Gelsenkirchen/Bochum. Das Nahverkehrsunternehmen macht den nächsten Schritt nach dem Einsatz von Hybridbussen und E-Pkw. Zehn Prozent der Busse fahren elektrisch.
Sie fallen auf, grellgrün wie sie gestaltet sind. Erst der zweite Blick, der aufs Kennzeichen, macht klar: „E“, dieser Bus fährt vollelektrisch. 20 nagelneue Exemplare hat die Bogestra am Betriebshof am Exterbruch aufgereiht und präsentiert sie sichtlich stolz. Immerhin zehn Prozent der Flotte stellen die leise summenden Busse dar.
20 nagelneue Exemplare in Gelsenkirchen aufgereiht
Es ist in gewisser Weise noch ein Testlauf, die E-Busse sollen sich im regulären Betrieb auf den Straßen in Gelsenkirchen und Bochum bewähren, die Fahrer bekommen nach und nach eine Einweisung und starten mit den Fahrzeugen. Die Busse sind rund zwölf Meter lang und können bis zu 75 Fahrgäste aufnehmen, 34 Sitzplätze gibt es. Die Kosten für die reine Beschaffung liegen bei etwas mehr als neun Millionen Euro (netto), die Investition in die Infrastruktur veranschlagt das Unternehmen mit etwa sieben Millionen Euro. Denn an den Betriebshöfen muss entsprechend umgerüstet werden.
Dank für kräftige Finanzhilfe
Beschafft werden konnten die Fahrzeuge dank der Förderung des Bundesumweltministeriums und des Landes NRW durch den Verkehrsverbund NRW. Gefördert werden 80 Prozent der Mehrkosten eines Elektrobusses gegenüber einem Bus mit konventionellem Antrieb, 60 Prozent durch das Land, 20 durch den Bund, sowie 90 Prozent der Lade-Infrastruktur.
Erster Härtetest im Winter
Die Busse werden über einen Stromabnehmer an der Fahrzeughalle geladen, einen „Pantografen“. Die Statik gibt das allerdings nicht für alle Gebäude der Bogestra her, räumte Bogestra-Vorstand Andreas Kerber bei der Präsentation ein. Die Zwischenladung der E-Busse auf den Linien 354 (Strecke 32,6 Kilometer) und 380 (23,5 Kilometer) ist nach mehreren Umläufen auf dem Betriebshof in Bochum an der Hattinger Straße und in Gelsenkirchen an der Endhaltestelle Buer-Rathaus vorgesehen. Am Exterbruch sind zunächst zehn Ladestellen installiert.
Start auf zwei Linien
Die Hälfte der neuen E-Busse werden auf den Linien 354 von Bochum-Weitmar über Hauptbahnhof nach Riemke, und 380 von Gelsenkirchen Hauptbahnhof über Schalke nach Buer eingesetzt. Die restlichen zehn Fahrzeuge werden auf die anderen Strecken verteilt in Betrieb genommen.
Die Reichweite beträgt laut Hersteller mit einer Akkuladung runde 210 Kilometer im ersten Betriebsjahr, noch 190 Kilometer im fünften, gemessen bei -10 Grad Außentemperatur. Über Nacht sollen die Fahrzeuge dann batterieschonend wieder aufgeladen werden.
Die Akkus mit einer Kapazität von 348 Kilowatt-Stunden mit der Bezeichnung LiFePo, abgekürzt für Lithium-Eisen-Phosphat, sollen einen Einsatz über 200 Kilometer ohne eine Zwischenladung ermöglichen. Den ersten Härtetest erwartet die Bogestra im Winter, wenn alle Verbraucher volle Leistung bringen müssen. Denn die Busse verfügen über eine Voll-Klimatisierung, die ebenfalls elektrisch betrieben wird, nicht mehr über Verbrenner.
Pünktliche Lieferung trotz Corona
Den ersten Hybridbus „in NRW“, wie Kerber betont, schaffte die Bogestra 2008 an, 2011 stellte sie mit 15 solcher Fahrzeuge schon die größte Flotte des Landes. 2014 kam der erste Pkw auf den Plan, 2017 war auch hier die NRW-Spitze erreicht, zwei Drittel der Dienstwagen. Der erste vollelektrische Bus ist Ende Juli eingetroffen.
Javier Contijoch von der Herstellerfirma BYD Europe zeigte sich stolz, dass trotz der schwierigen Zeiten, sprich: Corona-Beschränkungen, die Lieferung der nun 20 Elektrobusse pünktlich erfolgen konnte.
Eine Hoffnung müssen sich lästige Souvenirjäger übrigens bei einer Fahrt mit der Stromer-Flotte abschminken: Wer versucht, einen der Nothämmer zu klauen, scheitert entweder an der Drahtsicherung. Oder an dem durchdringenden Alarmsignal.
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