Gelsenkirchen. Am Montag blieben 150 von 1000 Termininhabern dem Gelsenkirchener Impfzentrum fern. Mögliche Lösung: eine baldige Aufhebung der Priorisierung.

Dr. Klaus Rembrink hofft auf eine schnellere Aufhebung der bislang geltenden Impfpriorisierung. „Wir könnten das Tempo deutlich steigern, wenn wir die Priorisierung etwas großzügiger als bisher auslegen dürften“, erklärte der ärztliche Leiter des hiesigen Impfzentrums am Dienstag im Gespräch mit dieser Zeitung.

Am Montag hatte NRW-Ministerpräsident Laschet angekündigt, dass „spätestens ab Juni“ mit einem Ende der bisherigen Priorisierung bei den Impfungen gerechnet werden könne. „Von uns aus sollte das schon viel eher für alle freigegeben werden“, so Rembrink. Denn an diesem Montag sei im Impfzentrum in der Emscher-Lippe-Halle ein neues Phänomen aufgetreten: Die Zahl der nicht zum vereinbarten Termin erschienenen „Impflinge“ hat sich drastisch erhöht.

Problem: Terminvereinbarungen mit dem Impfzentrum und dem eigenen Hausarzt

Das Impfzentrum Gelsenkirchen ist in der Emscher-Lippe-Halle im Stadtteil Erle zu finden.
Das Impfzentrum Gelsenkirchen ist in der Emscher-Lippe-Halle im Stadtteil Erle zu finden. © Gerd Kämper

„Im Augenblick verimpfen wir hier vor Ort etwa 1000 Biontech-Dosen pro Tag. Bislang sind täglich immer um die 30 Personen ohne vorherige Absage nicht erschienen. Dieser Wert lag am Montag aber erstmals bei 150“, nannte Rembrink erschreckende Zahlen.

Ein Erklärungsansatz für das vermehrte Fernbleiben: Immer mehr Menschen haben offensichtlich nicht nur einen Termin mit dem Impfzentrum vereinbart, sondern versuchten zeitgleich, auch über ihren jeweiligen Hausarzt oder ihre Hausärztin an eine Impfung zu kommen.

Bekommen sie von dort grünes Licht, lassen die den Termin im Impfzentrum sausen – und eine Spritze, die in einen anderen Oberarm hätte gepikst werden können, bleibt ungenutzt liegen.

Der Kreis von priorisierten Nachrückern ist für das Impfzentrum klar definiert

Natürlich gibt es in solchen Fällen einen klar definierten Kreis von berechtigten Nachrückern. Dazu gehören etwa Personen aus bestimmten Berufsgruppen wie Busfahrer, Lehrer oder Feuerwehrleute. Das Problem: „Sehr viele von ihnen sind inzwischen bereits geimpft“, so Rembrink. Und es sei sehr, sehr schwierig, abends noch mal eben telefonisch 150 priorisierte Nachrücker zu organisieren. „Würde hier die strenge Priorisierungsreihenfolge jetzt schon etwas gelockert, könnten wir unsere Reste viel besser und leichter verimpfen“, stellte der Mediziner klar. So bleibe man ärgerlicherweise auf einem immer größer werdenden Teil des Tageskontingents sitzen.

Rund 2500 nicht abgerufene Astrazeneca-Dosen, die ursprünglich für Krankenhäuser vorgesehen waren, werden laut Rembrink heute und morgen an die hiesige Hausärzteschaft ausgeliefert. Im Impfzentrum wird Astrazeneca derzeit nur noch bei Zweitterminen verabreicht. Über-60-Jährige müssen bei der zweiten Dosis erneut auf diesen Wirkstoff zurückgreifen. Leute unter 60 können laut NRW-Verordnung zwischen Astrazeneca und Biontech auswählen.