Gelsenkirchen-Buer. Über den Vorschlag, vier Straßen in Gelsenkirchen-Buer zu Fahrradstraßen zu machen, ist eine Diskussion entbrannt. Die FDP meldet Bedenken an.
Sollen vier Straßen in der Innenstadt von Gelsenkirchen-Buer zu Fahrradstraßen werden? Diesen Vorschlag hatte die Arbeitsgruppe Verkehr im Quartiersnetz Buer-Ost jetzt gemacht und dabei Unterstützung von den Gelsenkirchener Grünen bekommen. Über diesen Vorschlag wird jetzt in der Stadt diskutiert, die Idee stößt auch auf Kritik.
„Hier wird das Rad nicht neu erfunden“, ist die FDP-Bezirksverordnete Anne Schürmann überzeugt. Geht es nach den Wünschen des Quartiernetzes sollen zukünftig die Hagenstraße, Rottmannsiepe, Luciagasse und Agathagasse lediglich für den Anliegerverkehr offen bleiben und Pkw-Fahrer müssten sich nach dem Radfahrtempo richten. „Der Vorschlag des Quartiersnetzes ist nicht zielführend, wenn es zum Beispiel um die notwendige Stärkung der Gastronomieszene oder des Einzelhandels nach diesem schwierigen Corona-Jahr geht“, sagt Anne Schürmann.
Gelsenkirchener FDP lehnt die Idee ab
Praktische Gründe führt der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Timo Stiehl, an. Er verweist auf ein Forschungsprojekt der Unfallforschung der Versicherer zur Verkehrssicherheit. Darin heißt es im Bezug auf Fahrradstraßen und Einbahnstraßen: „Um das gleichzeitige Begegnen von jeweils zwei nebeneinander fahrenden Radfahrern sicher zu ermöglichen, sollte die Fahrgasse von Fahrradstraßen vier bis fünf Meter zuzüglich Sicherheitsabständen zu parkenden Fahrzeugen (beim Längsparken 0,75 Meter) betragen. In diesem Fall sind auch ausreichend Sicherheitsabstände zum Überholen eines Radfahrers oder zum Begegnen eines Radfahrers mit einem Pkw vorhanden.“ Für die eher schmalen Straßen Hagenstraße, Rottmannsiepe, Luciagasse und Agathagasse treffe dies kaum zu.
Auch Axel Barton, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, zeigte sich skeptisch. „Ich sehe gerade an dieser Stelle in Buer nicht wirklich einen Bedarf an Fahrradstraßen“, sagte er. Durch den Radstreifen auf der Hagenstraße sieht er die Radler ausreichend geschützt.
Als „Politikum“ bezeichnet Helmut Barek, Vorsitzender der Verkehrswacht Gelsenkirchen, die Diskussion. „Hagenstraße und Rottmannsiepe haben ein hohes Aufkommen an Autos – Fahrradfahrer sehe ich da eher selten“, sagt er. Er befürchtet, dass eine Verdrängung des Autoverkehrs dort dazu führen würde, dass sich der Verkehr auf andere Nebenstraßen wie etwa die Beisenstraße verlagern würden.“ Generell warnt er davor, ein Verkehrsmittel gegenüber den anderen zu sehr zu bevorzugen. „In den 60er-Jahren hat man nur aufs Auto gesetzt und alles andere vernachlässigt“, erinnert er sich. „Man sollte jetzt nicht von einem Extrem ins andere fallen.“
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