Gelsenkirchen-Horst. Von Freitag bis Montag findet in Gelsenkirchen-Horst die Herbstkirmes statt. Was die Schausteller über die Corona-Zwangspause denken.
„Es ist herrlich! Ich stehe wieder in meinem Fadenziehen und die Kinder mit strahlenden Augen davor. Das wärmt das Herz – und das hat so gefehlt“, gerät Andreas Röber ins Schwärmen. Dabei ist die Kulisse gerade alles andere als schön: Im Regen nämlich bauen die Schausteller aus der Region die Horster Herbstkirmes auf dem Josef-Büscher-Platz in Gelsenkirchen auf. Aber das Wetter soll in den nächsten Tagen ja bekanntlich gut werden und so gilt dies auch für die Laune.
Es ist eine echte Traditionsveranstaltung im Ortsteil. Umso bitterer für alle, dass sie im vergangenen Jahr coronabedingt ausfiel. „Gerade um die kleinen Kirmesveranstaltungen muss jedes Jahr neu gekämpft werden“, weiß Sasche Röber. Er ist der 1. Vorsitzende des Gelsenkirchener Schaustellerverbandes und somit Verantwortlicher und Organisator in Personalunion. „Die großen Veranstaltungen werden durch die Städte organisiert. Die bringen ja auch Prestige. Die kleinen organisieren die Schausteller selbst. Da muss man sich dann schon rein knien.“ Immerhin: 15 Geschäfte sind auf dem Marktplatz im Herzen von Horst vereint. Das sind etwas weniger als sonst, der Abstände wegen. Und es sind auch einige neue Schausteller dabei.
Diese Regeln gelten auf der Kirmes in Gelsenkirchen-Horst
Auch wenn es sich wie Normalität anfühlt, ganz vergessen werden darf die Pandemie nicht. Auf den Fahrgeschäften herrscht Maskenpflicht. Gleiches gilt für den Einkauf von Leckereien. Verzehrt werden dürfen sie dann aber auf dem ganzen Platz. Hier gilt keine Maskenpflicht. Jedoch sprechen die Schausteller eine Empfehlung aus. „So haben wir seit September schon vier Veranstaltungen gemacht“, erzählt Petra Röber. „Und die Leute waren alle sehr diszipliniert. So sind eben die Vorgaben der Stadt. Da müssen wir noch einmal durch.“ Zumal die Freude der Gäste bislang überwiege. „Wir spüren schon, dass die Menschen uns vermisst haben“, ergänzt ihr Mann Andreas. „Das ist so schön, das kann man nicht in Worte fassen.“
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Die Familienkirmes bietet mehrere Fahrgeschäfte für Jung und Alt. Für die Kleinsten baut Frank Philipp aus Castrop-Rauxel gerade seine „Kinderschleife“ auf. Hier fahren zehn charmante Gefährte auf Schienen zwei Runden – eine zu ebener Erde und eine darüber. „Besonders die Kinder haben Nachholbedarf“, erzählt er von den ersten Veranstaltungen nach der Zwangspause. „Wir hatten viel Zuspruch“, sagt er und hofft, in Horst werde es ebenso.
Hoffen auf den Weihnachtsmarkt in Dortmund
Autoscooter fahren mit Maske – für Karl Quanta ist das kein Problem. „Mittlerweile ist die doch fast alltäglich“, meint der Schausteller. „Wir sind einfach alle froh, dass wir überhaupt eine Kirmes durchführen können.“ Dabei ist es für ihn schon die letzte des Jahres. Danach bereitet er sich auf seinen Einsatz auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt vor und hofft, dass der auch stattfinden darf. „Wenn wir bis dahin noch keine neue Regierung haben, dann klappt das bestimmt. Dann sind die noch mit anderen Dingen beschäftigt.“
Täglich von 14 bis 21 Uhr
Die Horster Herbstkirmes findet von Freitag, 15. Oktober, bis einschließlich Montag, 18 Oktober auf dem Josef-Büscher-Platz statt, sie hat täglich von 14 bis 21 Uhr geöffnet.Der Eintritt ist frei. Es herrscht keine Maskenpflicht – allerdings wird in Situationen, in denen viele Menschen auf dem Platz sind, zum Tragen einer Maske geraten. Auf den Fahrgeschäften ist dies auch vorgeschrieben. Teile, die angefasst werden, wie etwa die Lenkräder beim Autoscooter, werden regelmäßig desinfiziert.
Gleich gegenüber dem Schloss Horst steht die „Herzchenbahn“ von Patrick Hüsgen. Die Berg- und Talbahn feiert bald ihren 51. Geburtstag und ist der ganze Stolz des Essener Schaustellers. „Es ist sehr schön, endlich mal wieder lachende Kindergesichter zu sehen. Wir sind doch eigentlich dafür da, den Menschen Freude zu bereiten.“ Bei ihm ist, wie bei allen hier, der Schock über den Lockdown noch immer greifbar. „Wir sind ja komplett aus dem Leben gerissen worden. Und wir sind ja welche von dem Schlag, die ihr Geld gern selbst verdienen und es nicht vom Staat bekommen wollen.“
Carol Lauenburger, der hier den „Altstadtgrill“ betreut, bringt es noch deutlicher auf den Punkt. „Wir haben uns damals den Reisegewerbeschein zugelegt, in der Hoffnung, immer reisen zu können. Das ist unser Leben. Wenn man dann eingesperrt wird, fühlt es sich an, wie im Gefängnis zu sitzen.“ Umso mehr freuen sich jetzt alle Schausteller über die alte neue Freiheit.
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