In der Emscher-Lippe-Halle in Erle entsteht momentan das Impfzentrum Gelsenkirchen. Ab wann dort geimpft wird, steht aber noch nicht fest.
Gelsenkirchen. In den 3,50 mal 3,50 Meter großen Raum, wo schon bald die alles entscheidende Spritze in den Oberarm gesetzt werden soll, lässt sich derzeit von außen bequem hineinblicken. Die Trennwände fehlen noch. Sie liegen an der Seite aufgestapelt und warten auf ihren Einbau. „Am Montag ist die Abnahme durchs Bauamt. Bis dahin wollen und werden wir fertig sein“, sagt Markus Spangenberg (53). Der Architekt aus Marl und ein 15-köpfiges Team bauen derzeit die Emscher-Lippe-Halle zu Gelsenkirchens zentralem Impfzentrum um. Hier bekommen im Laufe der nächsten Monate Zehntausende den kleinen Pieks, der helfen soll, Leben zu retten.
Komponenten aus dem Messebau
Wer den ebenerdigen Zugang der Halle am Rande der Adenauerallee nutzt, der steht nach nur wenigen Schritten vor einem Bauzaun. Dieser soll – zusammen mit der noch nicht gelieferten Beschilderung – nach der Fertigstellung jedem Besucher als Wegführung dienen. Seit vergangenen Montag laufen hier nun schon die Arbeiten im rund 1800 Quadratmeter großen Innenraum, auf dem sonst die Eisfläche liegt oder Kulturveranstaltungen steigen. Nun werden Komponenten verarbeitet, die sonst im Messebau zum Einsatz kommen. Bei einer ersten Besichtigung vor Ort nahm die Gesamtkonstruktion aber bereits deutlich Gestalt an.
„Hier entstehen insgesamt sechs Impfstraßen“, sagt Ansgar Stening. Der 42-Jährige aus dem Münsterland ist bei der Gelsenkirchener Feuerwehr der Abteilungsleiter für Bevölkerungsschutz. Nun übernimmt er zusätzlich die Funktion des organisatorischen Leiters im Impfzentrum. 930 Menschen können hier theoretisch pro Tag die 0,3 Milliliter umfassende Dosis verabreicht bekommen.
Die sechs Impfstraßen werden nur bei Maximalauslastung genutzt
„Das wäre aber unsere Maximalauslastung. Zu Beginn werden wir vermutlich nur zwei der sechs Impfstraßen in Betrieb nehmen“, so Stening. Und warum diese freiwillige Selbstbeschränkung? „Weil wir zu Beginn nicht mehr Impfstoff zur Verfügung gestellt bekommen.“
Das begehrte Mittel der Firmen Biontech und Pfizer lagert übrigens nicht in Gelsenkirchen selbst, sondern in einem Zentraldepot in der Umgebung. Der genaue Standort wird aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Nur die für den Tag benötigte Zahl der Dosen wird morgens in die Halle nach Erle geliefert und dort durch pharmazeutisches oder medizinisches Fachpersonal aufbereitet. „Nachts ist das hier eine leere Halle, in der es nichts zu holen gibt“, sagt Feuerwehrmann Stening mit Blick auf potenzielle Eindringlinge. Die werden es aber auch schwer haben, weil Polizei und ein Sicherheitsdienst vor Ort sind.
Genaue Dokumentation ist erforderlich
Wichtig: Bei jeder Impfung erfolgt durchs Personal stets auch eine genaue Dokumentation. „Wir können sofort nachvollziehen, wer aus welcher Charge seinen Impfstoff erhalten hat“, erklärt Dr. Klaus Rembrink, Leiter der hiesigen Bezirksstelle der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Seine wichtigste Botschaft lautet: „Man kann nicht einfach so ins Impfzentrum kommen, wenn man geimpft werden will.“ Dafür ist eine vorherige Terminvereinbarung zwingend erforderlich. Und da werden natürlich jene Bürger bevorzugt behandelt, die auf der Prioritätenliste der zuständigen Bundeskommission ganz oben stehen. Also vor allem ältere Menschen aus den bekannten Risikogruppen.
Mobile Teams impfen die 2500 Bewohner in Gelsenkirchens Pflegeheimen
„Wir haben aber nicht nur dieses stationäre, sondern auch ein mobiles Impfangebot“, betonen Dr. Rembrink und Emilia Liebers, die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes. Soll heißen: Impfteams, bestehend aus Ärzten und medizinischem Fachpersonal, klappern in ihren Fahrzeugen alle Pflegeheime in Gelsenkirchen ab. „Diesen Menschen können wir gar nicht zumuten, ins Impfzentrum zu kommen“, betont Liebers. Sie erhalten den Pieks in ihrer jeweiligen Einrichtung. „Das sind insgesamt 2500 Seniorenheim-Bewohner“, nennt Dr. Rembrink eine konkrete Zahl.
Jeder Impfwillige erhält innerhalb von drei Wochen zwei Spritzen
Fest steht auch, dass jeder Impfwillige zwei (!) Spritzen erhalten muss, damit der Stoff seine gewünschte Wirkung entfalten kann. Der zweite Termin liege immer rund drei Wochen nach dem ersten und wird bei der Terminbeantragung automatisch gleich mit vergeben.
Der Weg durch die einzelnen Stationen in der Halle ist genau vorgegeben. Am Empfang wird geprüft, ob man überhaupt für diesen Tag zugangsberechtigt ist. Danach erfolgt die Anmeldung, bei der neben der Zugangsberechtigung auch der Personalausweis und die Krankenversicherungskarte vorgezeigt werden müssen.
Eine Stunde Zeit einplanen
Von dort aus geht es in den Wartebereich, in dem Stühle hintereinander aufgereiht stehen werden. „Vor der Impfung kommt immer erst das Aufklärungsgespräch mit einem Arzt“, beschreibt Dr. Rembrink. Nach dem Pieks sollen alle noch 30 Minuten in einem gesonderten Teil der Halle bleiben, um zu beobachten, ob Nebenwirkungen auftreten.
„Insgesamt muss man rund eine Stunde Zeit einplanen“, so Ansgar Stening. Wobei der eigentliche Impfvorgang selbst nur wenige Sekunden in Anspruch nehmen wird. Kleiner Pieks, große Wirkung!
Weitere Daten und Fakten zum Gelsenkirchener Impfzentrum
Das Impfzentrum wird an sieben Tagen in der Woche von 8 bis 20 Uhr geöffnet sein. Die Stadt wird in den nächsten Tagen noch einmal genauestens darüber informieren, wie Termine vereinbart werden können.
Die Kosten für das Impfzentrum liegen laut Stadt bei 60.000 Euro. Dr. Rembrink rechnet damit, dass es ein Jahr dauert, bis alle Impfwilligen versorgt sind. Stand heute wollen sich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung impfen lassen.