Gelsenkirchen-Buer. Schüler der Gesamtschule Buer-Mitte haben Briefe an Bewohner eines Pflegeheims geschrieben – um ihnen durch die einsame Corona-Zeit zu helfen.
Farah (12) hält ihren Brief hoch. In roter Schreibschrift auf grünem Papier berichtet sie, was ihr Lieblingstier ist, welches Schulfach sie am liebsten mag, wie viele Geschwister sie hat – und dass ihre Brüder und Schwestern ihr immer helfen, wenn sie Unterstützung braucht. An den Rand des Briefes hat sie bunte Herzen gemalt. Und schließlich fragt sie: „Wie geht es Ihnen denn? Hatten Sie schöne Weihnachtsferien?“
Farahs Brief ist – genau wie die ihrer Schulkameraden aus der sechsten Jahrgangsstufe der Gesamtschule Buer-Mitte – an einen älteren Menschen aus einem Recklinghauser Seniorenheim adressiert. Wer genau ihre Zeilen letztlich in den Händen halten wird, weiß sie nicht. Fest steht aber: Die Person ist wahrscheinlich gerade einsam. „Briefe gegen Einsamkeit“ heißt die Aktion, die Deutsch- und Klassenlehrerin Nadine Blida gemeinsam mit Kollegen initiiert hat. 120 Schüler aus vier Klassen haben mitgemacht und Briefe an Senioren geschrieben.
Gelsenkirchener Schüler erzählen von sich, stellen Fragen, malen und basteln
Viola (12) etwa erzählt in ihrem Brief von ihrem Hobby, dem Reiten, und dass sie gerne Zeit draußen verbringt. Neben den Text hat sie ein Bild von ihrem Pferd gemalt. Josephine (11) hat sogar ein Gedicht für den Empfänger ihres Briefes geschrieben. Es geht darin um gute Laune, darum, dass die Sonne immer scheint – und dass in dieser schweren Zeit alle zusammenhalten müssen. Außerdem schreibt sie, dass sie es schade findet, dass viele alte Menschen im Moment keinen Besuch bekommen.
„Ich finde die Idee mit den Briefen sehr schön“, sagt Josephine. „So können wir den alten Menschen Freude bereiten und vielleicht fühlen sie sich dann nicht mehr so alleine.“ Das sieht Lisa (12) genauso. Deshalb hat sie zusätzlich zu ihrem Brief ein großes Herz gebastelt. „Auch wenn du dich allein fühlst, ist immer jemand für dich da“ steht darauf.
Briefe an Senioren haben einige Lehrer „zu Tränen gerührt“
Die Kinder wissen genau, was es bedeutet, unter der Pandemie zu leiden. „Ich finde es im Moment sehr schade, dass man die Kontakte einschränken muss uns freue mich darauf, wenn wir alle wieder die ganze Zeit in die Schule dürfen“, erzählt zum Beispiel Josephine. Sam (12) ergänzt: „Aber wir haben ja wenigstens noch Kontakt zu unseren Familien, die alten Menschen haben teilweise gar keine Kontakte. Deswegen finde ich die Aktion sehr gut.“
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Die organisierenden Lehrerinnen sind ebenfalls rundum zufrieden. „Die Kinder haben sich sehr viel Mühe gegeben, gemalt und gebastelt. Das hat einige aus dem Kollegium zu Tränen gerührt“, berichtet Nadine Blida. Sie hoffen nun, dass der eine oder andere Seniorenheimbewohner ihnen auch antwortet. „Sie möchten sehr gerne etwas über die älteren Menschen erfahren“, so die Erfahrung von Lehrerin Sara Flossbach, die das Projekt mitbetreut hat.
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