Gelsenkirchen. Ein Service-Team der Gafög putzt in Mietshäusern der GGW. Davon profitieren der Soziale Arbeitsmarkt, Ex-Arbeitslose und Gelsenkirchener Mieter.

Der Soziale Arbeitsmarkt kommt handfest daher, vor allem aber ordentlich und rein: Für (bislang) 698 von aktuell 4975 Mietparteien der GGW, der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft, putzen Gafög-Kräfte Flure und Fenster, Kellergänge und Haustüren. Sauberer Nebeneffekt: Die Männer und Frauen, die für die Gelsenkirchener Arbeitsförderungsgesellschaft als reinigende Truppe unterwegs sind, arbeiten sich – im Idealfall – zurück in den Job. Lange Jahre der Arbeitslosigkeit wollen sie hinter sich lassen.

Gelsenkirchener Service-Mitarbeiter mit 38,5 Stunden-Stelle – und Mindestlohn

Silke Gostomski hat in jungen Jahren mal Pferdewirtin gelernt. Ihre Zukunft in diesem Bereich sieht die 44-Jährige schon lange nicht mehr. Langzeitarbeitslos war sie, fiel in die Kategorie, für die Anfang 2019 das Teilhabechancengesetz in Kraft trat: Es fördert (im ersten Jahr zu 100 Prozent) Personen über 25, die in den letzten sieben Jahren mindestens sechs Jahre Leistungen vom Jobcenter bezogen haben und soll ihnen eine „nachhaltige Beschäftigungsperspektive“ eröffnen – mit einer sozialversicherungspflichtigen Stelle, mit – zumindest – Mindestlohn, mit mehrjähriger Beschäftigung. Nun ist sie „froh, wieder arbeiten zu können“, freut sich über das Team und die Wertschätzung, die sie erfährt. Im Mai 2020 hat Silke Gostomski in der Putzkolonne begonnen. Wie auch ihr älterer Kollege. Seit 2001 war er zuvor ohne Job. Nun ist er Putzkraft im Service-Team. Und „ganz zufrieden“. Dass er die Stelle gekriegt habe, sagt er, „dat war richtig gut“.

Gafög beschäftigt 131 Kräfte über den Sozialen Arbeitsmarkt

131 Beschäftigte für den Sozialen Arbeitsmarkt: Für die Gafög ist seit ihrer Gründung 1992 die öffentliche Beschäftigung ein wesentliches Geschäftsfeld, sagt Geschäftsführer Folker Gebel.
131 Beschäftigte für den Sozialen Arbeitsmarkt: Für die Gafög ist seit ihrer Gründung 1992 die öffentliche Beschäftigung ein wesentliches Geschäftsfeld, sagt Geschäftsführer Folker Gebel. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Für die Gafög ist seit ihrer Gründung 1992 die öffentliche Beschäftigung ein wesentliches Geschäftsfeld. „Deshalb haben wir uns immer an entsprechenden Förderprogrammen des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Gelsenkirchen beteiligt und unterstützen aktuell das Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen und die Stadt bei der Einrichtung eines Sozialen Arbeitsmarkts“, sagt Geschäftsführer Folker Gebel. Die Gafög-Kräfte werden professionell angeleitet. 131 sind es mittlerweile, die im Rahmen von Auftragsarbeiten eingesetzt werden, darunter Quartiershausmeister, Männer und Frauen für die Parkpflege und eben auch die bislang sechs Reinigungskräfte. Zwei weitere werden derzeit ausgewählt. Denn der Bedarf für ihre Arbeit steigt.

Kostenpunkt pro Mieter und Monat: zehn Euro rechnet die GGW ab

Fachlich angeleitet und betreut

Die ausgeführten Auftragsarbeiten würden vom Service-Team „als Herausforderung und nicht als Überforderung erlebt, stellt Ralf Matrisch, Betriebsleiter der Gafög, fest. Mit zunehmender Beschäftigungsdauer würden die Arbeitsanforderungen sukzessiv erhöht, um die fachlichen Fähigkeiten der Mitarbeitenden zu erweitern.Die Kräfte für den Sozialen Arbeitsmarkt werden von erfahrenen Fachkräften angeleitet. Die Gafög setzt dabei in der Regel Handwerks- und Industriemeister oder staatlich geprüfte Techniker ein.

Die GGW plant aktuell, weitere Häuser im Ortsteil Scholven vom Service-Team reinigen zu lassen. Auch an den bisherigen Einsatzorten wächst der Bedarf, weil sich zunehmend Mieter für das Putz-Angebot erwärmen. Die GGW schreibt ihre Mieter an, lässt der Hausgemeinschaft aber die individuelle Entscheidung.

Stefan Eismann, Prokurist der GGW und Leiter der Hausbewirtschaftung, will das Putz-Angebot ausweiten. 10 Euro pro Mieter und Monat, sagt er, seien ein branchenüblicher Preis.
Stefan Eismann, Prokurist der GGW und Leiter der Hausbewirtschaftung, will das Putz-Angebot ausweiten. 10 Euro pro Mieter und Monat, sagt er, seien ein branchenüblicher Preis. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„50 bis 60 Prozent entscheiden sich sofort für die Reinigung“, sagt GGW-Prokurist Stefan Eismann. Doch wer selber putzen will, kann das weiterhin machen. Dann sparen die Service-Leute halt seine Etage aus – ein Angebot, das professionelle Reinigungsdienste so nicht ermöglichten. Doch die Erfahrung der vergangenen Monate zeigt: Viele wollen dann doch nachträglich den Service in Anspruch nehmen. Kostenpunkt pro Mieter und Monat: zehn Euro, abgerechnet wird über die Betriebskosten.

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Für Eismann, den Leiter der Hausbewirtschaftung der GGW, zahlt sich die Zusammenarbeit gleich mehrfach aus. Mieter profitierten, die Immobilien im Bestand ebenso und auch die Beschäftigten über den Sozialen Arbeitsmarkt. „Wir freuen uns sehr, Langzeitarbeitslosen eine zweite Chance geben zu können“, sagt Eismann. Gleichzeitig brächte das Thema Ruhe in die Mieterschaft. „In nahezu jeder zweiten Beschwerde“ sei es zuvor um die mangelhafte Flurreinigung durch Nachbarn gegangen. „Das hat jetzt deutlich nachgelassen.“ Aber auch bei Neuvermietungen zahle sich der Service aus. „Es ist einfach wichtig für Mietinteressenten, wenn sie ins Haus kommen und einen geputzten Flur sehen“, sagt Eismann. „Sauberkeit und ein gepflegter erster Eindruck der Immobilien steht an oberster Stelle.“