Gelsenkirchen. Gelsenkirchen hat nur etwa ein Zehntel des zur Verfügung stehenden Budgets für die Digitalisierung der Bildungslandschaft abgerufen. Die Gründe.
Die Schulen in Deutschland haben einen enormen Nachholbedarf, was die digitale Ausstattung angeht. Nichts hat die Defizite deutlicher zutage treten lassen als die Corona-Pandemie. Doch diese Erkenntnis hat nicht dazu geführt, dass die finanzielle Förderung des Bundes (und der Länder) durch den „Digitalpakt Schule“ in Höhe von 5,5 Milliarden Euro schneller in den Bildungseinrichtungen abgerufen worden ist. Aktuell hat Gelsenkirchen 11,28 Prozent, also 2,335 Millionen Euro abgerufen – von maximal 20,7 Millionen Euro. Woran das liegt, erklärt Klaus Rostek, Leiter des Referates Bildung.
Viel Aufwand, wenig Personal, schwierige Umsetzung, langwierige Abstimmungen
Die Gründe sind nach Angaben von Rostek vielschichtig: Sie sind ein Mix aus überbordender Bürokratie, langwierigen Absprachen mit den Schulen über die jeweiligen technischen und pädagogischen Einsatzkonzepte, einem großen Aufwand, tausende Geräte einzubinden und ihre reibungslose Funktion zu gewährleisten. Hinzu komme ein Mangel an Fachkräften für die Umsetzung und die technische Aktualisierung nebst Wartung und Reparatur. Dazu ist die Stadt mehrgleisig gefahren: Parallel zum „Digitalpakt Schule“ ist im Vorjahr auch das Sonderausstattungsprogramm für Lehrer und Schüler gestartet.
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Apropos Einsatzkonzepte: Da hat die Stadt auf eine „Lösung im Paket“ gesetzt, Geräte und Anwendungen mussten genauso leicht handhabbar und verständlich sein für Grundschulkinder wie für Ältere am Berufskolleg. Da auf einen Nenner zu kommen, so berichtet es Rostek, habe viel Zeit und Energie verschlungen.
Niedrige Abrufquote in Gelsenkirchen: Geld fließt erst nach komplettem Vollzug
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Zumindest mit dem Sonderausstattungsprogramm „sind wir fertig“, sagt der Referatsleiter, trotz der langen Lieferzeiten. „12.400 iPads für Schüler und 3200 Laptops für Lehrer haben den Distanzunterricht hier vor Ort möglich gemacht“. Schon ein Gerät in ein Netzwerk einzubinden, sei mitunter problematisch, rund 15.000 zusätzliche zu den vorhandenen erst recht. Das habe dazu geführt, dass das IT-Team, ein gutes halbes Dutzend externer Spezialisten von GKD-EL (Gelsenkirchener Kommunale Datenzentrale Emscher-Lippe), lange gebunden gewesen sei.
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Ins Hintertreffen geraten ist die Stadt in Sachen Digitalisierung auch, weil noch große Maßnahmen wie beispielsweise „Gute Schule“, zum Tragen gekommen seien – dahinter verbirgt sich die Ausstattung der Einrichtungen mit interaktiven Whiteboards, die Anbindung ans Glasfasernetz, digitale Arbeitsplätze für Lehrerinnen und Lehrer sowie deren Schulung im Umgang mit den neuen Materialien und Möglichkeiten zur Unterrichtsgestaltung.
Anträge über Rest von 18,4 Millionen Euro muss Gelsenkirchen noch stellen
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Den Rückstand beim Digitalpakt Schule erklärt Klaus Rostek auch damit, dass das Geld erst fließt, „wenn die Maßnahmen abgeschlossen und die Rechnungen beim Land eingereicht worden sind.“ Die Stadt trete daher in Vorleistung, bekommt aber erst dann die Fördermittel, wenn komplett Vollzug gemeldet werden kann. „Und das kann eben Monate dauern, daher auch die niedrige Quote beim Mittelabruf für den Digitalpakt“, so der Bildungsexperte weiter.
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Anträge und detaillierte Konzepte mit einem „Restvolumen von 18,4 Millionen Euro“ muss Gelsenkirchen noch stellen und einreichen. Die Frist dazu endet am 31. Dezember dieses Jahres. Viel Zeit bleibt nicht mehr. „Ich hätte mir daher gewünscht, dass das Land die Frist verlängert“, sagt Klaus Rostek. Er sei optimistisch, dass die Stadt das trotzdem hinbekommt. Und auch ohne die neue Antragshilfe, einem Erklärvideo. „Denn das kommt viel zu spät. Wir werden auch so jeden Cent belegen.“
Insgesamt stehen für Gelsenkirchen 20,724 Millionen Euro zur Verfügung, 18,65 Millionen Euro kommen vom Land, der Eigenanteil beträgt 2,72 Millionen Euro.
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