Gelsenkirchen. Ab Pfingstmontag könnten Gelsenkirchener Cafés und Restaurants wohl ihre Außenbereiche öffnen. Warum viele Gastronomen trotzdem skeptisch sind.

Eigentlich müsste es eine durchweg positive Nachricht für die Gastronomen in Gelsenkirchen sein: Der Inzidenzwert sinkt seit Wochen und liegt seit Tagen unter 100. Setzt sich der Trend am Samstag fort, könnten Restaurants und Cafés ab Pfingstmontag ihre Außenbereiche öffnen – nach monatelanger Arbeitspause. Die Vorfreude ist dementsprechend groß. Aber sie wird getrübt.

Denn es gibt viele offene Fragen. Die wohl drängendste ist die nach der Kontrolle. Die Außenbereiche dürften nur von Personen besucht werden, die vollständig geimpft, von einer Covid-19-Erkrankung genesen oder tagesaktuell negativ getestet sind. „Wie sollen wir das prüfen?“, fragt Graziella Dell’Aquila vom gleichnamigen Eiscafé in der Altstadt. Zu ihr kämen viele Kinder, Schülerinnen und Schüler, die oft nur eine Viertelstunde im Lokal verweilen würden. Fast schon unmöglich sei es für sie, die Nachweise oder Schnelltests zu scannen.

Gelsenkirchener Gastronom forder: Öffnungen müssen von Dauer sein

Restaurants haben es oftmals einfacher. Beim „Purino“ am Hafen Graf Bismarck und beim „Altstadtcafé“ werde es eigens dafür angestelltes Personal geben, das die Gäste vor dem Besuch kontrollieren wird. „Wir freuen uns schon und haben ein Hygienekonzept erstellt“, sagt Fabio Rovere vom „Purino“, dessen Mitarbeiter sich alle 48 Stunden testen lassen. „Prinzipiell ist es nicht möglich, dass sich das Virus verbreitet, wenn alles richtig kontrolliert wird. Der Gast trägt bei uns die volle Verantwortung.“

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Und es gibt weitere Unklarheiten, weitere Fragen für die Gastronomen: Wie viel müssen sie einkaufen? Wo sollen sie plötzlich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Aushilfen hernehmen, die während des Lockdowns vielerorts gekündigt haben? Und überhaupt: Was passiert, wenn die Inzidenz auf einmal wieder über 100 steigen sollte?

„Es muss gewährleistet sein, dass die Öffnungen von Dauer sind“, meint Josef Bathen vom „Odiba“ in Buer. Falls sie ihre Läden wenige Tage nach einer Öffnung wieder schließen müssten, käme das für viele einem GAU gleich.

Dehoga berichtet: Öffnung der Außengastronomie lohnt sich finanziell selten

Ein weiterer Punkt: Die Öffnungen der Außenbereiche lohnen sich finanziell kaum. Das liege an einem „Platzproblem“, das viele Betreiber laut Lars Martin von der Dehoga Westfalen hätten. Fünf Personen aus zwei Haushalten dürften bei einer Inzidenz unter 100 maximal zusammen an einem Tisch sitzen. Zum nächsten Platz muss ausreichend Abstand eingehalten werden. Innenbereiche dürfen hingegen erst ab einem stabilen Inzidenzwert unter 50 benutzt werden.

Inzidenzen im Vergleich

In vielen Revierstädten ist die 100er-Inzidenzmarke bereits ein paar Tage länger unterschritten als in Gelsenkirchen. In Essen und Oberhausen gelten die Lockerungen bereits seit dem gestrigen Freitag.

In Münster (Inzidenz am Freitag bei 17,1) dürfen sogar schon die Innenbereiche von Gastronomiebetrieben öffnen. In der Stadt ist die Inzidenz seit Wochen gering.

„Unter den Voraussetzungen ist es für die allermeisten unmöglich, Geld zu verdienen. Es ist eher ein Geldwechseln“, sagt Martin. Betriebswirtschaftlich sei eine Öffnung häufig nicht sinnvoll. Martin bittet die Gäste um Verständnis, wenn sich Betriebe deshalb gegen eine Öffnung entscheiden sollten und zieht eine Zahl hinzu: Nur etwa 30 Prozent der Gastronomien, die aufmachen könnten, tun dies auch. Das Risiko sei vielen Betreibern noch zu groß.

So gibt es Restaurant- und Café-Inhaber, die lieber abwarten würden, bis die Inzidenz sehr weit unter 100 gesunken ist, sich der 50er-Marke annähert – und bis das Wetter besser wird. Am Pfingstmontag soll es in Gelsenkirchen regnerisch werden.