Gelsenkirchen. Annika Wegerhoff ist Hochzeitsplanerin in Gelsenkirchen – und hat in der Corona-Zeit selbst geheiratet. Wie man zu so einem Job kommt.

Seit dem 26. Mai gilt in NRW: Wenn der Inzidenzwert unter 35 liegt, darf ohne Mindestabstand mit bis zu 100 Gästen im Freien und mit bis zu 50 in Innenräumen wieder privat gefeiert werden. Dafür erforderlich ist der Nachweis eines Negativtestes. Die Regelung tritt auch bei Hochzeiten in Kraft. Für Annika Wegerhoff bedeutet das: Endlich aufatmen!

Wegerhoff ist selbständige Hochzeitsplanerin. In der Corona-Zeit mussten viele ihrer Hochzeiten verschoben oder abgesagt werden. Bei ihrer eigenen Trauung im Oktober letzten Jahres in Bottrop hatte sie Glück im Unglück. Da die Inzidenz am Tag ihrer Heirat bei 34,9 lag (erlaubt war 35), durfte sie zwar heiraten. Aufgrund der Unsicherheit hatte sie aber vorab einem Großteil der Gäste abgesagt. Nachholen will sie das mit einer After-Wedding-Party, wenn sie wieder möglich ist. [Lesen Sie auch:Trauung & Corona: Braut vermisst mangelnde Flexibilität]

30 Hochzeiten im Jahr - im Normalfall

Sie sagt: „Mein Job ist ein Herzensjob. Ich lerne gerne neue Menschen kennen und mag die Geschichten dahinter.“ Organisiert hat sie bereits 150 Hochzeiten. Normalweise sind es 30 pro Jahr, bei denen sie sich um alles kümmert. Hinzu kommen Teilplanung wie beispielsweise die Location-Suche oder das Zusammenstellen von Dekoration. Ihr Büro befindet sich in Gelsenkirchen-Beckhausen.

“Die Chemie zwischen mir und den Paaren muss stimmen“, sagt Hochzeitsplanerin Annika Wegerhoff.
“Die Chemie zwischen mir und den Paaren muss stimmen“, sagt Hochzeitsplanerin Annika Wegerhoff. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Wie wird man zur Hochzeitsplanerin? Annika Wegerhoffs Werdegang startete mit einer Ausbildung zur Hotelfachfrau im Courtyard By Marriott in Gelsenkirchen. Hier war sie für viele Veranstaltungen verantwortlich und übernahm den Bankettservice. „Das hat mir immer viel Spaß gemacht“, erzählt die 32-Jährige, die in Münster geboren wurde. Es folgten ein Studium zur staatlich geprüften Betriebswirtin und ein IHK-Zertifikat zur Eventmanagerin. 2016 gründete sie schließlich „Anni Great“ und entschied sich damit für den Schritt in die Selbstständigkeit. „Wenn beispielsweise mal bei einer Hochzeit der Service nicht läuft, kann ich einspringen“, sagt sie. „Die Arbeit im Hotel prägt.“

Hochzeitsplanerin ist beim Kauf des Brautkleides oder Vermitteln der Location dabei

Nach dem Heiratsantrag beginnen die meisten Paare an ihre Hochzeit zu planen. Bis zum großen Tag dauert es dann oft ein Jahr. Mittlerweile hat Annika Wegerhoff einige Kontakte in der Branche geknüpft, sodass sie schnell vermitteln kann. Auf Wunsch begleitet sie die Paare zu verschiedenen Terminen.

Vorgespräch ein Muss

Vorab wird bei jeder Hochzeit ein festes Budget gesetzt. Für eine komplette Planung, die sich meist über ein Jahr zieht, liegt der Preis bei mindestens 1500 Euro.

Wichtig für Hochzeitsplanerin Annika Wegerhoff ist ein Vorgespräch mit dem Paar. „Für eine Zusammenarbeit ist wichtig, dass die Chemie stimmt“, sagt sie.

Dazu zählt beispielsweise der Kauf des Brautkleides, das Probieren der Hochzeitstorten (Torten-Tasting), die Beratung beim Floristen oder oftmals als erster Schritt die Vermittlung einer Location. Auch bei der Suche nach Musikern, Sängern oder DJs sowie bei der Planung der Dekoration hilft sie immer wieder aus. Mehrere Ringkissen, Traubögen, Platzteller und unter anderem eine Candybar gehören mittlerweile zu ihrem eigenen Fundus, die sie auch zum Verleihen anbietet. [Lesen Sie auch: Liebe in Corona-Zeiten: Essener Paar hofft auf freie Trauung]

Trend der „Tiny Weddings“: Hochzeiten im kleinen Kreis

Wenn das Paar es wünscht, ist sie auch am Tag selbst als sogenannte „Zeremoniemeisterin“ dabei. Dann sorgt sie dafür, dass die Paare einen möglichst stressfreien Tag genießen. Sie koordiniert die verschiedenen Dienstleistungen wie die Auslieferung der Speisen und das Musikprogramm. Dazu steht sie den Gästen als Ansprechpartnerin zur Seite steht.

Ein Trend, dem wahrscheinlich auch Corona in die Karten spielt, sind sogenannte „Tiny Weddings“, die entweder zu zweit oder mit einer kleinen Anzahl an Gästen gefeiert werden. Und natürlich verschiebt sich vieles aufgrund der Pandemie immer weiter nach hinten. Aktuell arbeitet Annika Wegerhoff mit gut 20 Paaren zusammen, teils sollten die Hochzeiten schon 2020 stattfinden, mache sind noch für 2021 geplant, andere für 2022 oder 2023. Die Hochzeitsplanerin nimmt es locker: „Man muss flexibel sein, denn ohnehin ist jede Hochzeit anders.“