Gelsenkirchen-Bismarck. Dem Gelsenkirchener Zoom fehlen vier Millionen Umsatz. Zoo-Freunde richten Spendenkonto ein. Die Zooleitung verspricht: Versorgung ist gesichert.

Zwar müssen Tiger, Löwe, Eisbär und Co in der Zoom Erlebniswelt derzeit nicht am Hungertuch nagen, die Sorge um die Zukunft des Gelsenkirchener Tierparks ist dennoch groß. Beunruhigt über die Finanzsituation der Anlage, die wegen der Corona-Pandemie seit November geschlossen bleiben muss, sind nicht nur Zoo-Betreiber und -Mitarbeiter, sondern auch die Politik und die Besucher. Michael Döring zum Beispiel, seit vielen Jahren ein treuer Gast, initiierte jetzt eine Spendenaktion für den Zoom. Der 59-jährige Finanzmakler betont: „Ich will damit vor allem ein Zeichen setzen.“

Tierfreunde wollen in der Krise ein Zeichen für die Treue zum Zoo setzen

Das Konto bei der Sparkasse ist bereits eingerichtet, drei weitere Mitstreiter waren schnell gefunden und nach wenigen Stunden schon die ersten 500 Euro eingesammelt. „Die Not ist aktuell in vielen Lebensbereichen groß“, sagt Michael Döring, „aber es gibt eben auch Sorgen im Zoo.“ Dem leidenschaftlichen Fotografen, der regelmäßig durch den Tierpark spaziert, hat die Einrichtung bislang viel gegeben. Etwas davon will er nun zurückgeben. Wofür genau die Spenden am Ende genutzt werden, das will die Runde der Initiatoren auch in Absprache mit der Zooleitung noch beschließen: „Denkbar ist eine Tierpatenschaft oder die Anschaffung von Spielzeug zur Beschäftigung der Tiere.“

Jeder Euro solle zu hundert Prozent an den Zoo gehen.

Um Spenden geworben wird derzeit vor allem in den sozialen Netzwerken. Bislang mit sehr positivem Echo. Eine Spenderin zum Beispiel schreibt auf Facebook: „Der Zoom ist für unsere Familie das zweite Zuhause. Er gibt uns so viel, daher möchten wir jetzt etwas zurückgeben.“

Die Betriebskosten laufen trotz Schließung weiter, die Einnahmen aber fehlen

Über dieses Engagement freut sich Zooleiter Hendrik Berendson: „Das ist durchaus ein wichtiger Beitrag.“ Denn die Kosten, für tonnenweise Futter zum Beispiel, laufen trotz Lockdowns weiter, die Einnahmen aber fehlen: „Bisher haben wir rund vier Millionen Euro Umsatz verloren.“ In Not sei die Zoom Erlebniswelt dennoch nicht: „Vor allem die Versorgung der Tiere ist weiterhin uneingeschränkt gesichert.“ Auch an eine Abgabe von Tieren an andere Einrichtungen oder an einen Verkauf sei nicht gedacht und, so Berendson, ein Verkauf rechtlich auch gar nicht möglich.

Pfleger beschäftigen sich derzeit intensiv mit den Tieren

„Die Pfleger beschäftigen sich derzeit intensiv mit den Tieren“, sagt Berendson, „um Reize zu schaffen, für die sonst auch die Besucher sorgen.“ Die fehlenden Menschen würden einige Tiere sehr wohl registrieren: „Das kompensieren die Pfleger aber nach Kräften.“ Zwischen Mensch und Tier besteht, auch durch die Beschäftigungstherapie, ein enges, oft auch vertrautes Verhältnis.

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Im ersten Lockdown erhielt die Zoom Erlebniswelt, die von den Stadtwerken getragen wird, noch 800.000 Euro Zuschuss vom Land, jetzt hat der Zoo Hilfe beim Bund beantragt.

SPD und CDU fordern finanzielle Unterstützung für den Gelsenkirchener Zoo

Neben den Besuchern macht sich aktuell auch die lokale Politik Sorgen um die Zukunft des Zoos. Die Ratsfraktionen von SPD und CDU fordern in einer gemeinsamen Erklärung staatliche Unterstützung für die Zoom Erlebniswelt. Die Stadtwerke blieben derzeit auf den laufenden Kosten sitzen. Markus Karl (CDU) Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerkegruppe, kennt die angespannte Situation gut: „Als Betreiber der Gelsenkirchener Bäder und der Zoom-Erlebniswelt musste die Stadtwerkegruppe 2020 bereits hohe Einnahmeausfälle bei den Eintrittsgeldern hinnehmen.“ Bund und Land seien jetzt gefordert, einzuspringen, „damit die Zukunft der Zoom-Erlebniswelt langfristig abgesichert wird.“

Günther: Auf den letzten Metern darf finanziell nicht geknausert werden

Auch Lukas Günther, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, fordert staatliche Hilfe für den Tierpark, sonst drohten Schwimmbäder und Zoos Opfer der Corona-Pandemie zu werden: „Gerade jetzt, wo durch den Impfstart Licht am Ende des Tunnels zu erkennen ist, darf auf den letzten Metern finanziell nicht geknausert werden.“ Der Preis sei schlicht zu hoch, wenn am Ende Freizeiteinrichtungen nicht mehr vorhanden wären: „Es erfordert jetzt staatliches Handeln, um den Beschäftigten eine gesicherte Perspektive zu bieten und ein wichtiges Stück Lebensqualität in Gelsenkirchen zu erhalten.“

50 Mitarbeiter pflegen, füttern und unterhalten derzeit die 1000 Zootiere

- Im Gelsenkirchener Zoo leben rund 1000 Tiere, die versorgt und vor allem auch beschäftigt werden müssen.

- 50 Menschen, Pfleger vor allem und medizinisches Personal, kümmern sich derzeit um die tierischen Bewohner, alle anderen Zoom-Mitarbeiter sind in Kurzarbeit.

- Wer sich an der Spendenaktion beteiligen möchte, die IBAN bei der Sparkasse Gelsenkirchen lautet: DE 41 4205 0001 0160 107229

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