Gelsenkirchen-Buer. Warum CDU und FDP in Gelsenkirchen-Buer Video-Überwachung für sinnvoll halten. Und wieso die SPD mehr Polizei allein für zu kurz gegriffen hält.

Die Klagen über pöbelnde Jugendliche rund um den Busbahnhof Buer und auch auf der Hochstraße sowie die Sorge vor einer drohenden sozialen Schieflage Buers haben bei SPD, CDU und FDP Besorgnis ausgelöst. Alle Parteien sehen Handlungsbedarf: CDU und FDP fordern von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst (KOD) verstärkte Streifen und lösungsorientierte Gespräche mit Stadtverwaltung und Polizei, gegebenenfalls auch Video-Überwachung. Der SPD greift der alleinige Ruf nach mehr Präsenz hingegen zu kurz.

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Als „bedenklich“ wertet Julian Pfeifers, Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion, die „Fehlentwicklungen über Jahre“, die „jetzt mit Nachdruck sukzessive angegangen“ werden müssten. Die pöbelnden Jugendlichen bräuchten „klare Grenzen durch unsere Ordnungskräfte“. Auch die SPD spricht sich dafür aus, „mögliche Unruhestifter möglichst kurzfristig zu belangen.“ Mittelfristig sei ein „feinmaschigeres Netz“ nötig, gegebenenfalls Video-Überwachung von Plätzen, der Einsatz von Streetworkern und die Verbindung mit örtlichen Vereinen und Jugend-Institutionen.

Gelsenkirchener CDU will Aufenthaltsqualität Buers nicht gefährden

„Längerfristig braucht es aber ein Umdenken in den Köpfen der Familien“, fordert Pfeifers. Das Verhalten der Jugendlichen sei „nicht gottgegeben, sondern Ergebnis der Erziehung. Respekt, Freundlichkeit, die Achtung vor anderen Menschen und Eigentum anderer müssen die Jugendlichen in den Familien lernen.“

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Handlungsbedarf sieht Pfeifers „gerade für die Zeit nach Corona“, um die Attraktivität der Innenstadt Buers und deren Aufenthaltsqualität nicht zu gefährden. „Auch die so wichtigen Events brauchen ein gutes Umfeld von Ordnung und Sauberkeit.“

FDP schlägt bessere Beleuchtung dunkler Bereiche und Ausbau der Jugendarbeit vor

Auch für die FDP geht „die Entwicklung in Buer eindeutig in die falsche Richtung“. Die FDP habe „bereits einen Maßnahmenkatalog erarbeitet“, den es mit Verwaltung und Polizei zu besprechen gelte. Darin gefordert seien mehr Streifen durch KOD und Polizei, die stetige Neu-Bewertung von Kriminalitäts- und Angsträumen und deren präventive Bekämpfung, „eine bessere Beleuchtung dunkler Ecken, ein Ausbau der Jugendarbeit vor Ort sowie gegebenenfalls auch der Einsatz von Überwachungskameras.“

Sowohl SPD als auch FPD fordern einen Sachstandsbericht in der Bezirksvertretung Nord, die FDP zusätzlich im Ordnungs- und Präventionsausschuss. Ziel sei es, „zügig einen Aktionsplan aufzustellen“, so der ordnungspolitische Sprecher der FDP-Ratsfraktion, Christoph Klug, und Anne Schürmann, FDP-Bezirksverordnete in Nord. Jürgen Köpsell, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung Nord, geht es auch darum, gegenüber den Bürgern ein Zeichen dafür zu setzen, dass ihre Sorgen ernst genommen werden.

Für Köpsell führen „einzig polizeiliche Maßnahmen nicht zum Erfolg“. Als „bewährtes Bindeglied“ zwischen Polizei und Bürgerschaft solle vielmehr der Polizeibeirat eingebunden werden.

Der verstärkte Einsatz von Streetworkern sei „sicher ein erster Schritt in die richtige Richtung“, aber es müsse auch über eine „ortsnahe und zielgerichtetere Jugendarbeit im buerschen Zentrum“ geredet werden, „die auch tatsächlich den Nerv der Jugendlichen trifft“. Daher solle auch der Kinder- und Jugendausschuss eingebunden werden.

Polizisten prügelten sich mit Jugendlichen in Buer

Nach der Auseinandersetzung, bei der drei Polizisten in Buer im Streit mit vier Jugendlichen verletzt wurden, gibt es jetzt erste Details zum Sachverhalt. Die Berichterstattung und die Ermittlung laufen über das Polizeipräsidium Krefeld. Aus Neutralitätsgründen hatte die dortige Behörde den Fall vom Präsidium Gelsenkirchen übernommen.

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An der Goldbergstraße wurden die Polizisten – sie waren Sonntagabend gemeinsam in ihrer Freizeit unterwegs – gegen 19.45 Uhr vor einer Gaststätte in die Streitigkeiten verwickelt. Nach Auskunft einer Krefelder Polizeisprecherin schritt einer der Beamten ein, als vier Jugendliche – allesamt zwischen 15 und 17 Jahre alt – damit drohten, mit Mobiliar der Gaststätte zu werfen. Er sprach demnach die jungen Leute an, sei aber sofort angegriffen, geschlagen und zu Boden gebracht worden. Darauf schritten seine beiden Begleiter an.

Auch sie wurden laut Polizei von den vier Jugendlichen zu Boden gebracht und dabei leicht verletzt. Ob die drei Männer, Ende 20 bis 38 Jahre alt, sich bei der Auseinandersetzung „als Polizisten zu erkennen geben haben, ist noch nicht klar“, so die Polizeisprecherin.

Von der Auseinandersetzung sollen zwei Videos existieren. Eins von einem Augenzeugen, ein weiteres wurde offenbar von einer Kamera der örtlichen Verkehrsüberwachung am Busbahnhof aufgezeichnet. Die Videos müssten noch ausgewertet werden, heißt es in Krefeld.

Von den vier beteiligten jungen Leuten wurden nach den Streitigkeiten von Polizeikräften die Personalien aufgenommen.