Gelsenkirchen-Buer. Gelsenkirchener und Leser der „Bunte“ werden gestutzt haben, als sie dort kürzlich den Namen von Propst Markus Pottbäcker lasen. So kam es dazu.

Dass er seinen Namen im Gelsenkirchener Lokalteil der WAZ wiederfindet, das ist für Markus Pottbäcker nichts Ungewöhnliches, und auch im „Neuen Ruhr-Wort“, der Kirchenzeitung für das Bistum Essen, taucht der Propst der katholischen Gemeinden St. Urbanus und St. Augustinus natürlich häufiger auf. Dass man den Namen Markus Pottbäcker allerdings in der „Bunten“ liest – das ist eine Premiere.

Eine ganze Doppelseite hatte die Hochglanz-Illustrierte kürzlich der Hochzeit einer bayerischen Adligen, Helena Gräfin von Drechsel, mit ihrem italienischen Verlobten Francesco Costantino gewidmet, die kirchliche Trauung fand in Andalusien in Spanien statt. Der Priester, der die Zeremonie vollzog, war niemand anderes als Markus Pottbäcker: Als alter Freund der Familie hätte das Brautpaar ihn gebeten, es kirchlich zu verheiraten, berichtet der Geistliche, und dieser Bitte sei er gerne nachgekommen – zumal er ohnehin gerade Urlaub hatte.

So kam es zu dem Kontakt zwischen dem Pfarrer aus Gelsenkirchen und der Adelsfamilie

„Ich bin seit 2004 Mitglied des Malteserordens“, erzählt Markus Pottbäcker, wie es zu dem ungewöhnlichen Zusammentreffen von Ruhrgebiet und bayerischem Adel gekommen sei. In dem bereits im Mittelalter gegründeten Orden sind traditionell viele katholische Adlige organisiert, die dort humanitäre Hilfe leisten. Über die Arbeit für den Orden hatte der Pfarrer aus Gelsenkirchen adlige Familien kennengelernt – „daraus sind dann viele persönliche Beziehungen und Freundschaften entstanden“, so der Propst. Ab und zu kommt es vor, dass Pottbäcker den adligen Nachwuchs auf Kommunion und Firmung vorbereitet – und manchmal bleibt der Kontakt dann bis ins Erwachsenenalter bestehen.

Hier traut Propst Markus Pottbäcker normalerweise seine Brautpaare: Die Propsteikirche St. Urbanus in Buer.
Hier traut Propst Markus Pottbäcker normalerweise seine Brautpaare: Die Propsteikirche St. Urbanus in Buer. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

So wie im Fall von Helena Gräfin von Drechsel. Die 34-Jährige, die vom Tegernsee stammt, gehört einem alten, bayerischen Adelsgeschlecht an. Die Familie von Drechsel ist mit den Wittelsbachern verwandt, der Familie also, die bis 1918 die bayerischen Könige stellte: Helena von Drechsel ist eine direkte Nachfahrin von Maximilian I. Joseph, der von 1806 bis 1825 auf dem bayerischen Thron saß.

Formulare in lateinscher Sprache waren nötig

Standesamtlich hatte das Paar bereits im Oktober 2020 im kleinen Kreis geheiratet, für den Sommer war die kirchliche Trauung geplant. „Eigentlich sollte die Hochzeit am Tegernsee stattfinden“, berichtet Pottbäcker, „doch die unklare Corona-Situation hat eine Planung schwierig gemacht.“ Also verlegte man die Feier nach Andalusien – dort hatte Helena von Drechsel schon als Kind oft Urlaub gemacht, wusste die „Bunte“ zu berichten.

Damit Markus Pottbäcker die Trauung auch offiziell vornehmen durfte, mussten einige Formulare ausgefüllt werden. „Zunächst musste das Heimatbistum aus Bayern zustimmen, dann auch noch das zuständige spanische Bistum“, erzählt der Geistliche – sämtliche Formulare waren, wie es in der Kirche Tradition ist, in lateinischer Sprache verfasst.

Dieses Kleid trug die Braut während der Hochzeit

Orden mit eigener Währung

Der Malteserorden, dem Propst Markus Pottbäcker angehört, wurde im 11. Jahrhundert in Jerusalem gegründet und wurde nach dem Ersten Kreuzzug zu einem geistlichen Ritterorden. Der Orden gilt, genau wie der Heilige Stuhl, als souveränes, nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt und verfügt sogar über eine eigene Währung.

In Deutschland gehören dem Orden mehrere tausend haupt- und ehrenamtliche Helfer an, sie arbeiten etwa in der Flüchtlingsbetreuung, der Altenhilfe, oder in Krankenhäusern und Hospizen.

Die „Bunte“ widmete der Hochzeit in ihrer Ausgabe von Ende Juli viel Platz, zwei Seiten mit Text und vielen Fotos. So erfuhren die Leserinnen und Leser etwa, dass Helena ein Kleid der Designerin Natascha Müllerschön trug, dass Sophie Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg als eine Trauzeugin fungierte und dass es nach der kirchlichen Trauung im Golf- und Country-Club „Dehesa Montenmedio“ ein Drei-Gänge-Menü gab – mit einer Tischdeko in Blau und Gelb, den traditionellen Farben der Familie von Drechsler.

Zur Hochzeitsreise ging es für das frisch getraute Paar nach Griechenland, erfuhren die „Bunte“-Leser weiter – allerdings mit ein paar Tagen Verspätung, weil zwischendurch noch eine andere Hochzeit anstand. „Meine Trauzeugin Sophie Gräfin Hoyos und Paulo Graf von Clary und Aldringen heiraten eine Woche nach uns in Österreich“, zitierte die Illustrierte die Braut. Diese Hochzeit fand allerdings ohne Markus Pottbäcker statt – für ihn ging es nach dem Ausflug in die Welt des Adels wieder zurück ins heimische Ruhrgebiet.