an. „Eigentum verpflichtet schließlich“, sagt er. Möglichkeiten, etwas zu verändern, gebe es schließlich viele. „Ich könnte mir einen runden Tisch mit Beteiligung der Stadt und der Eigentümer vorstellen“, sagt er. Er hält auch einen Abriss für denkbar: „Man kann auch mit Grünflächen arbeiten“, sagt er.

„Wenn man Dinge nur hinnimmt, wie sie sind, dann wird sich nie etwas ändern“, ist Klug überzeugt – dafür natürlich müsse der Eigentümer mit ins Boot geholt werden. Wilhelm Schlatholt war allerdings für Nachfragen nicht erreichbar.