Gelsenkirchen. Der schulscharfe Sozialindex verhilft Gelsenkirchener Grundschulen zu mehr Lehrerstellen. Deutlich mehr Lehrer dafür gibt es aber (noch) nicht.
Vom kommenden Schuljahr an erfolgt die Zuteilung von Lehrerstellen im Land nicht mehr nach den für ganze Schulamtsbezirke/ Städte berechneten fünf Kategorien, die sich an der „sozialen Belastung“ der Stadt orientiert, sondern nach einem schulscharfen Sozialindex mit neun Stufen. Wobei die Stufe eins für eine Schule mit ausgesprochen privilegierter Schülerschaft und Rahmenbedingungen steht, Stufe neun eine Schule mit ganz besonderen Herausforderungen in mehrerlei Hinsicht meint. Bei der alten Kategorisierung entfiel Gelsenkirchen in die Kategorie fünf. Wie es bei der neuen, schulscharfen Einteilung aussieht, ist nur für Grundschulen annähernd nachvollziehbar.
18 zusätzliche Stellen für Grundschulen, unter anderem dank neuer Berechnung
Für Gelsenkirchener Grundschulen gibt es demnach 18 zusätzliche Stellen, „unter anderem“ dank schulscharfem Sozialindex, wie Fridtjof Unger von der unteren Schulaufsicht betont. Mit dem Plus sollen die Integration gefördert (sieben Stellen) und Unterrichtsausfall verhindert werden (11 Stellen). „Unter anderem“ dank schulscharfem Index, weil das Schulamt natürlich die städtische Gesamtsituation im Blick habe und entsprechend bei Langzeiterkrankungen oder anderen Ausfällen Lehrkräfte bedarfsgerecht einsetze, so Unger.
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Wieviele Lehrkräfte aber diese Stellen auch wirklich ausfüllen werden, ist allerdings noch nicht klar. Gelsenkirchen ist laut Schulverwaltung zwar bereits beliebter geworden bei Lehrkräften; zu den beliebtesten Städten zählt es trotz guter (digitaler) Ausstattung weiterhin nicht. Der landesweit herrschende Lehrkräftemangel macht es nicht leichter, vorhandene Stellen zu besetzen. 155 Stellen von Sozialpädagogen und Lehrern waren im Mai 2021 in Gelsenkirchen nicht besetzt.
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Gefragt nach den Auswirkungen der Neuverteilung nach schulscharfem Sozialindex hatte Ulrich Jacobs im Namen der SPD im Ausschuss. Er hatte auch gefürchtet, dass dabei Besonderheiten einzelner Standorte wie Krankenstand im Kollegium oder Vollzeit- und Teilzeitverteilung nicht berücksichtigt würden. In der Hinsicht konnte Unger beruhigen: „Es gehört zu unserem Kerngeschäft, das im Blick zu haben.“
Selbst der Schulträger weiß nicht, welche Schule wie eingestuft ist
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Wie die Einstufung der einzelnen Gelsenkirchener Schulen im Detail aussieht, weiß aber nicht einmal der Schulträger, also die Fachverwaltung, klagte Bildungsreferatsleiter Klaus Rostek in der letzen Sitzung des Fachausschusses am Donnerstag. Dass es kein offizielles Ranking von Schulen gibt, wie ursprünglich von der FDP angeregt, begrüße man zwar ausdrücklich; aber für die Detailplanung bei der Schulausstattung könnte die Einstufung aufgrund von Eckdaten für den Schulträger durchaus hilfreich sein, so Rostek.
Was der Sozialindex misst
Der Sozialindex berücksichtigt verschiedene Faktoren wie Kinder und Jugendarmut, ermittelt an der Quote der SGBII-Hilfe-Empfänger im Einzugsgebiet, den Anteil der Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Familiensprache sowie den Anteil der selbst aus dem Ausland zugezogenen Kinder und Jugendlichen. Einbezogen wird auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache.
In die höchste Unterstützungsstufe neun wurden landesweit nur vier Grundschulen (von 2712) und vier Hauptschulen (von 179 in NRW) eingruppiert. In die Gruppe acht kamen landesweit lediglich 14 Grundschulen und sieben Hauptschulen. In Stufe sieben finden sich NRW-weit 70 Grund-, 27 Haupt-, drei Real- und zwei Gesamtschulen sowie ein Gymnasium (von 504 insgesamt).
Einen groben Einblick in die Einstufung Gelsenkirchener Grundschulen auch im landesweiten Vergleich gab auf Wunsch der Politik Schulamtsdirektorin Petra Bommert. In die Stufe neun wurden demnach nur vier Grundschulen im ganzen Land eingeordnet, darunter keine Gelsenkirchener Schule. Auf die Stufen sieben bis neun, also jene mit hohem Unterstützungsbedarf aufgrund der Rahmenbedingungen, entfallen landesweit drei Prozent aller Grundschulen. In Gelsenkirchen aber sind es 20 Prozent, also jede fünfte Schule. Von den Eckdaten her in Gruppe drei und damit als Schule, in der Bildung angesichts der Schülerschaft und des Umfeldes gut gelingen kann, eingeordnet wurden landesweit 75 Prozent aller Grundschulen. In Gelsenkirchen gilt diese Einschätzung lediglich für 38 Prozent der Grundschulen. Mehr personelle Unterstützung vom Land gibt es grundsätzlich erst für Schulen ab einer Einstufung in Gruppe fünf und höher.
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