Gelsenkirchen. Nächste Runde in der Diskussion um ein Steingarten-Verbot: Die FDP Gelsenkirchen will Älteren nicht zuviel zumuten - und hat viele Ideen.

Die Diskussion um ein Schottergarten-Verbot in Gelsenkirchen geht weiter. Die Fraktion der Wähler Initiative NRW (WIN) zeigt sich überrascht, dass Stadt, SPD, CDU und Grüne auf ein Anreizsystem für die Entsieglung von Schottergärten setzen – obwohl in der Landesbauordnung seit Jahrzehnten festgelegt ist, dass Vorgärten in NRW zu begrünen und zu bepflanzen sind. „Es gibt nun einmal diese Regel – und das ja auch aus guten Gründen“, sagt WIN-Fraktionsgeschäftsführer Ali-Riza Akyol. Mit „Bevormundung“ habe es deswegen nichts zu tun, aktiv gegen Schottergärten vorzugehen, so wie jüngst von der WIN-Fraktion gefordert. „Es geht um die Umsetzung geltender Gesetze“.

WIN: „Grüne haben Angst, als Verbotspartei zu gelten“

Dass sich auch die Grünen dagegen aussprechen, mittels restriktiver Maßnahmen gegen Schott.ergärten vorzugehen, zeigt laut Akyol, dass man dort „Angst hat, als Verbotspartei“ zu gelten. Zudem fragt sich Akyol, warum die Stadt nicht die Kontrollfunktion wahrnimmt, die sie wahrnehmen könnte und die Bauaufsichtsbehörde einschaltet. „Für mich macht es den Eindruck, als wisse die Stadt überhaupt nicht, welche Befugnisse sie hat.“ Akyol fordert, dass sich Gelsenkirchen ein Beispiel an Städten wie Xanten oder Dortmund nimmt und in Neubausiedlungen die Verwendung von Schotter, Split und Kies verbietet.

Währenddessen spricht sich die Gelsenkirchener FDP-Fraktion „für Aufklärung und gegen ein generelles Verbot von Schottergärten aus“. Zwar seien „bunt blühende Oasen“ in Vorgärten ohne Frage zu bevorzugen, man müsse jedoch auch bedenken, dass Schottergärten „vor allem von älteren Menschen aus Sorge angelegt werden, weil sie befürchten, ihre Gartenpflege nicht mehr organisieren können“, sagt FDP-Fraktionschefin Susanne Cichos. Man dürfe deshalb weder Senioren noch andere Häuslebesitzer zwingen, ihre Schottergärten aufzugeben. [Lesen Sie auch: Senioren-Abzocke in Gelsenkirchen: Prävention mit Umschlägen]

FDP kann sich Kooperationen mit Landschaftsbauern vorstellen

Stattdessen wollen die Liberalen Überzeugungsarbeit leisten. Das bislang kaum genutzte Förderprogramm der Stadt zum Rückbau von Steingärten sollte über den 31. Oktober hinaus verlängert werden. „Parallel dazu muss noch mehr Aufklärung betrieben werden. Frei nach dem Motto: Schottergärten sind nicht pflegeleicht“, so Cichos. Denkbar seien Flyer mit Ratschlägen zur einfachen Gestaltung von Vorgärten, Blühkalender für Balkon und Kübelpflanzen oder Samentütchen, die im Rathaus verteilt werden. Vielleicht, so die Fraktionsvorsitzende, sei es sogar möglich, Kooperationen mit ortsansässigen Landschaftsbauern einzugehen, die über pflegeleichte Bodendecker aufklären und bei der naturnahen Umgestaltung helfen. [Lesen Sie auch:Fleisch oder Früchte: Was Hofläden in Gelsenkirchen bieten]

Zudem dürfe man nicht nur den Einfamilienhaus-Besitzer im Blick haben. „Wir müssen auch Mieter sensibilisieren, könnten doch einen Wettbewerb für den schönsten Vorgarten in einem Mehrfamilienhaus ins Leben rufen“, findet Cichos. „Wenn wir sie zu Patenschaften bewegen könnten für ihren Vorgarten, den Park- oder Grünstreifen - dann würde Gelsenkirchen erblühen.“