Gelsenkirchen. 42 Prozent der im Lauf der Woche in Gelsenkirchen registrierten Corona-Infektionen trafen Heranwachsende unter 20 Jahren. Ein rasanter Anstieg.

Deutschlandweit startet am Montag eine Impf-Aktionswoche mit mobilen, niedrigschwelligen Angeboten. Die gibt es auch in Gelsenkirchen, allerdings nicht erst jetzt, sondern bereits seit dem 17. Juli. 1.800 Menschen wurden seither im Bus geimpft, an 21 Standorten. Weitere sind geplant, künftig an vier bis fünf Tagen je Woche, um ohne Terminbuchung jedem ein unbürokratisches Impfangebot zu machen. Nötig ist dies auch in Gelsenkirchen durchaus noch. Jeder fünfte Gelsenkirchener, der sich impfen lassen dürfte (19,5 Prozent), also jeder Fünfte ab 12 Jahren, hat diese Möglichkeit noch nicht genutzt (Stand 13.9.). Und nur 74 Prozent aller berechtigten Gelsenkirchenerinnen ab 12 Jahren sind bereits vollständig geimpft.

Nur 64,9 Prozent aller Gelsenkirchener haben vollen Impfschutz

In absoluten Zahlen ausgedrückt: 183.527 Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener haben sich bereits den ersten Pieks gesichert, 168.821 sind vollständig geimpft. Über die Gesamtbevölkerung inklusive Kindern haben damit nur 64,9 Prozent den vollständigen Impfschutz. „Für eine Herdenimmunität immer noch deutlich zu wenig“, stellt Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff klar.

Anteil der Jugendlichen an Gesamtinfektionen zuletzt verdoppelt

Dass die Ungeimpften in erster Linie jüngere Bürger sind, liegt auf der Hand. Unter Zwölfjährige dürfen bis heute nicht geimpft werden in Deutschland, für die Zwölf- bis 18-Jährigen kam die Zulassung von der europäischen Behörde EMA Anfang Juni, die Stiko-Empfehlung, die viele Eltern und auch Kinderärzte abwarten wollten, folgte erst Mitte August.

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Entsprechend rasant ist der Anteil der Jugendlichen unter 20 Jahren in Gelsenkirchen an den neu Infizierten in der jüngeren Vergangenheit gestiegen. Machte diese junge Altersgruppe seit Anfang der Statistiken zur Pandemiesituation im Durchschnitt 19 Prozent aller Infizierten aus (6,5 Prozent unter Zehnjährige, 12,9 Prozent zehn bis 19 Jahre), stieg ihr Anteil an den Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen auf 42 Prozent. Dabei waren die Heranwachsenden ebenfalls doppelt so stark betroffen wie die Jüngeren. 14 Prozent der Fälle trafen unter Zehnjährige, 28 Prozent machten allein die Zehn- bis 19-Jährigen aus. Diese Entwicklung ist allerdings nicht nur für Gelsenkirchen feststellbar, sondern zeigt sich bundesweit.

Zehn Bundeswehrsoldaten unterstützen aktuell das Gesundheitsamt

Das Gesundheitsamt der Stadt hat aktuell – allerdings nur bis zum 22. September – wieder Unterstützung durch zehn Bundeswehrsoldaten, die bei der Kontaktverfolgung helfen. Auch das Gesundheitsamt hat wieder aufgestockt mit Mitarbeitern aus anderen Bereichen aus der Verwaltung und arbeitet derzeit mit 50 Personen ausschließlich in der Kontaktnachverfolgung.

Auswirkung der neuen Quarantäneregelung für Kitas und Schulen noch unklar

Ob die neuen Quarantäneregeln für Schulen, nach denen nur noch die Infizierten selbst in Quarantäne geschickt werden, langfristig für Entlastung bei der Kontaktverfolgung sorgen, bleibe abzuwarten, schränkt Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff ein. „Die Kontaktverfolgung im privaten Bereich des Schülers, in der Familie und im Freizeitbereich, etwa im Sportverein oder bei Geburtstagsfeiern, läuft ja weiter. Immerhin entfällt dies zunächst für den Schulbereich. Aber wer weiß, wie sich das entwickelt. Wenn dann im Nachgang in einer Klasse immer wieder Infizierte hinzukommen, entlastet das nicht wirklich, aber das muss man abwarten“, so Wolterhoff.

Wolterhoff: Pädagogen und Erzieher sind hoch belastet

Großes Verständnis zeigt Wolterhoff für die Pädagogen an Schulen und Kitas, die durch die Testungen und Meldungen Infizierter sowie die Kontakte zu Eltern und Kindern in Quarantäne sehr stark belastet seien mit Aufgaben, die nichts mit ihren pädagogischen Kernaufgaben zu tun haben. Das gelte vor allem auch angesichts der sich ständig ändernden Regeln.

Hier steht der Impfbus in den nächsten Tagen

Der Impfbus macht in dieser Woche in Gelsenkirchen erneut mehrfach Station in den Stadtteilen. Am Dienstag, 14. September, von neun bis 15 Uhr an der Wanner Straße an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung, am Mittwoch, 15. September, an der Musikschule an der Rolandstraße 3, und zwar von neun bis 14 Uhr.

Am Freitag geht es zur Ditib-Moschee an der Wielandstraße in Gladbeck, geimpft wird dort von 12.30 bis 16 Uhr. Am Mittwoch , 22. September dann wird der Ernst-Käsemann-Platz in Rotthausen angefahren. Auch hier wird von neun bis 14 Uhr geimpft.

Wer das Angebot ohne Terminbuchung annehmen möchte, sollte aktuell frei von Infekten sein, seinen Personalausweis und wenn möglich auch den Impfausweis dabei haben.