Gelsenkirchen-Rotthausen. Der Gelsenkirchener Heiner König führt seine feine Traditions-Bäckerei mit Liebe und Leidenschaft. Warum es hier besondere HeimatGEschenke gibt.

Es ist eine optische Zeitreise, die jeder macht, wenn er den kleinen Laden von Heiner König an der Achternbergstraße 42 betritt. In der Gelsenkirchener Bäckerei König mit einem kleinen angrenzenden Café (derzeit geschlossen), die bereits in dritter Generation geführt wird und zwei Weltkriege überlebte, wird Tradition gelebt.

Heiner König führt seine kleine, feine Traditions-Bäckerei mit Liebe und Leidenschaft

Nicht nur die Einrichtung erinnert durch Kronleuchter, gepolsterte Stühle, Möbel aus dunklem Holz und verziertem Porzellan an Omas Wohnzimmer – auch die angebotenen Lebensmittel werden fast genauso hergestellt wie vor über 100 Jahren.

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Schon im Jahr 1886 haben Heiner Königs Großeltern frisches Brot gebacken, damals noch in der Feldmark am Hördeweg. 1904 zog der Familienbetrieb in das Haus nach Rotthausen. Der 69-Jährige stellt seine Backwaren teilweise aus dunklem Mehl her. Brötchen, Brot, Gebäck, Kuchen und Knäckebrot – all das wird jede Nacht in den Ofen der Backstube geschoben.

„Meine Brötchen sahen schon immer anders aus als in anderen Bäckereien“

„Meine Brötchen sahen schon immer anders aus als in anderen Bäckereien. Sie waren kleiner und durch das Vollkornmehl dunkler“, sagt der Bäckermeister, der meist nachts aktiv ist und tagsüber schläft. Dafür entstehen die Lebensmittel aus Leidenschaft und das Angebot wechselt täglich.

Alles selbstgemacht: Der Gelsenkirchener Heiner König backt nicht nur jede Nacht Frisches, er kocht auch noch Marmelade ein. Die Früchte kommen aus den Schrebergärten in der Nachbarschaft.
Alles selbstgemacht: Der Gelsenkirchener Heiner König backt nicht nur jede Nacht Frisches, er kocht auch noch Marmelade ein. Die Früchte kommen aus den Schrebergärten in der Nachbarschaft. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Neben den Backwaren kocht König jede Nacht Marmelade ein. Oftmals stammen die Früchte dafür aus Schrebergärten, die sich in der Nachbarschaft befinden. Kürzlich verarbeite er beispielsweise Pflaumen, rote Johannisbeeren und Rosinen zu einem süßen Aufstrich. Vor der Bedienungstheke reihen sich Pfandgläschen mit Sorten wie „Beeren-Rum“, „Gin-Orange“, „Erdbeer-Chili“ oder auch „Pflaume-Sliwowitz“ aneinander (kleines Glas 2 Euro, großes Glas 2,75 Euro plus Pfand).

Heiner Königs Tag startet, wenn die meisten Menschen zu Bett gehen

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In der Weihnachtszeit bietet die Bäckerei zudem Stollen (500 Gramm für 4,50 Euro), Marzipan als Stangen oder in Kartoffelform (100 Gramm für 2,50 Euro) und Spekulatius in verschiedenen Variationen (250 Gramm für 2,70 Euro) an.

Wenn die meisten Menschen zu Bett gehen, startet erst Heiner Königs Tag. Zwischen 22 und 24 Uhr wacht er auf, um sich mit seinem Mitarbeiter Bekir Japa an die Arbeit zu machen. Bis halb sechs stehen die Zwei dann in der Backstube und zaubern die Leckereien zusammen. Anschließend wird „gesäuert“, das heißt, der Teig für den nächsten Tag wird vorbereitet.

„Bei mir ist es nicht nur Beruf, sondern eine Leidenschaft“

HeimatGEschenke

Weihnachtsmärkte und andere Veranstaltungen fallen aufgrund von Corona aus. Für lokale Labels und Läden keine einfache Zeit, um sich und ihre Produkte zu präsentieren.

Mit der WAZ-Serie „HeimatGEschenke“ möchten wir ihnen eine Plattform geben.

Zeitgleich bieten wir unseren Lesern Inspirationen für mögliche Weihnachtsgeschenke, die in Handarbeit entstanden sind und einen lokalen Bezug haben.

„Oft stehe ich dann noch bis mittags im Laden, dann gehe ich schlafen“, berichtet der 69-Jährige und ergänzt: „Sie müssen das hier leben, sonst zerbrechen sie. Bei mir ist es nicht nur Beruf, sondern eine Leidenschaft.“ Er liebt es, in normalen Zeiten seinen Gästen ein vollmundiges Frühstück mit feinem Porzellan zuzubereiten. „Die Queen könnte kommen, ich würde nicht anders decken“, scherzt er.

Insgesamt sechs Mitarbeiter helfen ihm beim Verkauf und bei der Reinigung. Geöffnet hat die Bäckerei täglich zwischen 6.15 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Auch auf Facebook ist der Bäckereibetrieb aktiv.