Dank des Engagements einiger Gelsenkirchener Lokalpatrioten wird Ernst Poertgen, Teil des legendären Schalker Kreisels, am Samstag umgebettet.

Ernst Poertgen hat sich in den 1930er Jahren als zentrales Mitglied der wahrscheinlich besten Schalker Mannschaft aller Zeiten in die Herzen der Menschen gespielt. Am Samstag wird der einstige Mittelfeldmotor zurück nach Gelsenkirchen gebracht und von seiner Bonner Ruhestätte umgebettet in das Schalker Fan-Feld in Sutum.

Maßgeblich daran beteiligt ist Olivier Kruschinksi, der nicht nur als Vorstand der Stiftung Schalker Markt, sondern auch privat mit großem Engagement die Erinnerungskultur und die Geschichte Gelsenkirchens und von Schalke 04 bewahrt. Ohne das Engagement Ender Ulupinars (Geschäftsführer Schalker Fan-Feld) und der Gebrüder Malte und Martin Suttmeyer (Bestattungen Suttmeyer), die zusammen für die Umsetzung und Finanzierung verantwortlich zeichnen, hätte sich die Umbettung allerdings wohl kaum wirklich realisieren lassen.

Ein Gastbeitrag von Olivier Kruschinski

Am 25. Januar 1912 in Altenessen geboren, wechselt der trickreiche „Zauberer am Ball“ im Alter von 22 Jahren von der Noris, wo er sich dem 1. FC Nürnberg angeschlossen hatte, an den Schalker Markt. Schnell verinnerlicht Poertgen das moderne, technisch anspruchsvolle und lauffreudige Spiel des aufstrebenden Schalker Kreisels und wird zum Brennpunkt dieses neuen Spielsystems. Damit es in der Schalker Traumoffensive nicht zu Irritationen kommt, wird Ernst Poertgen von seinen Mannschaftskameraden kurzum „Pöttinger“ getauft. Ernst Kuzorra erhält den Rufnamen „Clemens“ und Ernst Kalwitzki wird fortan „Kalli“ gerufen.

Der Pöttinger wird in den folgenden Jahren ganz entscheidend die Geschichte des „goldenen Schalker Jahrzehntes“ mitschreiben und den Grundstein für seine Unsterblichkeit legen. Ist er aufgrund seines Wechsels im Frühjahr für das Meisterschaftsendspiel 1934 noch gesperrt, wird er in den folgenden Jahren ganz entscheidend die Zeit der Schalker Triumphe mitprägen und in insgesamt sieben Endspielen für die Knappen zum Einsatz kommen. Mit seinen wichtigen Toren wird er den Knappen zu zwei erfolgreichen Meisterschaften (1935/1937) und dem ersten erfolgreichen Doublesieg (1937) der deutschen Fußballgeschichte verhelfen.

Neben dem FC Schalke 04 hat der Pöttinger Zeit seines Lebens noch eine andere große Liebe: Maria. Bei einem Auswärtsspiel lernt er 1936 Maria in einem Bonner Gasthaus kennen, die Tochter des Wirtes. Er verliebt sich Hals über Kopf in sie. 1937 zieht er zu seiner Verlobten an den Rhein, pendelt fortan mehrfach die Woche zu Training und Spielen zwischen Bonn und Schalke hin und her.

Zu Poertgens letztem Schalker Besuch kommt es am Ostermontag des Jahres 1984. Rolf Rüssmann hat ihn, gemeinsam mit seinen „alten Kumpels“ zum Benefizspiel für die Hinterbliebenen der Grubenopfer des Unglückes auf der Zeche Consolidation in „seine“ Kampfbahn Glückauf eingeladen. Begleitet wird er dabei von seinem Enkel Klaus, der als glühender Fan der Knappen bis heute mit leuchtenden Augen die Schalker Geschichte und Geschichten seines „Oppas“ weitererzählt.

Das Schalker Fan-Feld wird Ernst Poertgens letzte Ruhestätte

Ernst Poertgen verstirbt am 30. Oktober 1986 in Bonn und wird dort auch bestattet. Knappe 35 Jahre später soll die letzte Ruhestätte unserer Schalker Legende eingeebnet werden, Bonn ist längst nicht mehr der Lebensmittelpunkt der Familie Poertgen und eine regelmäßige Grabpflege somit nicht mehr zu gewährleisten. Schnell kommt die Frage auf: Soll die Erinnerung an Poertgen mit der Einebnung seiner Ruhestätte verblassen, oder soll ist es möglich, einen würdevollen Erinnerungsort in seiner alten Heimat zu schaffen? Das Schalke Fan-Feld, dorthin wo auch schon sein ehemaliger Mannschaftskollege „Ala“ Urban umgebettet wurde, böte sich als Ruhestätte an.

Ender Ulupinar ist von der Idee begeistert und bietet seine Hilfe an. Er stellt eine Ruhestätte im Mittelkreis seines einzigartigen Friedhofes zur Verfügung und kommt für die Kosten der Umbettung sowie für 25 Jahre Dauergrabpflege auf. Auch die Gebrüder Malte und Martin Suttmeyer zeigen ihr Schalker Herz und unterstützen als bekennende Lokalpatrioten die Umbettung, indem sie die Kosten für den Grabstein, die Überführung als auch die Bestattung übernehmen. Und auch der FC Schalke 04 erklärt sich bereit, die Umbettung der Schalker Legende zu unterstützen, möchte sich vor allem bei der Trauerfeier einbringen. Alles in allem sehr gute Nachrichten für die Familie. Für Schalke. Für die Erinnerung.