Gelsenkirchen. Durch die City zieht ein hasserfüllter, antisemtischer Mob und bedroht jüdische Mitbürger. Das war nicht nur eine „harmlose“ Demo. Ein Kommentar.

„Kindermörder Israel“ und „Freiheit für Palästina“ skandieren bis zu 180 überwiegend junge Muslime bei einer unangemeldeten Demonstration anlässlich des abermals aufgeflammten, blutigen Konflikts zwischen Palästinensern und Israel in den vergangenen Tagen.

Wäre das alles, ließe sich das als legitimer, wenn auch fragwürdiger Protest abhaken. Legitim, weil das Demonstrationsrecht zurecht ein hohes Gut unserer Gesellschaft ist. Fragwürdig, weil sich nicht erschließt, warum die Synagoge in Gelsenkirchen der geeignete Ort sein soll, um im Nahostkonflikt für oder gegen eine Seite Stellung zu beziehen. Schließlich ist dort weder eine palästinensische noch eine israelische Staatsvertretung. Es ist die Gebetsstätte deutscher Juden.

Nach den unmenschlichen Verbrechen, die die Nazis an Juden auch in Gelsenkirchen verübt haben, ist es keine Selbstverständlichkeit, dass es in Gelsenkirchen zur Freude seiner Bürger überhaupt eine Synagoge gibt. Das jüdische Leben in unserer Stadt und auch überall sonst zu schützen, ist daher nicht nur deutsche Staatsräson, sondern auch Gebot der Menschlichkeit.

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Dass es dem wütenden Mob aber nicht nur um Kritik an der israelischen Siedlungspolitik und den militärischen Handlungen geht, offenbarte sich vor der Synagoge im Herzen der Gelsenkirchener Innenstadt auf bedrückendeweise. Lauthals skandierten die Demonstranten immer wieder „Scheiß Juden“, stellten sich vor die Synagoge, richteten ihre geballten Fäuste in Richtung jener, die in den oberen Etagen des jüdischen Gotteshauses an den Fenstern standen und sich dem Hass auf der Straße ausgesetzt sahen.

Dafür gibt es keine Entschuldigung, keine Legitimation. „Nie wieder“ ist kein leeres Versprechen, Antisemitismus keine Meinung!

Wer andere Menschen ihrer Herkunft, Religion, ihres Geschlechts oder ihrer Kultur wegen verachtet, sie bedroht und unseren Frieden gefährdet, der beschämt uns nicht nur – der tritt auch unsere wichtigsten Werte mit Füßen.

Insbesondere in der muslimischen Community, aber längst nicht nur dort, wird aus Kritik an der israelischen Politik schnell unerträglicher Judenhass, wie wir es am Mittwochabend einmal mehr erleben mussten.

Ein schwarzer Tag für Gelsenkirchen.