Gelsenkirchen. Die SPD-Kampagne von Markus Töns nimmt in Gelsenkirchen Fahrt auf. So geht der Kandidat die Bundestagswahl an – und das sagt er zu Olaf Scholz.

69 Seiten hat das gebundene Zukunftsprogramm der SPD, mit dem die Sozialdemokraten in die Bundestagswahl am 26 September ziehen. Untertitel: „Wofür wir stehen. Was uns antreibt. Wonach wir streben.“ Für den lokalen Wahlkampf gilt eher das kleine Format, inhaltlich reduziert auf Flyer- oder Postkarten-Größe und die Kernbotschaften. Der Dreiklang ist dabei für den SPD-Kandidaten Markus Töns, Jahrgang 1964, weitgehend unverändert. Für „gute Arbeit“, einen „Industriestandort der Zukunft“ und ein „starkes Gelsenkirchen“ tritt er an.

Gelsenkirchener SPD-Wahlkampagne nimmt in diesen Tagen Fahrt auf

Olaf Scholz, der Kanzlerkandidat, wird von knallroten SPD-Plakaten „Kompetenz für Deutschland“ versprechen. Mit Töns wird er sich stadtweit 403 Plakatstandorte teilen. Hinzu kommen noch 44 Großflächenplakate, auf denen die SPD ihre Themen und ihre Köpfe platzieren will. Plus Social-Media-Kampagnen, plus Info-Stände und klassischer Straßenwahlkampf, plus klassische Haustürbesuche, plus Kandidatenflyer in 100.000er Auflage, plus Promi-Besuche, plus zünftiger Garten-Grill-Gespräche mit Töns („das Format macht mir Freude. Wir reden, ich bringe Würstchen und Getränke mit“), plus, plus, plus.

Die SPD-Kampagne nimmt in diesen Tagen Fahrt auf. Am 14. August ist der offizielle Wahlkampfauftakt auf der Bahnhofstraße geplant, abends zuvor wird von 27 Ortsvereinen stadtweit plakatiert. Die Zeit drängt, auch weil die Wahl-Entscheidungen immer zeitiger fallen. Vor Beginn der Briefwahl wollen die Sozialdemokraten deshalb ihre Positionen möglichst breit verankert wissen. Und die gehen dann - selbst in wahlkampftypisch reduzierter Form – doch deutlich über ein paar Kernsätze hinaus.

SPD fordert mehr Mittel für Stadtentwicklung, Klimaanpassung und Integration

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Für einen „Mindestlohn von mindestens 12 Euro“, mehr Tarifverträge, eine Ausbildungsgarantie und „ein verlässliches Rentensystem“, Kindergrundsicherung, Lohngleichheit und bessere Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder steht Töns ein. Die Corona-Pandemie und auch die jüngste Flutkatastrophen hätten gezeigt, vor welch großen Herausforderungen das Land stehe, besonders beim Umwelt- und Klimaschutz. Für Töns lautet das Ziel, in Gelsenkirchen einen „starken industriellen Kern zu erhalten“, die Wirtschaft aber dauerhaft klimaneutral aufzustellen. Bei der Energiewende werde daher der Einsatz „von sauberem Wasserstoff eine zentrale Rolle spielen“. Für ein starkes Gelsenkirchen braucht es Unterstützung, um „wieder handlungsfähig zu werden“, so Töns. Dazu fordert die SPD die Übernahme von Altschulden durch Bund und Land, mehr Mittel für Stadtentwicklung und Klimaanpassung sowie für die Integration von Zugewanderten.

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„Es ist immer eine Herausforderung, den Wahlkampf anzugehen“, weiß Töns. Mit 38,3 Prozent der Erststimmen zog er 2017 nach zwölf Jahren als Landtagsabgeordneter als direkt gewählter Abgeordneter in den Bundestag ein. „Wenn man Direktkandidat ist, ist das nicht nur eine Ehre, sondern auch eine Verpflichtung den Menschen gegenüber“, findet Töns. Dass er wieder mit Gelsenkirchen „einen der spannendsten Wahlkreise“ mit dem „geilsten Fußballclub der Welt“ in Berlin vertreten darf, ist sein Anspruch. Dass er das mit einem Kanzler Olaf Scholz an der Spitze machen will, ist das Ziel. Scholz, so die lokalen Genossen, sei der stärkste Kandidat: Solide, verlässlich, deutlich, klar und fokussiert. „Und er kann Ökologie und soziale Fragen zusammenführen. Das ist entscheidend“, findet Töns.

Zustimmungswerte von Olaf Scholz liegen weit über denen der Partei

Prickeln im Tütchen

Schon ab dem 30. August kann per Briefwahl für die Bundestagswahl abgestimmt werden. Im Vorfeld will die SPD flächendeckend in Gelsenkirchen mit einer Postkartenaktion für sich und ihre Themen werben. Das Motiv zum Text „Richtig treffen bei der Briefwahl“: Markus Töns, der dynamisch einen rot-weißen Fußball kickt.

Ein paar SPD-Devotionalien soll es natürlich auch an den Ständen geben, beispielsweise „Korki“, einen Flaschenverschluss. Oder Brausetütchen mit dem Konterfei des Kandidaten. Geschmacksnote? Himbeere!

Bei der Kanzlerfrage liegen die Zustimmungswerte von Olaf Scholz weit über denen der Partei. Scholz, glaubt Töns, werde die SPD weiter hochziehen. Am Ende, da legt er sich fest, „werden wir vor den Grünen liegen“. Dass die Groko-Jahre die SPD im Bund verzwergt haben, überdeckt die Erfolge, die Töns in der Koalition für die Sozialdemokratie verbucht: Die Grundrente, die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes („beides war historisch“) oder auch den Sozialen Arbeitsmarkt,, von dem in Gelsenkirchen allein bis zu 800 Menschen profitieren werden“. Manch ambitionierteres Ziel, beispielsweise beim Klimaschutz, sei dagegen an der „Beton-CDU“ gescheitert. Auch deshalb, so Töns, „muss es einen Wechsel geben. Wir müssen die CDU in die Opposition schicken.“

Töns über AfD-Politiker Schneider: „Das ist für mich kein Demokrat“

Ein Kampagnenstart ist kaum der Zeitpunkt für den studierten Politologen, um öffentlich über mögliche Koalitionen und das Kräfteverhältnis nach dem 26. September zu spekulieren oder über lokale Gegenkandidaten und Wahlkampfauftritte zu sprechen. Mit einer Ausnahme: Von AfD-Politiker Jörg Schneider, wie Töns seit 2017 im Bundestag, grenzt er sich klar ab. „Ich sehe ihn nirgends in Gelsenkirchen, er ist hier nicht präsent. Für mich ist der Mann kein Demokrat, sondern ein Rechtsradikaler.“