Gelsenkirchen. Lückenschluss beim städtischen Team der Verkehrsüberwachung in Gelsenkirchen: Der Neuzugang heißt Rudi und erhält einen Vertrag für zwei Jahre.

Andernorts hört er auf den Namen Robert, in einer Stadt wie Gelsenkirchen auf „Rudi“. Kantig und eisern in seiner Meinung wie der legendäre Fußballmanager des FC Schalke 04 ist auch Blitzer Rudi unumstößlich in seinem Urteil. Die Stadt Gelsenkirchen hat den Überwachungskünstler für zwei Jahre unter Vertrag genommen.

Blitzer „Robert“ in der Testphase an der Gelsenkirchener Kurt-Schumacher-Straße. Die Stadt hat jetzt seinen Teamkollegen „Rudi“, eine ebenfalls semistationäre Station, zur Überwachung des Verkehrs für zwei Jahre gemietet.
Blitzer „Robert“ in der Testphase an der Gelsenkirchener Kurt-Schumacher-Straße. Die Stadt hat jetzt seinen Teamkollegen „Rudi“, eine ebenfalls semistationäre Station, zur Überwachung des Verkehrs für zwei Jahre gemietet. © Foto: Stadt Gelsenkirchen

Vor der Verpflichtung hatte die Gelsenkirchener Verwaltung Rudis Teamkollegen „Robert“ zunächst testweise auf Herz und Nieren geprüft. Das Gastspiel dauerte vom 22. April bis zum 22. Oktober vergangenen Jahres. Wobei die Organe hier stellvertretend für allerlei Hightech-Innereien stehen, die Rudi zu einer Art Verteidiger der Straße machen: Neuste Lasermesstechnik und mehr als nur zwei Optiken, denen so gut wie kein Regelverstoß entgeht.

Die Dienste von Superblitzer „Rudi“ kosten die Stadt Gelsenkirchen 180.00 Euro

„Rudi wurde von der Stadt für zwei Jahre gemietet“, sagte Stadtsprecher Martin Schulmann. Die Kosten betragen auf die Gesamtlaufzeit hochgerechnet etwa 180.000 Euro. Angekommen ist der Neuzugang aber bislang noch nicht. Nach Ablauf der Ausleihe findet eine neue Bewertung statt. Auf dem Prüfstand stehen dann wieder Einsatznotwendigkeit (häufige Unfallstellen) und Leistung.

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In Sachen Produktivität hat Rudi schon einen durchaus bleibenden Eindruck hinterlassen und bei seinen Gegenspieler, den Rasern, zahlreich für viel Verdruss gesorgt – so viel steht fest. In der Testphase zeigte Rudi mehr als 10.000 Gegnern die rote Karte, pardon, den roten Blitz. Legt man das kleinste mit Geld zu ahndende Foul im Verkehr zugrunde, innerorts bis zu zehn Stundenkilometer zu schnell, so hat das kantige Bollwerk bei seinen Einsätzen 150.000 Euro in die Kassen der Stadt gespült. Hielte Rudi sein hohes Niveau, so stiege die Summe am Ende der zwei Jahre dauernden Liaison auf 600.000 Euro. Und damit auf das Dreifache seines Grundpreises. Ein überzeugendes Argument, den Vertrag zu verlängern.

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Immun gegen Frustfouls und andere tätliche Angriffe

Im Fußball spricht man gerne von Frustfouls, wenn man am Gegenspieler nicht vorbeikommt. Bei Rudi sieht es ganz ähnlich aus. Sein Übergewicht rührt von einer starken Panzerung her, Schläge steckt er ohne zu Zucken locker weg.

Ein GPS-Sender zur Ortung gehört ebenso zum Rüstzeug, dazu Feuer- und Bewegungsmelder. Angriffe lösen Alarm aus. Und dann rückt Verstärkung an - in Uniform.

Massives Übergewicht wird mit einer Pferdelunge ausgeglichen

Technisch verfügt Rudi über ganz hervorragende Qualitäten. Mit seinen zwei Messkameras können zwei Fahrtrichtungen gleichzeitig abgedeckt werden – und zwar jeweils zwei Fahrspuren pro Richtung. Heißt, um im Bild zu bleiben: Selbst ein Konter in Überzahl, also viele Raser gleichzeitig, sind für ihn locker händelbar, kommen nicht ungeschoren davon.

Zudem lassen sich zwei verschiedene Geschwindigkeiten gleichzeitig überwachen – also etwa Tempo 30 innerorts für Laster und Tempo 50 für Autos. Rudi unterscheidet sogar zwischen Autos, Lastwagen und Motorrädern, die da auf ihn zurollen. So lassen sich verschiedene Geschwindigkeitslimits für unterschiedliche Fahrzeugklassen und Fahrstreifen festlegen.

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Sein sportliches Übergewicht von mehr als einer Tonne macht Rudi übrigens mit beeindruckender Ausdauer wieder wett. Und ausgesprochenen Nehmerqualitäten. Hitze, Feuer, Eis ficht ihn nicht an (siehe Info-Box). Und erst nach 14 Tagen im Dauerlauf macht der interne Akku langsam schlapp.

Für die Stadt ist er daher ein ideales Bindeglied zwischen den festen und mobilen Mannschaftsteilen, sie verspricht sich davon „eine effektive Lückenschließung“ im Kampf gegen Raser. Eine Art „Sechser“ vor der Abwehr, bestehend aus Starenkästen und agilen Überwachungswagen. Schalke wäre wohl neidisch, hätte es solch ein Bollwerk in den eigenen Reihen.