Gelsenkirchen. Wer Tierheim-Hund aufnimmt, wird in Gelsenkirchen bald mehrere Jahre Steuern sparen. Vielleicht können schon Weihnachtstiere profitieren.

Die Gelsenkirchener Stadtverwaltung plant, die Steuerbefreiung für Hunde aus dem Tierheim um zwei weitere Jahre auszuweiten. Bei den Planungen zum Haushalt 2021 wurde das Rathaus auf Antrag der FDP bereits von der Politik beauftragt, eine entsprechende Satzungsänderung vorzubereiten - nun kündigte Stadtkämmerer Luidger Wolterhoff an, dass eine Anpassung „definitiv in Vorbereitung“ sei.

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Die FDP hatte im letzten Hauptausschuss noch einmal nachgefragt, wie es um ihren bewilligten Antrag stehe. „Die Änderung würde für alle Gelsenkirchener gelten, die künftig einen Hund aus dem Gelsenkirchener Tierheim holen“, erklärt Susanne Cichos, Fraktionschefin der Liberalen: „Sie werden dann für drei Jahre von der Hundesteuer befreit.“ Aktuell gilt die Steuerbefreiung lediglich für ein Jahr.

„Typischerweise werden Satzungen zum Jahresende beschlossen. Das ist das übliche Verfahren“, antworte Wolterhoff - räumte aber zugleich ein, dass man in diesem Fall auch eine Ausnahme hätte machen können. „Wir hätten uns gefreut, wenn das passiert wäre und es schon zum 1. Juli geklappt hätte“, sagt Cichos. Schließlich höre sie regelmäßig, dass das Tierheim aus allen Nähten platze.

Geplante Steuerbefreiung soll auch für Listenhunde gelten

Susanne Cichos (FDP) hofft, dass die Änderung der Hundesteuersatzung noch in diesem Jahr gelingt.
Susanne Cichos (FDP) hofft, dass die Änderung der Hundesteuersatzung noch in diesem Jahr gelingt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Dass die Ausnahmeregelung nun ausgeweitet werden soll, sorgt im Tierheim natürlich für Freude: „Das ist super. Endlich was Gescheites“, kommentiert es Heike Reddig, Vorstandsmitglied und Pressesprecherin des Tierschutzvereins, der das Tierheim Gelsenkirchen betreibt, spontan. Und gleich kommt in ihr eine Frage auf: „Wie sieht das bei den Anlagehunden aus? Da hat die Stadt ja ordentlich zugeschlagen“, spielt sie auf eine Steuer von 627 Euro je Tier an, das auf der Liste der potenziell gefährlichen Rassen steht. Zum Vergleich: Für „normale“ Hunde zahlt man lediglich 129 Euro jährlich. Die gute Nachricht: „Das gilt für alle Hunde“, so Cichos.

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Für Heike Reddig, die selbst Hundetrainerin in der Hundeschule des Tierheims ist, eine richtige Entscheidung. Grundsätzlich könne der Schritt der Stadt der Situation Rechnung tragen, dass viele Tierheimhunde Schlimmes erlebt haben und besonderer Fürsorge bedürfen, meist auch in Form eines Hundeschulbesuchs, der dann ja auch Kosten verursacht. Nicht selten benötigen die Hunde obendrein auch eine besondere medizinische Versorgung.

Sorgt die Änderung der Hundesteuer-Satzung für unüberlegte Weihnachtsgeschenke?

Oberbürgermeisterin Karin Welge hatte im Hauptausschuss in Aussicht gestellt, dass die Änderung der Satzung nicht erst zum 1. Januar 2022, sondern möglicherweise sogar schon vor Weihnachten in Kraft treten könnte. „Vielleicht finden wir einen Weg, so mehr Weihnachtshunde glücklich zu machen.“ Aber wäre es überhaupt eine gute Idee, einen Kaufanreiz für ein Haustier als Geschenk zu geben?

Verlust wichtiger Einnahmen

Das Tierheim hält weiter an der coronabedingten Maßnahme fest, dass Besucher nur nach vorheriger Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung kommen können – vor allem zum Schutz der Mitarbeiter. Es gilt die 3G-Regel.

Das bedeutet auch, dass Feste sowie der wöchentliche Trödel ausfallen müssen. Für das Tierheim bedeutet das einen Verlust wichtiger Einnahmen. Bislang jedoch sei das Spendenaufkommen sehr hoch, so Heike Reddig. Allein dadurch könne man die angespannte Lage verkraften.

Tierschützer warnen immer wieder davor, keine Tiere an Weihnachten zu verschenken - oder die Anschaffung zumindest auch dann sorgfältig zu planen. Denn gerade Weihnachts-Tiere würden oft im Heim landen, weil das Interesse nachlasse oder die Haltung der Tiere höhere Anforderung mit sich bringe als erwartet. Sorgen, dass nun viele Tierheimhunde zum unüberlegten Weihnachtsgeschenk werden, muss man aber offenbar nicht haben: Man achte sehr genau darauf, die Hunde nur an geeignete Halter zu vermitteln, heißt es aus dem Tierheim. „Auch ich gehe davon aus, dass da genau hingeschaut wird“, so Susanne Cichos.

Tierheim hat Vertrag mit Stadt Gelsenkirchen um ein Jahr verlängert

Grund zur Freude haben die Tierschützer auch in einer anderen Hinsicht. Zum Jahresende läuft der Vertrag mit der Stadt Gelsenkirchen aus. Jener regelt die Modalitäten der Zusammenarbeit, denn das Tierheim übernimmt ja städtische Aufgaben, indem es beschlagnahmte und gefundene Hunde aufnimmt und versorgt. Dafür erhält es eine „Fallpauschale“, über deren Höhe immer wieder verhandelt werden muss. Das Problematische daran: Je länger das Tier im Tierheim lebt und je schlechter der Zustand ist, umso höher sind die Tierarztkosten und umso weniger reicht die Pauschale.

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„Wir haben aber jetzt eine gute Einigung erzielt“, verrät Heike Reddig, noch ohne konkrete Angaben über die Pauschale zu machen. Allerdings: „Das gilt jetzt nur für das Jahr 2022. Danach stehen neue Verhandlungen an.“ Dann muss sich das Tierheim einmal mehr in einer europaweiten Ausschreibung durchsetzen.