Gelsenkirchen-Buer. Radfahrer auf der De-la-Chevallerie-Straße in Gelsenkirchen-Buer sollen künftig besser geschützt werden. Ein Projekt der Stadt ist gescheitert.

Es ist gerade einmal zwei Jahre her, da wurde Buer ein bisschen blauer. Im Juli 2019 präsentierte die Stadt Gelsenkirchen den neuen Schutzstreifen für Radfahrer, der sich vom Rathausplatz bis zur Freiheit auf beiden Seiten der De-la-Chevallerie-Straße erstreckte, und der für mehr Sicherheit beim Radeln sorgen sollte. Optisch war der Streifen auf jeden Fall ein Hingucker: Ganz in Blau präsentierte er sich, und bei der Vorstellung an einem sonnigen Sommertag leuchtete er besonders schön. Zwei Jahre später ist davon kaum noch etwas zu sehen, und es ist nicht übertrieben, wenn man das Projekt „Schutzstreifen für Radler“ an dieser Stelle als gescheitert bezeichnet. Jetzt plant die Stadt neu.

Mit dem leuchtenden Blau war es schnell vorbei: Die Farbe, die man für den Schutzstreifen gewählt hatte, hielt den Alltagsbelastungen der vielbefahrenen Straße nicht stand. Schon ein gutes Jahr später war die Farbe an vielen Stellen verblasst, teils sogar gar nicht mehr vorhanden. Das lag auch daran, dass der Streifen, anders als geplant, eben nicht nur von Radlern befahren wurde – auch der eine oder andere Auto-, Bus oder Lkw-Reifen sorgte dafür, dass die Farbe schnell abgewetzt wurde. Dabei sollte gerade das nicht passieren.

Diese Regeln gelten auf der Straße in Gelsenkirchen-Buer

Ein Grund: Der markierte Streifen auf der De-la-Chevallerie-Straße ist kein Radfahrstreifen, sondern lediglich ein Schutzstreifen. Der Unterschied: Während ein Radfahrstreifen nach der Straßenverkehrsordnung als eigenständiger Sonderweg gilt, ist der Schutzstreifen Teil der Fahrbahn. Radfahrstreifen sind mindestens durch eine durchgezogene Linie, oft aber auch durch Bordsteine von der Fahrbahn abgesetzt. Ein Schutzstreifen wir dagegen lediglich durch eine gestrichelte Linie und ein Fahrradsymbol gekennzeichnet.

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Autos dürfen den Schutzstreifen „bei Bedarf überfahren“, wie es in der Straßenverkehrsordnung heißt, aber nur dann, wenn dabei keine Radfahrer gefährdet werden. Diese Regel erweist sich aber auf der ohnehin eher schmalen De-la-Chevallerie-Straße als Problem. Zwar gilt die Straße nicht mehr als zweispurig, sondern lediglich als „überbreite“ Fahrbahn, de facto fahren die Autos dort aber nach wie vor nebeneinander – wenn dann ein Auto neben einem Bus oder einem Lkw fährt, hat es fast keine andere Wahl, als über die gestrichelte Linie zu fahren: sehr zum Leidwesen der Radfahrer.

Bezirksregierung Münster hatte sich eingeschaltet

Das soll jetzt anders werden: Die De-la-Chevallerie-Straße bekommt einen „richtigen“ Radfahrstreifen. „Die hierfür notwendige Ausschreibung beginnt noch in diesem Jahr“, teilte ein Stadtsprecher mit, „die erforderlichen Arbeiten werden – bei entsprechender Witterung – nach erfolgter Auftragsvergabe durchgeführt.“ Außerdem wird an vielen Stellen auf der Straßen die „Doppelpfeilmarkierung“ entfernt, die anzeigt, dass zweispurig gefahren werden darf.

Leuchtendes Blau: So schön sah der Schutzstreifen 2019 noch aus. Inzwischen ist das Blau längst verblasst.
Leuchtendes Blau: So schön sah der Schutzstreifen 2019 noch aus. Inzwischen ist das Blau längst verblasst. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Ein Gelsenkirchener Bürger hatte sich beim NRW-Verkehrsministerium über die aktuelle Situation auf der De-la-Chevallerie-Straße beschwert, daraufhin hatte sich die Bezirksregierung Münster eingeschaltet und das Gespräch mit der Stadt Gelsenkirchen gesucht. Die Bezirksregierung attestierte der Stadt zwar, in Sachen Radverkehrsförderung auf dem „richtigen Weg“ zu sein, wie es in einer entsprechenden Vorlage der Bezirksvertretung Nord heißt. Eine Beobachtung durch die Bezirksregierung ergab aber, dass es „viele Überfahrungen des Schutzstreifens durch Kraftfahrzeuge“ gegeben hätte.

Mit dieser Farbe wird der Radfahrstreifen an einigen Stellen markiert

Die durchgezogene Linie, die künftig den Radfahrstreifen von der Straße trennt, soll ein solches Überfahren verhindern – außerdem, so die Hoffnung der Verkehrsplaner, sollen die Autos die De-la-Chevallerie-Straße hauptsächlich einspurig befahren. Das gelte aber nicht für die Kreuzungsbereiche: „Um an den Knotenpunkten die Leistungsfähigkeit der Lichtsignalanlagen aufrechtzuerhalten, sind für einen geordneten Verkehrsfluss in den Knotenzufahrten Pfeilmarkierungen zum Einordnen erforderlich“, schreibt die Stadt. Im Klartext heißt das: Vor den Ampeln sollen sich die Autos auch künftig zweispurig einordnen, um längere Rückstaus zu vermeiden.

Auf eine farbige Markierung des Radfahrstreifens wird weitgehend verzichtet. „Lediglich Stellen, welche besondere Aufmerksamkeit erfordern, werden eingefärbt“, so Stadtsprecher Martin Schulmann. Dabei handelt es sich um den Kurvenbereich von der De-la-Chevallerie-Straße (Fahrtrichtung Norden) in die Goldbergstraße und die neue Ein- und Ausfahrt zur Markthalle. Vom Blau müssen sich die Bueranerinnen und Bueraner aber verabschieden: Die betreffenden Stellen werden rot eingefärbt.