Buer. Auf der De-la-Chevallerie-Straße in Gelsenkirchen-Buer sollen Radfahrer durch einen blauen Streifen geschützt werden. Die Realität ist anders.
„Das Königsblau war leicht verblasst“ heißt es in einem Schalke-Lied, und wer zurzeit auf der De-La-Chevallerie in Buer unterwegs ist, dem könnte dieses Lied in den Sinn kommen. Seit Sommer 2019 gibt es auf der stark befahrenen Straße, die Buer-Mitte von Süd nach Nord durchquert, auf jeder Seite einen blauen Schutzstreifen für Fahrradfahrer. Der ist nach nur einem Jahr an vielen Stellen kaum noch zu erkennen – und auch sonst scheint sich die Begeisterung für das Angebot in Grenzen zu halten.
Rückblende: Im Juli 2019 hatte die Stadt Gelsenkirchen den neuen Schutzstreifen für Radler vorgestellt. Der 1,50 breite, in knalligem Blau gefärbte Streifen sollte Radfahrer, die auf der De-la-Chevallerie-Straße bislang keinen eigenen Radweg hatten, besser vor dem Autoverkehr schützen, der dort auf jeweils zwei Fahrspuren entlang braust.
Gelsenkirchener Straße ist jetzt eine „überbreite Fahrbahn“
Für Autofahrer hatte das auch Auswirkungen: Streng genommen ist die De-la-Chevallerie-Straße seit der Einrichtung des Schutzstreifens keine zweispurige Straße mehr, sondern lediglich eine „überbreite Fahrbahn“, wie es auf Behördendeutsch heißt. Das bedeutet: Zwar dürfen auch weiterhin zwei Autos nebeneinander fahren, sie haben aber nicht mehr so viel Platz wie zuvor. Busse und Lkw, die breiter als normale Autos sind, müssen in der Mitte fahren und können nicht überholt werden.
Der „Schutzstreifen“ für Radler, ist durch eine gestrichelte Linie abgetrennt: Autos dürfen den Streifen „bei Bedarf überfahren“, wie es in der Straßenverkehrsordnung heißt, aber nur dann, wenn dabei keine Radfahrer gefährdet werden. Der aktuelle Zustand des blauen Streifens lässt darauf schließen, dass der Bedarf recht hoch ist: Vielerorts ist die blaue Farbe verblasst, an einigen Stellen sogar ganz verschwunden.
Karl Henke ist die Straße zu gefährlich fürs Radfahren
„Regelmäßige Beobachtungen haben gezeigt, dass der Radverkehr auf der De-La-Chevallerie-Straße stetig zugenommen hat“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann und zieht damit eine insgesamt positive Bilanz. Karl Henke aus Buer widerspricht da energisch. „Ich fahre da nicht mehr her“, sagt er, „das ist mir viel zu gefährlich.“ Henke, der für die Grünen in der Bezirksvertretung Nord sitzt, benutzt gerade für kurze Strecken in Buer hauptsächlich das Fahrrad.
Seine größte Sorge ist der zu kleine Abstand zwischen Radfahrern und Autos. „Von 1,50 Meter kann da keine Rede sein“, ist er sich sicher. Vor allem Busse und Lkw sorgten für Schreckmomente bei Radlern. „Einige Busfahrer sind vernünftig und fahren auf der linken Seite, wenn sie Radfahrer sehen“, hat er beobachtet. Das gelte aber nicht für alle.
Stadt Gelsenkirchen will Radfahrer noch mehr schützen
Bei der Stadt hat man aber auch erkannt, dass man für die Sicherheit der Fahrradfahrer noch mehr tun könnte. „Um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer weiter zu erhöhen, befindet sich die Stadt Gelsenkirchen mit der Bezirksregierung Münster in der Abstimmung“, erläuterte Stadtsprecher Martin Schulmann.
Denkbar sei etwa die Anlage eines Radfahrstreifens neben der überbreiten Fahrbahn. Der Unterschied zum Schutzstreifen: Die unterbrochene, gestrichelte Leitlinie wird durch eine durchgezogene ersetzt. „Damit würde das Überfahren der Leitlinie durch den motorisierten Verkehr noch einmal deutlich reduziert, und auch die Oberflächeneinfärbung wäre keinem überdurchschnittlichem Verschleiß ausgesetzt“, erklärte Schulmann. Sobald es grünes Licht für den Plan gebe, könne er umgesetzt werden, allerdings witterungsbedingt wohl frühestens ab dem kommenden Frühjahr. Dann würde auch das verblasste Blau wieder aufgefrischt werden.
Karl Henke will, wenn er mit dem Rad unterwegs ist, die De-la-Chevallerie-Straße vorerst meiden: „Da fahre ich lieber wieder über meine verschnörkelten Seitenstraßen.“
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