Gelsenkirchen. Sie wollen gegen Corona impfen, können aber nicht: Gelsenkirchens Hausärzte kommen der Nachfrage kaum nach. So lief der Impfstart in den Praxen.

„Die Nachfrage nach den Impfungen ist unglaublich“, sagt Dr. Simon Kirchberg und liefert eine Anekdote zur Veranschaulichung gleich mit: Als seine Hausarztpraxis am Montag nach der Urlaubspause wieder öffnete, meldeten sich rund 150 Patienten und wollten einen Termin vereinbaren. Nur kann der Arzt, der an diesem Mittwoch mit den Impfungen startet, in der laufenden Woche lediglich 30 Impfdosen verabreichen.

Der Ansturm ist derzeit so riesig, dass die Gelsenkirchener Hausärzte ihn kaum bewältigen können. Das erzählt nicht nur Kirchberg. Andere Praxen berichten gegenüber dieser Redaktion ebenfalls, mit Anfragen überhäuft zu werden, seit sie in der Vorwoche mit in die Impfkampagne eingestiegen sind.

Volle Wartelisten, wenig Impfstoff bei Gelsenkirchener Praxen

Bei der Hausarztpraxis Schalke mit Sitz an der Kurt-Schumacher-Straße stehen beispielsweise etwa 200 Patienten auf der Impf-Warteliste. In der Vorwoche bekam die Praxis 30 Impfdosen, in dieser sind es 24.

Von ähnlichen Zahlen erzählt Kathrin Günzig von der Gemeinschaftspraxis Traufetter Forooghi in der Resser Mark. Die Wartelisten seien auch hier lang, die Organisation aufwendig. „Das ist viel Arbeit“, sagt Günzig und fügt an: „Die Impfungen werden an sich gut angenommen. Wenn wir mehr Impfstoff hätten, dann hätten wir schon ganz Gelsenkirchen durchgeimpft.“

Wie der Hausärzteverband die Impfkampagne bewertet

Der Hausärzteverband Westfalen-Lippe (HVWL) spricht deshalb von einem erfolgreichen Impfstart. „Wir haben zeigen können, dass wir binnen weniger Tage eine Vielzahl an Menschen impfen und das Tempo deutlich erhöhen konnten“, so die erste Zwischenbilanz nach einer Woche von Anke Richter-Scheer, der ersten Vorsitzenden des Verbands.

Wie viel die Hausärzte verimpft haben

Laut aktuellen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) wurden bis einschließlich Montag insgesamt 2.700 Erstimpfungen sowie zwölf Zweitimpfungen von Hausärzten in Gelsenkirchen durchgeführt.

Für das gesamte KVWL-Gebiet liegt die Zahl in diesem Zeitraum von etwa einer Woche bei 115.042 Impfungen. Spitzenreiter ist Recklinghausen. Hier wurden in besagtem Zeitraum 13.248 Erstimpfungen gesetzt.

Die Abläufe müssen sich gerade noch etwas festigen. „Das alles muss sich nun einspielen und mit den durch die Politik in Aussicht gestellten größeren Impfstoffmengen ab Mai wird sich die Situation zunehmend entzerren“, sagte Richter-Scheer weiter.

Wichtig sei, findet der HVWL, dass den Hausärzten bei den Impfungen vertraut werde. Es sei kontraproduktiv gewesen, dass es seitens der Politik Überlegungen gab, die Impfdosen der Hausärzte zugunsten der Impfzentren zu kürzen. Richter-Scheer: „Das Tempo darf nicht wieder ausgebremst werden.“

Gelsenkirchener Arzt: Nachfrage nach Corona-Impfstoff dürfte hoch bleiben

Das sieht auch Dr. Simon Kirchberg so. Hausärzte impften ihre Patienten schon seit eh und je, hätten die nötige Erfahrung. Zudem habe sich herausgestellt, dass die Corona-Impfungen „nicht so aufwendig“ seien wie es zunächst befürchtet wurde, so der Gelsenkirchener Arzt. Es müsse zwar mehr dokumentiert und aufgeklärt werden, die Lieferungen könnten jedoch mehrere Tage lang im Kühlschrank gelagert werden.

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Kirchberg verimpft in dieser Woche in seiner Praxis an der Ückendorfer Straße das Vakzin von Biontech, in der nächsten Woche kommt Astrazeneca hinzu. Die Nachfrage werde das aber nicht befriedigen können, wie Kirchberg prognostiziert: „Sie wird über Wochen und Monate hoch bleiben.“