Gelsenkirchen. Bis zum Ende der Sommerferien könnten 12- bis 18-Jährige ein Angebot für eine Impfung erhalten. Wie Gelsenkirchener Jugendliche darüber denken.

Die Impfstoff-Freigabe für junge Menschen rückt näher, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündete jüngst, allen Zwölf- bis 18-Jährigen bis zum Ende der Sommerferien ein Impf-Angebot machen zu wollen. Wir haben nachgefragt, per Facebook einen Aufruf gestartet: Was denken die Gelsenkirchener? Die Meinungen, sie gehen auseinander.

Corona-Impfung für Jüngere: Das denken Gelsenkirchens Jugendliche

Da ist dieses eine junge Mädchen, das ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie sagt: „Ich möchte mich erstmal nicht impfen lassen.“ Wenn man sie nach den Gründen fragt, ist die Antwort klar und gut durchdacht: „Für mich ist der Impfstoff immer noch ein bisschen zu wenig erforscht.“ Sie selbst ist unsicher, ob die Vakzine in der kurzen Entwicklungszeit überhaupt schon eine Sicherheit geben können. Und auch zu den Spätfolgen gibt es ihrer Meinung nach noch zu wenig Erkenntnisse.

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Die 13-Jährige sei bislang gegen „alles, was man machen kann“ geimpft worden, bei der Corona-Impfung hält sie sich bewusst zurück. „Es gibt für mich keinen überzeugenden Grund“, sagt sie. Und verweist beispielsweise auch darauf, dass Geimpfte trotzdem weiterhin noch andere Menschen anstecken könnten. Und ihre Großeltern etwa seien mittlerweile schon geschützt durch eine Impfung.

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Ein junger 16-Jähriger, der ebenfalls nicht namentlich in der Zeitung erscheinen möchte, sagt im Gespräch mit der Redaktion: „Ich wäre einer der Ersten, der sofort ,Ja’ zur Impfung sagen würde. Ich bin zu 100 Prozent dafür.“ Er selbst schätzt die Nebenwirkungen, das Risiko einer Impfung für sich als jungen Menschen als gering ein. „Für mich ist das ein Ausweg, so kriege ich eine Art altes Leben zurück“, sagt der Oberstufenschüler eines Gelsenkirchener Gymnasiums. In seinem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es gemischte Lager: Auf der einen Seite die, die sich bereits auf mehrere Wartelisten bei Ärzten haben setzen lassen, auf der anderen die, die sich nicht impfen lassen wollen.

Auch Jüngere würden sich ohne Bedenken impfen lassen

Kinder und Jugendliche vorrangig impfen

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, vorrangig Kindern und Jugendlichen ein Corona-Impfangebot zu machen, sobald der Impfstoff für sie zugelassen wurde.

Um die Kinder und Jugendlichen schnell zu impfen, sollen nach Giffeys Wunsch alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. So kann sich Giffey vorstellen, dass die jungen Menschen in den Impfzentren, in den Kinder- und Jugendarztpraxen geimpft werden, aber auch Impfungen vor Ort in Schulen, Familien- und Jugendzentren mit Hilfe des Öffentlichen Gesundheitsdienstes stattfinden können.

Und dann wären da auch noch die drei Siebtklässler, Freunde und Kumpels, die auch anonym bleiben wollen – alle mit derselben Meinung: Sie werden sich impfen lassen. Und warum? „Weil ich dann den normalen Alltag wieder leben kann“, sagt der eine Zwölfjährige. „Weil ich dann meine Freunde mehr sehen kann, mit weniger Beschränkungen“, sagt der andere auf Nachfrage. Der Dritte wünscht sich einen Schulbesuch wie früher zurück, die echten Begegnungen mit den Klassenkameraden – die er sonst seit langer Zeit schon nur per Videokonferenz gesehen hat. Angst vor Nebenwirkungen haben sie nicht.

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Von Andreas Böhme, Daniel Berg und Sarah Kähler

Via Facebook hatte die Redaktion gleichzeitig ebenfalls einen Aufruf gestartet. Wir haben gefragt: „Werdet ihr euch impfen lassen?“ Sally Ewuru schreibt in ihrem Post: „Wenn es dann endlich wieder in den Schulen zum Normalbetrieb kommt, ist es definitiv sinnvoll. Da läuft es zurzeit einfach nicht und den Schülern geht jetzt schon ein Jahr Wissen verloren, welches in den nächsten Jahren vorausgesetzt wird.“

Was ist mit den Langzeitschäden, verursacht durch die Impfung?

Userin Annette Di hat ebenfalls via Facebook geantwortet: „Da Kinder auch erkranken können und schwerwiegende Folgen haben können, macht eine Impfung auch für sie Sinn. Sie schützen sich und andere Kinder vor fatalen Langzeitfolgen. Wir sprechen hier nicht von Kleinkindern, sondern von Jugendlichen ab zwölf.“

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Yvonne Rathke betont in ihrem Facebook-Kommentar die Wichtigkeit der Impfungen für ihre eigenen Kinder. Allerdings sei ihr schon „mulmig dabei, sie jetzt impfen zu lassen“. Sonst brauche jedes Medikament und jedes Serum Jahre bis es auf dem Markt zugelassen werde. Ihr sei schon klar, dass dafür jetzt keine Zeit mehr sei. „Aber was ist mit Langzeitschäden, durch die Impfung eventuell verursacht?“, fragt sie aber auch.

Einige weitere Kommentare gehen in die andere Richtung – Stephanie Tigoglu etwa schreibt, dass sie selbst bereits geimpft ist, ihr Kind aber nicht impfen lassen würde. Ihre Entscheidung begründet sie damit, dass sich ihr Kind schließlich gerade im Wachstum befindet.