Gelsenkirchen. Sollten Schüler während des Unterrichts Masken tragen? Die Gelsenkirchener FDP ist aus mehreren Gründen dagegen. Wissenschaftler jedoch warnen.

Während die Gelsenkirchener FDP am Mittwochvormittag für eine Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen – auch in geschlossenen Räumen – plädiert hatte, schuf die nordrhein-westfälische Schulministerin, Yvonne Gebauer, am Nachmittag bereits Fakten und verkündete erste Lockerungen für Schülerinnen und Schüler.

Gebauer (FDP) sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die Maskenpflicht auf dem Schulhof zum kommenden Montag außer Kraft gesetzt werden soll. In Innenbereichen solle sie allerdings weiterhin Bestand haben. Die Details dazu würden in der neuen Coronaschutzverordnung, die in Kürze veröffentlicht werden sollen, stehen.

Darüber hinaus können auch Oberstufenklassen Hitzefrei bekommen. Sofern die Raumtemperatur über 27 Grad liegt, können die Schulleiter über Hitzefrei entscheiden. Eigentlich sind Oberstufenschüler von dieser Regelung ausgenommen. Durch die besonderen Belastungen der Maske werde diese jetzt gelockert.

Gelsenkirchener FDP: Maskenpflicht im Inneren sollte überprüft werden

Die hiesige FDP-Fraktion möchte einen Schritt weitergehen: Aufgrund der gesunkenen Inzidenzwerte und der hohen Temperaturen benachteilige das verpflichtende Tragen einer Maske die Schülerinnen und Schüler, heißt es von der hiesigen Ratsfraktion der Liberalen.

Die Pflicht zum Tragen der Maske werde an vielen Orten gelockert, ebenso an Stätten, an denen keine regelmäßigen Tests durchgeführt würden, in Schulen aber nicht. Dort fiel derweil nur eine äußerst geringe Anzahl der durchgeführten Coronatestungen positiv aus. Sieben von 30.688 waren es in der Kalenderwoche 23 in Gelsenkirchener Schulen. Das geht aus Zahlen des nordrhein-westfälischen Schulministeriums hervor.

Das Wohl der Kinder müsse nun beachtet werden, meint Susanne Cichos, Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion. „Eingriffe in die Grundrechte und Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger müssen verhältnismäßig, zeitlich begrenzt und gut begründet sein“, sagt sie. Die Notwendigkeit der Maskenpflicht am Sitzplatz solle von der Landesregierung und von den entsprechenden Ministerien überprüft werden.

Nicht nachvollziehbar sei es demnach, dass die Maskenpflicht während des Unterrichts bestehen bleibe, während die Landesregierung erklärt, die epidemische Lage nicht zu verlängern. Täglich angebotene Tests könnten stattdessen eine geeignete Vorsichtsmaßnahme für die Schülerinnen und Schüler sein, argumentiert der FDP-Gesundheitspolitiker Dr. Dagwin Lauer.

Coronavirus: Virologe warnt vor der Delta-Variante

Wissenschaftler warnen jedoch davor, die Maskenpflicht zu früh aufzuheben. „An bestimmten Orten sollten Masken getragen werden, bis wir so was wie eine Herdenimmunität erreicht haben“, betonte der Essener Virologe Prof. Ulf Dittmer gegenüber der WAZ. Das gelte vor allem für Innenbereiche.

Eine Abschaffung der Maskenpflicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei „vorschnell und wissenschaftlich nicht begründet“, da die Delta-Variante, mit der sich auch Einmal-Geimpfte infizieren könnten, auf dem Vormarsch sei.

Dittmer: „In England breitet sich die Delta-Variante jetzt häufiger in Schulen aus. Dieses Risiko sollten wir nicht eingehen, zumal Schüler kaum geimpft sind.“ Es müsse unbedingt verpflichtend bleiben, in der Schule und im ÖPNV eine Maske zu tragen, so der Leiter des Instituts für Virologie am Uni-Klinikum Essen.