Gelsenkirchen-Horst. Der elfjährige Levi Oppenberg wurde in Gelsenkirchen-Horst ausgeraubt und mit einem Messer verletzt. Das ist die Geschichte hinter der Meldung.
Levi Oppenberg wollte nur mal eben schnell zum Kiosk, Süßigkeiten kaufen – was man als Elfjähriger so macht. Das war am Montag, 4. Oktober, zwischen 17 und 18 Uhr, es war noch hell auf den Straßen von Gelsenkirchen-Horst. Zehn Euro hatte der Sechstklässler dabei, mit seinem Tretroller fuhr er zum Kiosk an der Ecke Markenstraße/Industriestraße. Als er wieder herauskam, hatte er noch acht Euro in der Tasche – aber nicht mehr lange. Wenig später wurde er Opfer eines Straßenraubes.
Offenbar hatte ihn jemand dabei beobachtet, wie er im Kiosk einkaufen war. Levi kam aus dem Eckhaus heraus, bestieg seinen Tretroller und wollte nach Hause fahren, die Industriestraße entlang. Er kam nur etwa 100 Meter weit. Ein Mann überholte ihn, versperrte ihm den Weg und forderte das Geld. Als Levi sich zunächst weigerte, zückte der Mann ein Messer und verletzte Levi am Oberarm. Der Junge gab ihm das Geld, der Mann flüchtete.
Die Gelsenkirchener Polizei sucht jetzt den Täter
Oliver Oppenberg, Levis Vater, schüttelt immer noch den Kopf, wenn er daran denkt. „Es kann nicht sein, dass in Horst ein Elfjähriger auf offener Straße überfallen wird“, sagt er, und man merkt, wie wütend und fassungslos er immer noch ist. Als sein Sohn nach Hause kam, habe er zunächst niemandem von dem Überfall erzählt – „erst ein paar Tage später haben wir es aus ihm herausbekommen“, sagt sein Vater. Er vermutet, dass sein Sohn zunächst zu geschockt von dem Erlebten gewesen sei. „Außerdem hatte meine Frau in den vergangenen Jahren gesundheitlich schwer zu kämpfen“, berichtet Oppenberg – er hält es für möglich, dass sein Sohn gedacht haben könnte, er dürfe die Familie nicht noch mit mehr Problemen belasten.
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Als er von dem Vorfall erfuhr, alarmierte Oliver Oppenberg die Polizei – für kommenden Montag wurde ein Termin vereinbart, auf dem Präsidium soll sein Sohn dann versuchen, den Täter mithilfe einer Datenbank zu identifizieren. Bislang ist über den Räuber wenig bekannt: Etwa Anfang 20 soll er gewesen sein, um die 1,65 Meter groß, er habe „deutsch“ ausgesehen und ohne Akzent gesprochen. Weitere Zeugen gab es offenbar nicht.
Bezirksbürgermeister Joachim Gill nimmt sich der Sache an
So sehr der Raub Oliver Oppenberg erschüttert: Dass sich das Verbrechen im Bereich der Markenstraße abgespielt hat, wundert ihn nicht. „Die ganze Gegend ist doch immer schlimmer geworden“, beklagt der Inhaber einer Friedhofsgärtnerei. „Ich habe hier in Horst-Süd mein ganzes Leben verbracht – es ist traurig, wie sehr sich hier alles zum Schlechteren verändert.“
Nachdem Oppenberg den Vorfall der Polizei gemeldet hatte, rief er bei seinem Bezirksbürgermeister an: Joachim Gill (SPD) ist bekannt dafür, dass er in Sachen Situation auf der Markenstraße kein Blatt vor den Mund nimmt, schon mehrfach hat der Lokalpolitiker Alarm geschlagen. „Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst lassen sich hier einfach viel zu selten sehen“, sagt Gill. „Das gilt vor allem für die Abendstunden nach 18 Uhr.“
Barbershop-Inhaber beklagt sich über Raser und Müll
Ihm tue es auch für die Einzelhändler auf der Markenstraße leid, sagt er, dass die Gegend so in Verruf gekommen ist. Sahin Özkan kann ihm da nur zustimmen. Er betreibt einen Barbershop gegenüber dem Kiosk an der Markenstraße, und auch er beobachtet den Verfall des Viertels. Er beklagt sich über Raser auf der Markenstraße und über Müll und Dreck auf der Straße. „Ich bin seit vielen Jahren hier vor Ort und habe in der letzten Zeit viele Kunden verloren“, sagt er.
Levi Oppenberg wird den 4. Oktober wohl so schnell nicht vergessen, und sein Vater genauso wenig. „Wie kann man nur ein Kind beklauen?“, fragt er. Es gibt einen, der ihm diese Frage beantworten könnte – nach dem sucht jetzt die Polizei.
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