Gelsenkirchen. Schon lange, so ein Gelsenkirchener Lehrer, warnt die Lehrergewerkschaft vor Problemen in Schulen. Jacksteit: „Wir müssen jetzt ehrlich sein.“

„Seit der antisemitschen Demo vor der Synagoge in Gelsenkirchen müssen wir uns offen und ehrlich eingestehen, dass wir viel zu lange weggeschaut haben. Den Worten „Nie wieder“ oder „Wehret den Anfängen“ sind nicht die gebotenen Taten gefolgt“, zieht Lothar Jacksteit Sprecher der Lehrergewerkschaft GEW Gelsenkirchen/Gladbeck, erschüttert Bilanz.

Was den Lehrer und Gewerkschafter am meisten ärgert, ist dass trotz der Warnungen und Hilferufe aus den Schulen, keine strukturelle Verbesserung erfolgt sei. „Schon 2006 hat die GEW in einer Stadtverbandszeitung (GE-W 141, August 2006, Islamistische Organisationen) auf antisemitische Tendenzen hingewiesen. Vor nicht allzu langer Zeit hat die jüdische Gemeinde resümiert, dass der Begriff „Jude“ gezielt als Schimpfwort gegenüber Schülerinnen und Schülern eingesetzt wird. Junge Menschen, insbesondere jüdischen Glaubens, sind dabei unter unseren Augen ausgegrenzt worden“, so Jacksteit.

„Bildungssystem in Gelsenkirchen und der Region stößt an seine Grenzen“

Zwar hätten die Behörden Programme gegen Antisemitismus aufgelegt, doch die Schulen hätten nicht die Ressourcen bekommen, die sie gebraucht hätten, um gegen den Antimetismus anzukommen, bilanziert der Personalrat.

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„Seit 2014 nimmt das Bildungssystem in unserer Region Zuwanderer sowie Flüchtlinge auf und stößt dabei an seine Grenzen. Auf „Wir schaffen das“ sind nicht die Maßnahmen gefolgt, die Kommunen und Beschäftigte in den Bildungseinrichtungen in die Lage versetzt hätten, den jungen Menschen gerecht werden zu können“, bringt Lothar Jacksteit seine Enttäuschung im WAZ-Gespräch zur Sprache.

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Der Gewerkschafter fordert kleinere Lerngruppen, die nicht nur bessere Lernerfolge versprächen, sondern auch förderlich für die Integration seien. „Die Pandemie hat gezeigt, dass in Kleingruppen sozialer, weniger aggressiv, integrativ, wissensvermittelnder als in den sonst üblichen Großgruppen gearbeitet werden kann. Wir benötigen eine nachhaltige Bildungsfinanzierung, damit alle in kleineren Gruppen, menschengerecht gefördert und gefordert werden“, so Jacksteit.