Gelsenkirchen-Horst. Die Pfarrei St. Hippolytus hat das Denkmal in Gelsenkirchen-Horst an einen Dortmunder Investor verkauft. Beim Umbau sollen 39 Wohnungen entstehen.

Mit einem vorgezogenen Weihnachtsgeschenk überraschte die Pfarrei St. Hippolytus jetzt die Gläubigen vor Ort: Die Zeiten des Leerstands für die im Februar 2019 geschlossene St.-Laurentius-Kirche in Horst-Süd sind offenbar bald vorbei; das Gotteshaus wurde an einen Investor aus Dortmund verkauft. Es handelt sich um die Phoenix Concepts Beteiligungs GmbH von Öner Ünal, der bereits in Graf Bismarck aktiv ist. Er will das Gebäude zu einem Komplex für 39 Seniorenwohnungen umbauen – und dabei die denkmalgeschützte Kirche weitestgehend erhalten.

„Vorbehaltlich der endgültigen Abstimmung mit der Denkmalschutz-Behörde planen wir im Kirchengebäude mit 24 Wohnungen, die im Erd- und in drei Obergeschossen untergebracht werden sollen. In einem dreigeschossigen Anbau sollen weitere 15 Wohnungen entstehen, erreichbar über Aufzüge“, teilte auf Anfrage Klaus Schmaeske mit, Projektverantwortlicher der Phoenix GmbH. Vorgesehen seien frei finanzierte Zwei-Zimmer-Einheiten zwischen 50 und 71 Quadratmetern, also kein sozialer Wohnungsbau.

Kirchturm soll als Landmarke in Gelsenkirchen-Horst stehen bleiben

Das markante Altarmosaik der St.-Laurentius-Kirche in Gelsenkirchen-Horst soll erhalten bleiben. Der Investor will den Altarbereich als Bewohner-Café nutzen, sofern die Denkmalschutz-Behörde dem zustimmt.
Das markante Altarmosaik der St.-Laurentius-Kirche in Gelsenkirchen-Horst soll erhalten bleiben. Der Investor will den Altarbereich als Bewohner-Café nutzen, sofern die Denkmalschutz-Behörde dem zustimmt. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

„Der Wiedererkennungswert der Kirche wird erhalten bleiben. Auch der 33 Meter hohe Kirchturm bleibt als Landmarke bestehen“, verspricht Schmaeske. So werde zwar auf beiden Seiten der „Seniorenresidenz Laurentius“ mit Fensteröffnungen und im Innenhof mit Balkonen geplant; im Bereich des Kirchturms aber Richtung der Straße Zum Bauverein sollen so genannte französische Balkone gebaut werden, „um die jetzige Außenansicht der Prachtseite nicht zu verändern.“

Was das Innere des Gebäudes angeht, so sei mit der Denkmalbehörde abgestimmt, den Altarraum inklusive dem Altar-Mosaik des Künstlers Ludwig Baur nicht anzutasten. Der Blick auf die Seitenfenster in diesem Bereich soll offen bleiben, der sich dadurch hervorragend für ein Bewohner-Café eigne. Ebenfalls erhalten bleiben sollen das Taufbecken und das Bodenmosaik sowie die Orgelempore. „Hiefür können wir uns eine Gemeinschafts-Bibliothek oder einen kleineren Veranstaltungssaal, vielleicht mit Leinwand für TV-Übertragungen, vorstellen.“

Pfarrer Wolfgang Pingel ist froh, dass die Kirche wieder mit Leben gefüllt wird

Pfarrer Wolfgang Pingel ist froh, dass die seit Februar 2019 geschlossene St.-Laurentius-Kirche in Gelsenkirchen-Horst endlich wieder mit Leben gefüllt wird.
Pfarrer Wolfgang Pingel ist froh, dass die seit Februar 2019 geschlossene St.-Laurentius-Kirche in Gelsenkirchen-Horst endlich wieder mit Leben gefüllt wird. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass die Pfarrei bei der Vermarktung von St. Laurentius Vollzug melden kann, freut die Verantwortlichen um Pfarrer Wolfgang Pingel sehr: Sie hatten schon lange nach einem Investor gesucht, nachdem sich der Horster Verein Haus Marienfried Ende 2018 aus finanziellen Gründen von dem Vorhaben verabschiedet hatte, die Kirche zu Seniorenwohnungen umzubauen. Nun also will die Phoenix GmbH das Ganze schultern und investiert 5,6 Millionen Euro in das Projekt.

Während den Investor der Umbau und die Umnutzung eines einstmals sakralen Gebäudes reizen (Schmaeske: „Es ist hochinteressant, etwas für die Zukunft zu schaffen und dabei gleichzeitig Vergangenes zu erhalten“), ist Pfarrer Pingel froh, dass die Kirche nach so langer Zeit endlich wieder mit Leben gefüllt wird.

Gemeindezentrum und Kindergarten bleiben erhalten

Pfarreien müssen sparen

Dass die Kirche St. Laurentius aufgegeben wurde, ist ein Ergebnis des Pfarrei-Entwicklungsprozesses (PEP) , den das Bistum Essen allen Pfarreien verordnet hat. Hintergrund sind Sparzwänge angesichts rückläufiger Zahlen von Kirchenmitgliedern, Kirchensteuern und Gottesdienstbesuchern. Hinzu kommt der Mangel an Priestern.

Bereits geschlossen wurden die St.-Marien-Kirche in Essen-Karnap und das Gemeindezentrum in Beckhausen. Die Gotteshäuser Liebfrauen und Clemens Maria Hofbauer sollen zunächst weiter genutzt werden, solange keine größeren Instandsetzungsarbeiten nötig sind. Die Nutzungsrechte wurden dem Förderverein übertragen.

„Wichtig war uns und auch mir persönlich immer, dass an allen Standorten ,Gasthäuser’ als ,Erlebensorte des Glaubens’ zur gemeinsamen Nutzung durch die Pfarrei und zum Austausch der Gemeindemitglieder bestehen bleiben. Ich denke, das haben wir mit dieser Lösung geschafft.“ Wie berichtet, bleiben das Gemeindezentrum als katechetisches Zentrum für die Pfarrei und der Kindergarten St. Laurentius erhalten.

Eine Konkurrenz zum Seniorenzentrum Haus Marienfried entstehe dort nicht, stellt Berthold Hiegemann klar, Projektleiter des Pfarrei-Entwicklungsprozesses. „Das Haus Marienfried hat von seiner Grundkonzeption eine komplett andere Ausrichtung. Der Bedarf an seniorengerechtem Wohnraum gerade in Horst ist sehr groß. Dabei eine neue Perspektive zu haben, kann allen Beteiligten nur helfen.“

Der Zeitplan des Investors ist ambitioniert: Bereits im ersten Halbjahr 2021 will er mit dem Umbau beginnen. 2022 sollen die ersten Senioren dann ihre behindertengerechten Wohnungen beziehen können.

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