Gelsenkirchen. Nach fünf Monaten ist der Testlauf positiv. Nun weitet die Bogestra in Gelsenkirchen den Einsatz von E-Bussen aus, auch um Erfahrung zu sammeln.

Für neun Millionen Euro netto hat die Bogestra vergangenes Jahr 20 Elektrobusse angeschafft, für rund sieben Millionen Euro wurde die Ladeinfrastruktur ausgebaut. Für das Gelsenkirchen-Bochumer-Verkehrsunternehmen war das im Oktober 2020 eine gehörige Investition in die mobile Zukunft, aber zunächst einmal auch der Start für einen aufwendigen Probelauf. Nach mehr als fünf Monaten Erfahrung weitet die Bogestra nun die Teststrecken aus.

In Gelsenkirchen werden E-Busse auf den Linien 340, 388 und 392 fahren

Nach fast 300.000 gefahrenen Kilometern wird es für die 20 Elektrobusse der Bogestra Zeit, die bisherigen positiv verlaufenen Prüfungen auch auf anderen Linien fortzusetzen. Die-E-Busse waren bisher täglich auf der 32,6 Kilometer langen Linie 354 in Bochum sowie auf der 23,5 Kilometer langen Linie 380 in Gelsenkirchen unterwegs. Die Erprobungsphase soll laut Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns nun auf weitere Linien und Städte ausgeweitet werden: Nach dem Ende der Osterferien kommen die Busse unter anderem in Bochum auf den Linien 339, 344, 357 und 358 zum Einsatz. In Gelsenkirchen werden einzelne E-Busse auf den Linien 340, 388 und 392 fahren, in Witten zudem auf der Linie 379. „So können die Fahrzeuge durch unterschiedlichste Einsatzzeiten verbunden mit wechselnden Rahmenbedingungen wie Verkehrslage, Topographie und Kundenströme weiter in der Praxis getestet werden“, so die Bogestra.

E-Technik, Klimatisierung und Heizung haben auch bei extremerem Wetter mitgemacht

Seit fünf Monaten sind die E-Busse - hier auf der Linie 354 in Bochum - für die Bogestra im Einsatz. .
Seit fünf Monaten sind die E-Busse - hier auf der Linie 354 in Bochum - für die Bogestra im Einsatz. . © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Stop-and-go-Verkehr, hügelige Strecken oder auch unterschiedliche Witterungsverhältnisse seien nötig, um die „Busse weiter auf Herz und Nieren zu testen“, sagt Bruns. Die bisherigen Erfahrungen sind dabei rundum positiv: E-Technik, Klimatisierung und Heizung haben auch bei extremerem Wetter mitgemacht, die Resonanz bei den Fahrgästen sei positiv, ebenso die der Kolleginnen und Kollegen, die die Busse fahren, so die Bogestra-Sprecherin.

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Die E-Busse sind rein elektrisch unterwegs und können über einen Stromabnehmer, einen sogenannten Pantographen auf dem Fahrzeugdach geladen werden. Die Fahrzeuge verfügen ebenso wie die restliche Bogestra-Busflotte über eine Klapprampe für Rollstuhlfahrer, Videoschutz und sind klimatisiert. An Bord der E-Busse sind aber auch USB-Ladeanschlüsse vorhanden sowie die Möglichkeit, im W-Lan kostenfrei zu surfen.

Einsatz auf einer Strecke von bis zu 200 Kilometer ohne Zwischenladung

Gefördert von Bund und Land

Durch den stetigen Ausbau des Angebotes trägt die Bogestra „als Vorreiter weiter zur Verbesserung der Luftqualität in der Metropoleregion Ruhr bei und übernimmt regionale Verantwortung“, betont das Unternehmen selbstbewusst. Beschafft werden konnten die Fahrzeuge dank der Förderung des Bundes sowie des Landes NRW durch den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr.

Gefördert wurden 80 Prozent der Mehrkosten eines Elektrobusses gegenüber einem Fahrzeug mit konventionellem Antrieb (60 Prozent durch das Land und 20 Prozent durch den Bund) sowie 90 Prozent der Ladeinfrastrukturkosten (Landesförderung).

Die Kapazität der 348 kWh umfassenden „BYD LiFePo Batterie“ (Lithium-Eisen-Phosphat) ermöglicht einen Einsatz auf einer Strecke von bis zu 200 Kilometer ohne Zwischenladung. Für den Praxisalltag im Liniendienst ist das aus Sicht der Bogestra offensichtlich in Ordnung. Hier rechnet man vor allem mit den ökologischen Vorteilen: Ein vergleichbarer zwölf Meter langer Bus mit einem konventionellen Antrieb und Raum für mehr als 70 Fahrgäste verbraucht rund 40 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern.

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Mit dem Thema alternative Antriebstechniken beschäftigt sich die Bogestra seit 2008. Mit dem Kauf des ersten Hybridbusses in NRW sei damals ein Zeichen für den Klimaschutz gesetzt worden, sagt Bruns. 14 weitere Hybridbusse folgten, 2014 die ersten E-PKW und schließlich stellte das Verkehrsunternehmen 2017 rund zwei Drittel der Dienstwagenflotte auf E-Antrieb um. Insgesamt sind gut 30 Dienstfahrzeuge seither elektrisch angetrieben unterwegs. Und es geht weiter: Auch E-Bikes- und -Lastenräder hat die Bogestra mittlerweile angeschafft.

Ob Hybrid-Technik dauerhaft auch eine Option bleiben wird, müssen die künftigen Testauswertungen zeigen. Ohne dem vorgreifen zu wollen, liefert Bruns eine Prognose: „Die Zukunft liegt wohl eher im Bereich der E-Busse.“