Gelsenkirchen-Buer. Servitenprovinzial Pater Silvo bedauert die Aufgabe der letzten deutschen Niederlassung. Viele Gelsenkirchener zündeten noch eine Kerze an.
Es ist ein sehr berührender Moment, als der letzte Gottesdienst in St. Mariä Himmelfahrt am Sonntag gegen 11.30 Uhr zu Ende geht und das liturgische Gerät hinaus getragen wird. Die passende orgelmusikalische Untermalung macht deutlich: Dies ist ein Abschied für immer.
Die Gläubigen sind berührt – drinnen jene, die einen der wenigen Plätze bekommen haben, draußen jene, die warten, eine letzte Kerze entzünden zu können. Pater Silvo M. Bachorik, bis zu seiner Ernennung zum Provinzial der Serviten Ende 2018 lange Jahre Pastor in St. Mariä Himmelfahrt, ist aus Österreich angereist und betont, wie sehr er die Aufgabe der letzten deutschen Ordens-Niederlassung bedauert. „Uns Serviten geht die Luft aus“, begründet er den Entschluss angesichts des Nachwuchsmangels. Das Verhältnis zu den Gläubigen sei immer sehr innig gewesen, deshalb sei die Entwicklung auch für die Patres sehr traurig.
Einige Gelsenkirchener Gläubige haben kein Verständnis für die Schließung
„Abschied zu nehmen, das ist generell nicht schön“, sagt auch Gemeindemitglied Marius Dworatzek. Er sei „in der Kirche aufgewachsen“, sei selbst hier getauft worden, zur Kommunion gegangen, habe hier geheiratet. „Ich bin fast untröstlich.“ Er hat kein Verständnis für diesen Schritt. „Die Kirche war immer gut besucht. Und gerade jetzt, in den Zeiten von Corona, war sie vielen Gemeindemitgliedern eine Anlaufstelle.
Heinrich Praß ist sogar aus Gladbeck gekommen. Weil es dort gar keine Gottesdienste gibt, ist er mit dem Rad angereist in die Gemeinde seiner Kindheit. Gut, erzählt er, könne er sich erinnern an den einstigen Pater Hugo. „Der brachte meiner Urgroßmutter immer die Krankenkommunion nach Hause.“
Gemeindemitglieder zünden eine letzte Kerze in St. Mariä Himmelfahrt an
Kirche sei damals intensiver gelebt worden, findet er und sieht nicht nur die Gläubigen in der Pflicht, sich einzusetzen für das Leben in ihren Gemeinden. Es liege auch an der Kirche selbst, die einzelnen Kirchen zu füllen. „Die kümmern sich nicht mehr.“
Auch Familie Fleischmann wartet darauf, Abschied nehmen zu können von dem Gotteshaus, in dem das Paar 2011 heiratete, in dem 2017 der erste Sohn getauft wurde. „Der zweite hätte hier letztes Jahr getauft werden sollen – dazu kommt es nun nicht mehr“, erzählt Mutter Katharina Fleischmann.
Propst Pottbäcker dankt Patres für deren Seelsorge-Arbeit und Mitbrüderlichkeit
So groß der Schmerz bei vielen heutigen und einstigen Gemeindemitgliedern ist, so groß ist auch das Bedauern bei Propst Markus Pottbäcker. Gerne, sagt er, hätte er die Kirche noch einige Zeit offen gehalten. Mit dem Fortgang der Serviten-Patres und der Aufgabe des Klosters jedoch sei dies unmöglich geworden. „Es ist einfach keiner mehr da, der die Gottesdienste abhalten könnte.“
Er bedankt sich „für die Jahrzehnte lange Seelsorge und Mitbrüderlichkeit“. Das unterstreicht auch Michael Franzen, Mitglied des Gemeindeausschusses, bei seiner Rede. Bei aller Trauer und Wut gelte es, Dankbarkeit zu empfinden dafür, „dass das Kloster immer allen Menschen offen stand“.
Gläubige müssen sich nun umorientieren
Mit der Schließung von St. Mariä Himmelfahrt müssen sich nun auch die hiesigen Gemeindemitglieder gen St. Urbanus orientieren. Sorgen vieler, dort in Coronazeiten keinen Platz in der Messe zu bekommen, zerstreut Propst Markus Pottbäcker.
Zwar sei der Gottesdienst in St. Urbanus am Sonntagmorgen tatsächlich stets recht voll. Am Samstagabend jedoch und auch am Sonntagabend sei ein Besuch unproblematisch.
Die zuweilen experimentierfreudigen Mönche seien oftmals ihrer Zeit voraus gewesen. Welche Perspektive es nun gäbe für die Gläubigen? „Die Gemeinderäume sind von der Schließung nicht betroffen.“ Der Gemeindeausschuss befasse sich damit, wie Gemeindeleben hier weiter gehen könne. Dann folgt eine Einladung zur Beteiligung: „Machen Sie mit!“
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