Gelsenkirchen. . 24 Langzeitarbeitslose aus Gelsenkirchen mit neuem Arbeitsvertrag, bis zum Jahresende sollen es 400 sein. Hohe Zuschüsse für Arbeitgeber.
Die Konjunktur brummt und die Zahl der Arbeitslosen sinkt seit Jahren. Ein Problem hat sich trotz einer Vielzahl von Programmen im Ruhrgebiet wie auf Bundesebene verfestigt: die Langzeitarbeitslosigkeit. Der Bund investiert ab sofort bis 2021 vier Milliarden Euro und 9,6 Millionen Euro in Gelsenkirchen, um diese Last über das so genannte Teilhabechancengesetz, besser bekannt als „sozialer Arbeitsmarkt“, aus dem Weg zu räumen. Auch Gelsenkirchen geht jetzt an den Start.
Schon das erste Etappenziel für das Premierenjahr stellt eine hohe Hürde für das Jobcenter-Team um IAG-Geschäftsführer Dirk Sußmann dar: 400 Menschen in versicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu bringen. Der Gesetzgeber hat dafür bei den Mitteln nachgebessert, um das Problem zu lösen.
Nicht mehr Mindestlohn, sondern Tariflohn
Kern des Gesetzes, das unter dem Paragrafen 16i im SGB II zu finden ist, ist nicht mehr der Mindestlohn, „sondern der Tariflohn“, wie Svenja Steidele und Dirk Groß vom IAG betonen. Steidele leitet den Arbeitgeberservice des Jobcenters, Groß ist Teamleiter für öffentlich geförderte Beschäftigung.
Als Anreiz für die Einstellung eines Langzeitarbeitslosen ist eine Förderung über fünf Jahre vorgesehen– „in den ersten zwei Jahren mit 100 Prozent des versicherungspflichtigen Entgelts, danach mit 90, 80 und 70 Prozent.“ Interessierte Unternehmen können sich unter 0209 60 509 100 informieren.
Regelmäßige Begleitung
Hebel Nummer drei ist ein „begleitendes Coaching, um das Arbeitsverhältnis zu stabilisieren“, erklärt Sußmann, sowie „Praktika und Weiterbildungen mit bis zu 3000 Euro Förderung.“ Etwa für einen Gabelstaplerführerschein.
24 Arbeitsverträge sind zum Start des sozialen Arbeitsmarktes in Gelsenkirchen unterzeichnet worden, weitere 200 sollen laut IAG bis zum Sommer folgen. Bei den Jobs handelt es sich um Helfertätigkeiten. Das Spektrum reicht dabei von der Reinigung über den Verkauf, Pflege (Stationshilfe) und Pförtnertätigkeiten bis hin zum Service in der Gastronomie.
Alles beruht auf Freiwilligkeit
Die Kandidaten – alles beruht auf Freiwilligkeit – werden über Potenzialanalysen, Praktika und Kurse zuvor vorbereitet und ausgewählt. Denn nicht selten nagt lange Arbeitslosigkeit an der Seele der Betroffenen, sie geht einher mit starker Antriebslosigkeit, mit In-den-Tag-Hineinleben und fehlender Pünktlichkeit und Verlässlichkeit – eben mit einem Aufgeben eines Großteils von dem, was das Berufsleben ausmacht.
Deshalb gehen die Coaches mit in die Betriebe, anfangs ist die Betreuung sehr intensiv und häufig, je mehr sich die Beschäftigung verfestigt, desto größer die Abstände.
Der Anfang ist gemacht, aber der Weg ist lang und beschwerlich. In Gelsenkirchen fallen rund 10.000 Menschen unter die Fördervoraussetzung – sie beziehen seit mindestens sechs Jahren Leistungen nach SGB II, also Hartz IV.