Gelsenkirchen. Nach den antijüdischen Demonstrationen rief das Bündnis gegen Rechts in Gelsenkirchen zur Kundgebung auf: 160 Teilnehmer am Bahnhof.

30 Teilnehmer hatte das Bündnis gegen Rechts angemeldet, gut 160 kamen zur Gegenkundgebung vor dem Bahnhof. Nach der antijüdischen Demonstration vor der Gelsenkirchener Synagoge am Mittwoch machten sie es deutlich: "Wir stehen hier dem antisemitischen Mob im Weg." Gemeint war eine mögliche Demonstration aus dem türkisch-nationalistischen und islamistischen Spektrum.

Die Polizei war mit einem massivem Aufgebot vor Ort, "ausreichend" nach eigenen Angaben. Noch am Freitag, berichtete Bündnis-Sprecher Paul M. Erzkamp, habe es einen Aufruf zu einer erneuten antisemitischen Demonstration gegeben. Allerdings verschwanden Hinweise im Internet auch wieder. Die Polizei habe vorab und vorsichtshalber von der Kundgebung abgeraten.

Interkultureller Dialog in Gelsenkirchen

Erzkamp unterstrich: "Juden müssen hier keine Angst haben. Wir zeigen, dass die Gesellschaft zu ihnen steht." Heute solle nicht Partei bezogen werden im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, "es geht um unsere Stadt, und da darf es keine Hetze und keine Gewalt geben." Rassismus und Antisemitismus kämen immer noch aus den Wohnzimmern auf die Straße und ins Internet, deshalb müsse das Engagement dagegen noch verstärkt werden.

Es gelte nicht nur, auf Islamisten zu achten, sondern auch auf Nationalisten, und: "Der Antisemitismus ist nicht importiert, er ist traurige deutsche Tradition", mahnte Erzkamp. "In Gelsenkirchen pflegen wir den interkulturellen Dialog, und wir stellen uns auch vor eine Moschee, wenn da ein Angriff droht." Dazu müsse sich die Zivilbevölkerung klar bekennen.

Die Wurzeln des Faschismus' seien längst nicht verschwunden. Nach dem erschreckenden Demonstrationszug zur Synagoge mit antijüdischen Sprechchören dürfe das "willkommen" an alle Religionen kein leeres Wort bleiben.

Signale, dass sich auf der Südseite des Bahnhofs Demonstranten mit palästinensischen Flaggen gezeigt haben sollten, bestätigten sich nicht. Die Kundgebung endete nach 90 Minuten.