Gelsenkirchen. Schalke-Fan ist der Gelsenkirchener Propst Markus Pottbäcker schon seit Jahren. Bei der Schalker Jahreshauptversammlung stellt er sich zur Wahl.

Zur Berufskleidung eines katholischen Priesters gehört unter anderem das sogenannte Kollar, das ist der weiße Stehkragen, der zum schwarzen Hemd getragen wird. Propst Markus Pottbäcker, Pfarrer der Gelsenkirchener Gemeinden St. Urbanus und St. Augustinus, trägt das Kollar in der Regel auch dann, wenn er sich die Spiele des FC Schalke 04 in der Arena anschaut. Dann aber ziert den weißen Kragen ein kleines, blaues Schalke-Logo.

Pottbäcker ist Schalke-Fan, und das nicht erst seitdem er im Jahr 2014 Pfarrer in der buerschen Gemeinde St. Urbanus wurde und deshalb nach Gelsenkirchen zog. „Mein Vater war MSV-Duisburg-Fan“, sagt der gebürtige Duisburger, „aber mit diesem Verein konnte ich noch nie viel anfangen. Ruhrgebietsfußball: Das ist für mich Schalke 04.“ Jetzt will sich Pottbäcker in „seinem“ Verein noch mehr einbringen: Bei der Jahreshauptversammlung des Clubs am Sonntag bewirbt er sich um einen Platz im Wahlausschuss.

Um diese Gelsenkirchener Gemeinden kümmert sich Markus Pottbäcker

„Peter Peters, der ehemalige Finanzchef, hatte mich schon vor einem Jahr angesprochen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, im Verein Verantwortung zu übernehmen“, erzählt der 54-Jährige. Er konnte: Am Sonntag bewirbt er sich mit elf weiteren Kandidaten um vier freiwerdende Plätze in dem Gremium.

Der Fußballer im Kirchenfenster: In der St.-Joseph-Kirche in Schalke trägt der heilige Aloysius blau-weiße Fußballschuhe.
Der Fußballer im Kirchenfenster: In der St.-Joseph-Kirche in Schalke trägt der heilige Aloysius blau-weiße Fußballschuhe. © Mengedoht/FFS

Ehrensache für einen, zu dessen Gemeindegebiet nicht nur das Vereinsgelände mit der Arena, den Trainingsplätzen und der Geschäftsstelle gehört. Auch die Trauerfeier für Schalkes Manager-Legende Rudi Assauer fand in der Urbanus-Kirche in Buer statt, Pottbäcker hatte den Gottesdienst damals gemeinsam mit seinem evangelischen Amtskollegen Hans-Joachim Dohm gestaltet. Seit Juni ist Markus Pottbäcker zudem Pfarradministrator der Kirchengemeinde St. Joseph im Stadtteil Schalke, und dort wird Fußball bekanntlich groß geschrieben. Sogar ein Kirchenfenster der St.-Joseph-Kirche zeigt einen Heiligen mit Fußball und blau-weißen Stutzen, zu Schalke-Spielen lädt die Gemeinde jeweils zur „offenen Kirche“.

Darum ist für ihn Schalke so wichtig für Gelsenkirchen

„Der Verein braucht Menschen in Gremien, die in der jetzigen schwierigen Situation Verantwortung übernehmen“, sagt Markus Pottbäcker. Er fordert eine „innere Erneuerung“ des Vereins – die sei jetzt notwendig. Denn für ihn steht gerade viel auf dem Spiel. „Es ist ja nicht nur der Club, um den es geht“, sagt der Propst. In Gelsenkirchen gehe es um mehr – nirgendwo sonst sei die Verbindung zwischen Verein und Stadt so eng wie hier. „Wenn man den HSV aus Hamburg herausnimmt, bleibt immer noch eine pulsierende und lebenswerte Metropole“, sagt Pottbäcker, „das gleiche gilt für den FC Bayern und die Stadt München. Wenn es aber Schalke nicht mehr geben würde, dann wird es schwierig für Gelsenkirchen.“

Zwölf Bewerber für vier Plätze

Der Wahlausschuss des FC Schalke 04 entscheidet über die Zulassung von Kandidaten zur Aufsichtsratswahl. Im Hinblick auf die satzungsrechtliche Unanfechtbarkeit der Auswahlentscheidungen kommt der Sorgfalt bei der Kandidaten-Auswahl besondere Bedeutung zu.

Der Ausschuss hat acht Mitglieder, vier der Posten stehen am Sonntag bei der Jahreshauptversammlung zur Wahl. Um die Posten bewerben sich zwölf Kandidaten. Die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen werden für vier Jahre gewählt, die Dritt- und Viertplatzierten für drei Jahre.

Die Vereinsverantwortlichen müssten sich fragen, für wen sie ihre Arbeit tun. „Klar sind die Spieler mit ihren Millionengehältern wichtig, klar geht es darum, so schnell wie möglich wieder in die Bundesliga zurückzukehren“, sagt der Geistliche. „Aber genauso wichtig sind die vielen Menschen, die auch Schalke 04 ausmachen: Die Fans, die den Club jeden Tag leben.“ Dieses „Wir-Gefühl“ müsse wieder gestärkt werden, das sei das Wichtigste. „Wir brauchen so eine Art Ruhrgebiets-mia-san-mia-Gefühl“, sagt er.

Allzu große Chancen auf die Wahl am Sonntag rechnet sich Markus Pottbäcker nicht aus – mithelfen, den Verein wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen, will er so oder so. „Mit dem Thema Vertrauensverlust in große Organisationen habe ich schließlich jeden Tag zu tun“, sagt er augenzwinkernd mit Blick auf die Lage der katholischen Kirche.