Bottrop. Stefanie Schwarzwald stellte vor fünf Jahren ihre Ernährung um. Sie wollte Massentierhaltung und die damit verbundenen Qualen nicht mehr akzeptieren.
„Meine Güte, was kannst du denn dann noch essen?“ So oder ähnlich reagierten Freunde und Familie, als Stefanie Schwarzwald ihre Ernährung umstellte. „Dabei koche und esse ich für mein Leben gern“, stellt die 41-Jährige fest. Seit etwa fünf Jahren lebt sie vegan, Fleisch und Fisch sind vom Speiseplan verschwunden - aus ethisch-moralischen Gründen. „Verzicht bedeutet das aber nicht, und ich fühle mich besser, als jemals zuvor in meinem Leben!“
Angefangen hat alles mit einem Geburtstagsgeschenk. Weil sie Tage zuvor einen Hasen gerettet hatte, schenke ihr ihr damaliger Ehemann ein Buch mit einem Hasen auf dem Cover - ungeachtet des Inhaltes. „Ich verschlang dieses Buch aber am nächsten Tag, und es war um mich geschehen“, erinnert sich Stefanie Schwarzwald. „Mich hat tief berührt, was wir Menschen anstellen, um unseren Gaumen zu kitzeln, und dieses Bewusstsein hat dann mein Leben total verändert.“ Einst habe sie so gerne Fleisch gegessen. „Ich war dabei eher ein Kerl und lutschte leidenschaftlich gern die Knochen ab.“ Fortan war dies undenkbar. Anfangs habe sie noch das klassische Käseproblem gehabt, „denn Käse ist halt so lecker.“ Schnell verzichtete sie aber auf alle tierischen Produkte.
Große Vielfalt
„Ich koche täglich frisch und bevorzuge pflanzliche Produkte“, erklärt die Veganerin. So gibt’s zum Frühstück selbstgemachte Smoothies und Müslis aus Haferflocken, Leinsamen, Nüssen, Amarant, Kokosraspel und frischem Obst und dazu Hafer-, Reis- oder Mandelmilch. Kaffee und Tee sind natürlich kein Problem. Zu ihren Lieblingsgerichten zählen beispielsweise Sellerieschnitzel mit Kartoffel-Linsen-Püree und gebratenen Apfelspalten oder mit Cashew-Creme gefüllte Tomaten, Zucchiniröllchen mit Pesto oder Pasta mit Gemüse. Auch Kuchen steht auf der Speisekarte, und in der Weihnachtszeit gibt’s vegane Nussecken und Vanillekipferl, wobei Eier beispielsweise durch Bananen ersetzt werden. „Mit der Ernährungsumstellung habe ich auch neuen Geschmack entdeckt, wie den von Avocados, Ingwer und Süßkartoffeln.“ Sie esse zudem viel mehr Hülsenfrüchte als früher. „Mein Teller ist oft so bunt, dass ich mich oft riesig freue, mich so gut und lecker ernähren zu können, ohne Tieren Leid zuzufügen.“
Denn das ist der Hauptgrund für ihre vegane Ernährung. „Wenn man einmal anfängt, die Massentierhaltung zu hinterfragen und diese dann noch als den wirklichen Klimakiller - 50 Prozent der schädlichen Gase kommen aus der Tierhaltung - entlarvt, so gibt es kein Zurück“, stellt Stefanie Schwarzwald fest. Doch sieht sie sich deshalb als Weltverbesserin? „Vielleicht bin ich eine Träumerin“, meint die 41-Jährige. „Aber ich denke schon, dass es tatsächlich möglich ist, etwas zu bewegen, nämlich, indem man selbst die Bewegung ist. Es heißt so schön: ‘Be the change, you want to see in the world.’“ Sie sei sich sicher, dass es möglich ist, etwas zu verändern, „wenn jeder Einzelne bei sich selbst beginne und seine Sicht auf die Welt zu hinterfragen beginnt.“
Im Klaren über die Beweggründe
eit fünf Jahren isst Stefanie Schwarzwald viel bewusster und lebt vegan. Früher sei sie oft müde gewesen, heute findet sie eine wunderbare Ergänzung zur veganen Ernährung im Laufen. Ihr Freundeskreis hat sich gewandelt. „Einige beste Freunde sind geblieben, viele neue dazugekommen“, so die Organisatorin des Mondscheinlaufs. Das Thema „Ernährung“ dränge sie jedoch niemandem auf. „Aber bei Interesse antworte ich immer gern auf Fragen.“
Menschen, die ihre Ernährung umstellen wollen, rät Stefanie Schwarzwald, sich ausgiebig zu informieren und sich zunächst über die Beweggründe im Klaren zu sein. „Hilfreich ist auch, sich einer Gruppe anzuschließen, Foren im Internet zu nutzen - oder einfach zu experimentieren“, so die 41-Jährige. Ersatzprodukte könnten den Übergang erleichtern.
Die bewusste Art sich zu ernähren, hat für Stefanie Schwarzwald inzwischen auch Auswirkungen auf andere Lebensbereiche wie Kosmetik und Kleidung. „Ich vermeide beispielsweise Schuhe aus Leder oder Kosmetik, die mit Tierversuchen verbunden ist. Ich habe Nachhaltigkeit im Blick und kaufe Kleidung inzwischen nur noch im Second-Hand-Laden.“