Gelsenkirchen. Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil in Gelsenkirchen ist die Kriminalitätsquote Nichtdeutscher auffällig hoch.

Statistiken lassen sich in vielerlei Hinsicht interpretieren. Das gilt auch für die Kriminalstatistik. Die Polizei Gelsenkirchen hat 2020 etwas weniger mutmaßliche Straftäter unter Nichtdeutschen registriert. Weil aber deren Anteil an der Gesamtbevölkerung binnen vier Jahren von etwa 18,5 auf rund 20,6 Prozent gestiegen ist, lässt sich auch herauslesen: Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil ist die Kriminalitätsquote Nichtdeutscher in Gelsenkirchen auffällig hoch.

Die Zahl der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass sank laut einer Bilanz des Polizeipräsidiums Gelsenkirchen „seit 2016 von 38,82 Prozent in 2016 auf 37,08 Prozent in 2020“, wie Behördensprecher Matthias Büscher sagte. Gegenüber dem Vorjahr 2019 habe es allerdings nur eine marginale Veränderung gegeben. „2019 betrug der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen 37,03 Prozent.“

Besonderheit bei den Bevölkerungszahlen in Polizeistatistik

Die Bevölkerungszahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik werden nach Angaben der Behörde immer aus dem Kalenderjahr des Vorjahres entnommen. Die Datengrundlage bietet das statistische Landesamt NRW.

Die Bevölkerungszahl in Gelsenkirchen ist insgesamt kontinuierlich gesunken, und zwar von 262.528 im Jahr 2016 auf 259.646 Bürgerinnen und Bürger in 2019. Bevölkerungszahlen für 2020 liegen, wie zuvor beschrieben, in der Polizeilichen Kriminalstatistik erst in 2022 vor.

Anteil Nichtdeutscher an mutmaßlichen Straftätern überdurchschnittlich hoch

Das heißt aber auch: Bei einem Anteil von rund 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung (2019: 259.646) ist die Kriminalitätsquote von mutmaßlichen Straftätern ohne deutschen Pass fast doppelt so hoch. In absoluten Zahlen: Von den insgesamt 9116 Tatverdächtigen, die die Statistik für 2020 auflistet, sind 5736 Deutsche und 3380 Nichtdeutsche.

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In der Kriminalitätsstatistik bilden Rumänen mit 20,53 Prozent die größte Gruppe nichtdeutscher Tatverdächtiger. Es folgen Türken mit 18,79 Prozent, Syrer mit 8,20 Prozent, Polen mit 7,72 Prozent und Bulgaren mit 7,63 Prozent. Der geringste Anteil ist Menschen aus Spanien mit 0,68 Prozent zugeordnet. Die Quote ausländischer Tatverdächtiger mit ungeklärter Herkunft beläuft sich auf 2,99 Prozent.

Matthias Büscher, Pressesprecher der Polizei Gelsenkirchen.
Matthias Büscher, Pressesprecher der Polizei Gelsenkirchen. © Foto: Polizei

Drei Viertel der Opfer in Gelsenkirchen sind Deutsche

Aufgeführt, aber nicht näher unterteilt, ist in der Kriminalstatistik auch das Verhältnis von deutschen und nichtdeutschen Mitbürgern unter den Verbrechensopfern. Demnach besitzen rund drei Viertel (74,32 Prozent) von ihnen einen deutschen Pass, ein Viertel (25,68 Prozent) von ihnen sind Nichtdeutsche.

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„Innerhalb der Gruppe der Tatverdächtigen ohne deutschen Pass ist die Anzahl der Straftaten durch Asylbewerber seit 2018 ebenfalls gesunken“, teilte Polizeisprecher Matthias Büscher weiter mit. Und zwar von 3,69 Prozent in 2018 auf 2,06 Prozent in 2020. Wie viele Asylbewerber in Gelsenkirchen im besagten Zeitraum registriert waren, darüber konnten Stadt und Polizei keine Angaben machen. Die Antwort des Statistischen Landesamtes steht ebenso noch aus.

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Der Anteil der durch tatverdächtige Nichtdeutsche unter 21 Jahren begangenen Straftaten innerhalb der Gruppe der ausländischen Tatverdächtigen ist binnen zweier Jahre 2020 ebenso gesunken, und zwar von 23,94 Prozent in 2018 auf 21,83 Prozent.

Polizei Gelsenkirchen: Körperverletzung oder Raub dominieren bei den Straftaten

Der Anteil der heranwachsenden Tatverdächtigen ohne deutschen Pass – das ist die Gruppe der 18- bis 21-Jährigen – ist innerhalb der Gruppe der nichtdeutschen Tatverdächtigen gleichfalls zurückgegangen, und zwar von 9,99 Prozent im Jahre 2018 auf 7,72 Prozent 2020. Tatverdächtige ohne deutschen Pass begingen, ähnlich wie in der Gesamtzahl der Tatverdächtigen, überwiegend Diebstahls-, Betrugs- und Rohheitsdelikte (Körperverletzung, Raub, Straftaten gegen die persönliche Freiheit).