Gelsenkirchen-Buer. Vier Straßen in Gelsenkirchen-Buer könnten zu Fahrradstraßen werden, schlägt das Quartiersnetz Buer-Ost vor. Um diese Straßen handelt es sich.
Mit dem Fahrrad durch die Innenstadt von Gelsenkirchen-Buer zu fahren, ist nicht immer die reine Freude. Wer die Buersche City von Norden nach Süden durchqueren will, hat die Möglichkeit, die De-la-Chevallerie-Straße zu nehmen – da gibt es zwar einen Fahrradstreifen, der wird aber von vielen Radler gemieden. Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Verkehr im Quartiersnetz Buer-Ost haben jetzt einen neuen Vorschlag zur Lösung des Problems gemacht: Vier Straßen sollen zu Fahrradstraßen werden.
Bei den Straßen handelt es sich um die Hagenstraße, die Rottmannsiepe, die Luciagasse und die Agathagasse, und genau genommen, so der Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft, sollen sie zu „unechten Fahrradstraßen“ werden. Der Unterschied: Während eine „reine“ Fahrradstraße ausschließlich den Radlern vorbehalten bleibt, darf eine unechte Fahrradstraße auch von Autofahrern genutzt werden. Am vergangenen Samstag trafen sich Mitglieder des Quartiersnetzes vor Ort mit Mandatsträgern der Gelsenkirchener Grünen, die den Vorschlag unterstützen.
Gelsenkirchener erläutert die Vorteile einer Fahrradstraße
Aktuell ist es ziemlich riskant, als Radfahrer durch Buer zu fahren“, erläuterte Wilfried Reckert vom Quartiersnetz. „Die vorhandenen Radfahrstreifen sind oft zu schmal und häufig zugeparkt. Wenn Autos dann die Radler überholen, sind sie zu dicht dran und es wird gefährlich, manchmal lebensgefährlich.“
Dieses Problem gebe es auf einer Fahrradstraße nicht, erklärte Reckert. „Den Radfahrenden gehört dann die ganze Straße und sie genießen mehr Sicherheit.“ Autos müssen auf einer Fahrradstraße den Zweirädern die Vorfahrt überlassen und sich deren Tempo anpassen. „Davon profitieren auch Menschen, die zu Fuß gehen“, so Reckert weiter. „Außerdem gibt es weniger Lärm und Autoabgase.“
Grüne sind dem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen
Peter Zimmermann ist Mitglied der AG Verkehr und außerdem aktiv im Radfahrerverband ADFC. Er steht an der Skulpturenwiese an der Hagenstraße und deutet auf den schmalen Radfahrstreifen neben dem Bürgersteig. „Radfahrer müssen 50 Zentimenter Abstand zum Gehweg halten, der Sicherheitsabstand zu vorbeifahrenden Autos beträgt 1,50 Meter – da bleibt auf der engen Straße nicht mehr viel Platz“, rechnet er vor.
Birgit Wehrhöfer und Bernd Rudde von den Gelsenkirchener Grünen zeigten sich überaus angetan von der Idee. „Fahrradstraßen sind relativ unkompliziert einzurichten und bieten viele Vorteile“, so Ratsfrau Wehrhöfer, die auch Mitglied des Verkehrsausschusses ist. „Sie wären ein guter Einstieg in die notwendige Verkehrswende.“
So könnte die Idee zur Realität werden
Das gilt auf einer Fahrradstraße
Auf einer Fahrradstraße haben Radfahrer Vorrang und dürfen auch nebeneinander fahren. Für Autofahrer gilt generell Tempo 30, allerdings müssen sie sich nach dem Tempo der Radfahrer richten, wenn welche unterwegs sind.
Das Quartiersnetz schlägt vor, die Straßen Hagenstraße, Rottmannsiepe, Agathagasse und Luciagasse als „unechte Fahrradstraßen“ auszuzeichnen, Autos wären nur als Anlieger zugelassen. Damit soll verhindert werden, dass die Hagenstraße als Ausweichstrecke für die De-la-Chevallerie-Straße genutzt wird.
Fünf Fahrradstraßen gibt es bereits in Gelsenkirchen – zu wenig, finden die beiden Politiker, zumal es sich dabei meist um kleinere Nebenstraßen handelt. Mit den vier Straßen in Buer wäre das anders: So würde man eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch die City schaffen. „Damit ist auch zu erwarten, dass der Radverkehr hier vorherrschen würde“, sagt Peter Zimmermann.
Bernd Rudde sieht auch einen weiteren Vorteil: „Ich kann mir vorstellen, dass mit der neuen Verbindung auch wieder mehr Schülerinnen und Schüler mit dem Rad zur Schule fahren“, so Rudde, der die Grünen in der Bezirksvertretung Nord vertritt.
Rudde erklärt auch, wie die Idee zur Realität werden könnte: „Der Bürgerantrag des Quartiersnetzes wird zunächst durch die Verwaltung geprüft, danach werden sich die politischen Gremien wie die Bezirksvertretung Nord und der Verkehrsausschuss damit beschäftigen.“ Die Grünen hoffen, auch Politiker anderer Parteien von der Idee überzeugen zu können. „CDU und SPD klopfen sich zwar für ihr Gesamtkonzept Radverkehr auf die Schulter – dabei sind dort gerade einmal vier Prozent des Geldes für den Bau neuer Radwege vorgesehen“, kritisiert Birgit Wehrhöfer.
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