Gelsenkirchen-Resse. Motocross-Fahrten auf der Zentraldeponie Emscherbruch in Gelsenkirchen: Bürgerinitiative zweifelt an Qualifikation des Betreibers AGR.

Der Kampf gegen die geplante Erweiterung der Zentraldeponie Emscherbruch hat einen weiteren Streitpunkt gefunden: Motocross-Fahrten auf den Hängen des 113 Hektar umfassenden Geländes an der Stadtgrenze von Gelsenkirchen und Herne. Anwohner und die Bürgerinitiative (BI) Uns stinkt’s leiten daraus „erhebliche Zweifel an der Qualifikation des Betreibers“, der Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet (AGR), ab.

Bürgerinitiative: Kein Wachpersonal auf Deponie in Gelsenkirchen außerhalb der Betriebszeiten

In einem Beschwerdebrief an die Münsteraner Regierungspräsidentin Dorothee Feller erhebt die Bürgerinitiative weitere Vorwürfe im Zusammenhang mit den Motorradfahrern auf der Deponie an Wochenenden im November 2020. Versuche mit dem Personal Kontakt aufzunehmen seien gescheitert, weil keine Wachmänner anwesend gewesen seien. Lediglich ein Schild am Pförtnerhaus weise mit einer Telefonnummer außerhalb der Betriebszeiten auf eine Kontaktmöglichkeit hin. „Und sogar die Polizei musste unverrichteter Dinge wieder abziehen“, schreibt BI-Sprecher Heinz-Peter Jäkel, „da sie keine Möglichkeit gefunden hat, das Gelände der Zentraldeponie zu betreten.“

Die Bürgerinitiative schließt daraus, dass die Deponie außerhalb der Betriebszeiten nicht so bewacht wird, wie man es nach mehreren Bränden erwarten könne und es die Bezirksregierung wohl annehme. „Offensichtlich sind der AGR die Gesundheit der Anwohner und Schutz der Umwelt egal.

In der Vergangenheit war es innerhalb von sieben Monaten zu fünf Bränden auf der Zentraldeponie Emscherbruch gekommen.

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AGR bestätigt: Cross-Fahrer dreimal auf Gelsenkirchener Deponie

Die Polizei bestätigt einen Einsatz wegen gemeldeter Motocross-Fahrten auf der Deponie am 15. November. Die entsandten Beamten hätten vor Ort dazu „aber keine Feststellungen gemacht“.

Die AGR spricht von bislang drei Vorfällen. Erstmals „zuverlässig Kenntnis“ von den illegalen Cross-Rennen hat sie am 4. November erhalten. Dem Entsorger zufolge haben Deponie-Mitarbeiter am 9. November ein weiteres Mal frische Reifenspuren entdeckt, in der Folge sind am 15. November erneut Motorradfahrer wahrgenommen worden. „Der Sachverhalt wurde bei der Polizei zur Anzeige gebracht“, sagte ein AGR-Sprecher. Die Vorwürfe: Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung.

Illegale Cross-Fahrer haben verankerten Bauzaun beschädigt auf Deponie in Gelsenkirchen

Zugang verschafft haben sich die ungebetenen Gäste mit ihren Maschinen laut AGR von der Holzbachseite her. Mit Erdpflöcken gesicherte Bauzäune, die zur weiteren Absicherung dieses Bereichs nach dem ersten Vorfall aufgestellt worden waren, hielten die Motorradfahrer aber auch nicht ab. Zwar scheiterten sie am Bauzaun, den sie beschädigten, danach wählten sie kurzerhand den mühsamen Weg samt Maschine unter einer Fernwärmeleitung hindurch.

AGR: Kameras überwachen Zentraldeponie, Stechstellen für Wachleute auf Patrouille

Den Vorwurf des fehlenden Wachpersonals weist die AGR zurück. „Die Wachleute befinden sich aus Gründen der besseren Überwachungsmöglichkeiten in einem Container vor dem Verwaltungsgebäude der Deponie“, sagte ein Sprecher. Dort liefen die Bilder der Überwachungskameras von Revisionslager, Parkplätze, Lkw-Waage und Einfahrtsbereich zusammen.

Auf dem Schild am Pförtnerhaus ist die Handynummer des diensthabenden Wachmannes verzeichnet. „Außerdem ist am Einfahrtstor eine Gegensprechanlage installiert, welche ebenfalls mit dem Telefon des diensthabenden Wachmannes verbunden ist. So ist jederzeit die Erreichbarkeit gegeben und damit auch die Zugänglichkeit für die Polizei gegeben“, so die AGR weiter. Die vorgeschriebenen Wachrunden seien zudem mit 24 Stechstellen versehen, an denen die Wachleute sich bei ihren Geländekontrollen anmelden müssen.

Seit den zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen „konnten wir weder ein erneutes Betreten der Deponie von Unbefugten feststellen noch sind uns zum Beispiel durch Anwohner entsprechende Hinweise zugetragen worden“, so der AGR-Sprecher abschließend.

Bezirksregierung hat die Sicherungsmaßnahmen auf Gelsenkirchener Deponie überprüft

In einem Antwortschreiben auf die Beschwerde der Bürgerinitiative teilt Christian Laußmann von der Bezirksregierung Münster mit, dass er sich bei einer kürzlich durchgeführten Inspektion vor Ort von der Umsetzung der Sicherungsmaßnahmen der AGR überzeugt habe.

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