Gelsenkirchen. Angepöbelt, bedrängt, bestohlen. Nachdem ein Gelsenkirchener Buchhändler wegen der Situation in der City Alarm schlug, geht der Ärger weiter.

Dirk Niewöhner ist es leid. Der Inhaber der Buchhandlung Kottmann am Heinrich-König-Platz in der Gelsenkirchener Innenstadt wandte sich kürzlich an die WAZ, nachdem seine Mitarbeiterinnen und er wiederholt von einer Gruppe von Jugendlichen mit Migrationshintergrund angepöbelt, beleidigt, bestohlen und sogar getreten wurden.

Das Buchhandel-Team fühlt sich von den Ordnungskräften im Stich gelassen und suchte deshalb die Öffentlichkeit. In der Folge meldeten sich auch zahlreiche Leser an die Redaktion, die ihr Unbehagen angesichts der Jungen-Gruppen schilderten, die sich an den Zugängen zur U-Bahnhaltestelle tummeln.

Niewöhner ahnt, wenn sich an der Situation nichts ändert, „wenn nicht beispielsweise Streetworker, der Ordnungsdienst und im Zweifel auch die Polizei diese Cliquen konstant und immer wieder auf ihr Verhalten ansprechen, braucht sich auch niemand wundern, wenn sich immer mehr Gelsenkirchener in ihrer Innenstadt nicht mehr wohlfühlen.“

Obwohl nach dem ersten WAZ-Bericht augenscheinlich mehr Polizei- und Ordnungsamtspräsenz am Heinrich-König-Platz zu sehen war, wurde Niewöhner just am Montag (7. Juni) gleich wieder bestohlen. Wieder, so der Geschäftsmann, haben Jugendliche Postkarten-Bündel aus der Auslage entwendet. „Offensichtlich nehmen die Jugendlichen die Kritik an ihrem Verhalten ernst und reagieren mit weiteren Diebstählen. Gerade erst aufgefüllte Ständer werden geplündert. Die wissen, wie man sich durchsetzt“, reagiert Niewöhner in seinem Ärger auf ironische Art.

Und auch die Polizei weiß am Montag von Ärger zu berichten, der sich bereits am vergangenen Donnerstag am Heinrich-König-Platz zugetragen hat. Bislang unbekannte Jugendliche haben demnach drei Jugendliche angegriffen, die um 19 Uhr auf einer Bank saßen. „Die Geschädigten im Alter von 15, 17 und 19 Jahren gaben vor Ort an, dass sie plötzlich und grundlos von einer etwa zehnköpfigen Gruppe junger Männer im geschätzten Alter zwischen 14 und 22 Jahren geschlagen und getreten wurden“, heißt es in dem Polizeibericht.

SPD will mehr Polizisten für Gelsenkirchen

Inzwischen haben einige Parteien auf den Hilferuf des Buchhändlers reagiert, sich mit Niewöhner getroffen und wollen ihm Redezeit im nächsten Ordnungsausschuss der Stadt einräumen. „Wir wollen, dass sich alle auf dem Heinrich-König-Platz wohlfühlen können und niemand bedrängt wird. Deshalb haben wir konkrete Schritte vereinbart, die insbesondere die Bereiche Ordnung und Sicherheit, Bildung und Soziales, aber auch die weitere Entwicklung der Innenstadt betreffen. Jetzt packen wir die Sache gleich auf mehreren Wegen an“, wie SPD-Ratsherr Taner Ünalgan in einer Pressemitteilung berichtet.

Wie diese Schritte konkret aussehen, steht in der Mitteilung indes nicht.

Manfred Peters, ordnungspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion und Vorsitzender des Gelsenkirchener Polizeibeirates erklärt: „Wir werden Rederecht im Ausschuss für Herrn Niewöhner beantragen, damit er seine Erfahrungen auch dort direkt schildern kann. Außerdem werde ich die Thematik auf die nächste Sitzung des Polizeibeirates setzen, um dort mit unserer Polizei darüber zu sprechen, wie wir dafür sorgen können, dass die Sichtbarkeit und Ansprechbarkeit gesteigert wird.“

+++ Damit Sie keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen: Abonnieren Sie unseren WAZ-Newsletter. +++

Landtagsabgeordneter Sebastian Watermeier erwartet, dass sich auch NRW-Innenminister Reul als Chef der Polizei der Sache annehmen wird: „Um das zu erreichen, werde ich die Thematik sowohl im Austausch mit dem Minister als auch parlamentarisch aufgreifen. Heike Gebhard und ich haben bereits in der Vergangenheit auf eine bessere personelle Ausstattung der Polizei Gelsenkirchen gedrängt. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Polizei ausreichende Mittel für eine stärkere Präsenz an belebten Orten erhält und präventiv wirkende Einsatzkonzepte wie mobile Wachen, Bestreifung zu Fuß und stärkeres Engagement in der Ordnungspartnerschaft auch personell unterlegt werden können.“