Gelsenkirchen. Der Essener Künstler Rainer Mensing überzeugte als Gast des Erzähl-Festivals mit abenteuerlichen Geschichten. Wie es dabei im Kopfkino aussah…
Der Frühling blüht auf. Zumindest in der Fantasie. Der Pandemie zum Trotz lädt das Gelsenkirchener Festival „Erzählfrühling“ das Publikum dazu ein, in Märchen, Mythen, spannende Krimis und entspannende Poesie abzutauchen. Die Erzählkünstler sind wieder unterwegs, vor leeren Reihen zwar, aber mit den Zuschauern daheim vor den Bildschirmen. Der Essener Rainer Mensing entführte die Menschen am Freitagabend zwei Stunden lang in fantastische Welten.
Das Publikum von „Wülfing trifft …“ saß diesmal zu Hause vor dem Bildschirm
Da wanderten die Zuhörer gemeinsam mit einem Jäger durch den finsteren Wald und spürten förmlich den Herzschlag des armen Rehs, da sahen sie in „Brücke der Wünsche“ die Welt durch die Augen eines ängstlichen Kindes oder schaukelten im Piratenschiff über den Ozean. Mensing präsentierte überzeugend die Magie ganz unterschiedlicher Genres von der Kindergeschichte über die Legende bis hin zum Historiendrama.
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Gelsenkirchen verpassen? Dann können Sie hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren +++
Zum dritten Mal lud André Wülfing, engagierter Festival-Kurator und professioneller Hauserzähler des Bismarcker Consol-Theaters, auf die Kleinkunstbühne des „Wohnzimmers GE“ ein. Motto: „Wülfing trifft…“ Nach Christian Rogers und Micaela Sauber begegneten die Zuhörer diesmal im intimen Ambiente einer gemütlichen Ledersessellandschaft und im Schein einer alten Stehlampe dem großartigen Geschichtenerzähler Rainer Mensing. Er spricht pointiert, artikuliert klar, setzt sparsam Mimik und Gestik ein, um seinen Worten zusätzlichen Ausdruck zu verleihen.
Die eindringlich erzählten Abenteuer und Mythen erinnern auch an die Kindheit in Laer
Was zählt, ist das Wort, und das erzeugt rasch Kopfkino pur. Wenn der Jäger plötzlich zum Gejagten wird, wenn Kinder unverhofft den Mörder der Mutter entdecken oder die Nymphe den Verliebten ins tiefe Wasser lockt, dann ziehen die Worte den Zuhörer magnetisch hinein ins Geschehen. Das ist die hohe Schule der Erzählkunst. Das Besondere an diesem Gast: Er erzählt vor allem eigene Geschichten oder solche, die ihm einst ins Ohr geflüstert wurden.
Im Gespräch mit André Wülfing gab der Künstler Einblicke in seine Schreibwerkstatt
Im münsterländischen Laer geboren, inspiriert ihn bis heute seine dörflich geprägte Kindheit: „In meinen Erzählungen mische ich Wahres und Erfundenes.“ Erinnerungen blitzen immer wieder auf an Lagerfeuerromantik und Geschichten, die damals der Heimatkundelehrer aus seinem großen Fundus präsentierte. Sie alle blieben im Kopf, formen sich zu neuen, mal heiteren, mal düstereren Geschichten. Rainer Mensing erzählt sie sowohl für ein junges als auch für ein erwachsenes Publikum.
Als Gastgeschenk gab es in Gelsenkirchen eine klassische bunte Tüte vom Kiosk
Der Künstler, seit 13 Jahren in Essen zu Hause und beruflich in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv, bekommt am Ende vom Gastgeber eine klassische bunte Kiosk-Tüte geschenkt. Vielleicht inspiriert ja auch die eines Tages zu einer Erzählung über ein außergewöhnliches Festival in Corona-Zeiten. Für Bild und Ton sorgte übrigens ein Team des Consol-Theaters, das das Projekt gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen stemmt.
„Von Geisterhand und Stimmenspuk“: Mehr aus dem Consol-Theater
Die Reihe „Wülfing trifft“ ist weiterhin als Video auf Youtube im Internet zu sehen. Die Reihe „Wohnzimmer-Erzählen“ wurde wegen Corona auf den Herbst verschoben, ebenso das Erzähltheater „Von Geisterhand und Stimmenspuk“, das nun für den 2. Oktober im Consol-Theater geplant ist. Am 9. Mai sollen Erzählspaziergänge aufs Zechen-Gelände locken. Seine Premiere erlebte das Erzähl-Festival im Kulturhauptstadtjahr 2010.
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook