Gelsenkirchen. Gelsenkirchenerinnen berichten vom Fleischverzicht. Die eine lebt bereist länger vegan, die andere ist per Challenge frisch gestartet.

Eine fleischfreie Ernährung oder gar der komplette Verzicht auf tierische Produkte: Für manche unvorstellbar, für andere kein einfacher Schritt und für einige das Normalste der Welt. Seit 2014 gibt es die weltweite Kampagne „Veganuary“, die Menschen dazu ermutigen möchte, zumindest im ersten Monat des Jahres eine vegane Ernährung auszuprobieren.

Schockierende Dokumentation überzeugte Gelsenkirchenerin, fortan vegan zu leben

Annika Eichler entschied sich vor vier Jahren dazu, komplett ohne tierische Produkte zu leben. Nachdem die ehemalige Fleischesserin die Dokumentation „Earthlings“ über den Umgang mit Tieren in Forschung, Entertainment, Lebensmittel- und Kleidungsindustrie gesehen hatte, traf sie von einem auf den anderen Tag diesen Entschluss. Die 35-jährige Gelsenkirchenerin sagt: „Ich habe von Anfang an bis zum Ende des Films geweint. Danach wusste ich, so wie zuvor will und kann ich nicht mehr essen, Klamotten kaufen oder generell konsumieren.“

Drei Tage lang stellte Gelsenkirchenerin ihren Haushalt auf den Kopf

Eichler entschied sich für eine konsequente Veränderung. In den nächsten drei Tagen stellte sie ihre Wohnung komplett auf den Kopf, ging jeden Raum systematisch durch, sortierte ihren Kühlschrank aus, trennte sich unter anderem von Kosmetika und Kleidungsstücken. Die Gelsenkirchenerin wollte sich nicht nur vegan ernähren, sondern auch vegan leben. „Die Umstellung war für mich eher ereignisreich als schwer und ich habe sehr viel gelernt in der Zeit“, erinnert sie sich.

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Vorteil: Angebot fleischfreier Ersatzprodukte ist stark angewachsen

Die anfänglichen Lebensmitteleinkäufe nahmen viel Zeit in Anspruch. Inhaltsstoffe wurden unter die Lupe genommen, gegoogelt und mit Hilfe von Vegan-Apps analysiert. Mittlerweile weiß sie genau, wo sie was im Supermarkt oder Discounter findet. Die Einkäufe wurden zielgerichteter. Weniger „Blödsinn“ landete im Einkaufskorb. Ein Vorteil: Die Auswahl an veganen Produkten hat sich in den vergangenen Jahren stark erweitert. „Da ich sehr neugierig bin, probiere ich auch gerne mal Ersatzprodukte aus“, sagt sie.

Die richtigen Gewürze helfen Gelsenkirchenerin, Fleisch zu ersetzen

Rückfällig wurde Annika Eichler nie. In den ersten zwei Jahren habe sie den Duft von gebratenen Hähnchen noch immer gern gerochen. Aber auch das verflog. In der Küche wurde sie wesentlich kreativer. Kohlenhydrate wie Reis oder Kartoffeln verfeinert sie gern mit Gemüse, Saucen, Nüssen und Gewürzen. „Was viele an Fleisch mögen, ist oftmals die Würze. Auch Tofu schmeckt, wenn er richtig gewürzt ist“, sagt sie. Mit Hilfe von Schwefelsalz lässt sich beispielsweise auch der Geschmack von Rührei nachempfinden, als Geheimzutat für ein gelungenes Curry empfiehlt sie gefrorene Limettenblätter.

Gesündere Ernährung hat starken Einfluss auf das eigene Wohlbefinden

Durch die Nahrungsumstellung verbesserte sich bei der 35-Jährigen ihr Wohlbefinden und auch das Hautbild. Nach dem Essen ist sie zudem weniger müde. Eine vegane Lebensweise, erzählt sie, habe aber auch positive Auswirkungen auf beispielsweise Umwelt, Gesundheit und die soziale Gerechtigkeit. Sie rät jedem, der mit einer fleischlosen Ernährung starten möchte: „Selbst ausprobieren, Erfahrungen sammeln und gucken, wie weit man gehen kann. Jeder Schritt in die Richtung ist gut.“

Aber: Gelsenkirchenerin sagt auch, dass der Verzicht auf Eier und Milch manchmal schwer fällt

Laura D. findet es für die Umstellung wichtig, eine Überzeugung zu haben. Die 32-Jährige ist seit siebeneinhalb Jahren Vegetarierin und nimmt in diesem Monat an der Veganuary-Challenge teil. Ihr persönlicher Antrieb ist das Tierwohl.

Der Verzicht auf Fleisch sei ihr nicht schwergefallen. Im Januar vegan zu leben, war ein größerer Schritt. „Ich würde lieber vegan leben, aber es fällt mir schwer, auf Eier und teils auf Milchprodukte zu verzichten“, sagt die Gelsenkirchenerin. Sie fährt fort: „Zuhause ist das alles kein Problem, aber gerade, wenn ich woanders zu Besuch bin, will ich nicht zu allem nein sagen.“

Gemüse statt Fleisch als Hauptbestandteil des täglichen Essens

Gemüse ist mittlerweile keine Beilage mehr, sondern der Hauptbestandteil ihrer Speisen. „Ich muss dazu sagen, dass ich schon immer gerne Gemüse gegessen habe“, so die Vegetarierin weiter. Fleischproduzenten, aber auch andere Unternehmen haben mittlerweile vegane Produkte wie Wurst, Hackfleisch oder Schnitzel in ihrem Sortiment. Ein großer Fan von Ersatzprodukten ist sie aber nicht, weil sie es falsch findet, die Fleischindustrie weiter zu unterstützen. Beim Kauf von Kleidung versucht sie ebenfalls darauf zu achten, keine Produkte aus beispielsweise Leder zu kaufen. Trotzdem will sie bereits Vorhandenes nicht wegwerfen.

Ob sie nach Januar sich weiterhin vegan ernähren möchte, weiß sie noch nicht. Die alleinerziehende Mutter will abwarten, wie es ihr geht. Wenn sie es zeitlich schafft, möchte sie beim Arzt den Vitamin B12-Wert (zählt zu den kritischen Nährstoffen) untersuchen lassen.

Das steckt hinter dem zusammengesetzten Begriff Veganuary

„Veganuary“ ist eine Wortzusammensetzung aus Vegan und January (engl. Januar). Seit dem Start der Kampagne 2014 nahmen über eine Million Menschen aus 192 Ländern teil.

Wer sich auf der Webseite anmeldet, erhält einen Monat lang täglich eine Mail mit Infos, Rezepten und Anregungen. Weitere Informationen unter: veganuary.com/de

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