Gelsenkirchener Ortsgruppe von Fridays for Future richtet einen offenen Brief an die Politik. Für den Koalitionsvertrag gibt’s Kritik – und Lob.

Er ist der erste seiner Art in dieser Stadt und aus mehreren Gründen für Gelsenkirchen einmalig: Der noch frische Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU. Nun hat sich die Gelsenkirchener Ortsgruppe der Fridays-for-Future-Bewegung genau diesen Vertrag vorgenommen – und anhand ihrer Klimaschutz-Forderungen sehr detailreich und genau analysiert. Ihre Ergebnisse haben sie mit einem offenen Brief an die Große Koalition gerichtet, der auch der WAZ-Redaktion vorliegt.

Gelsenkirchens Große Koalition scheint Wichtigkeit des Klimaschutzes erkannt zu haben

„Alles in allem scheint die Große Koalition die Wichtigkeit des Themas Klimaschutz erkannt zu haben“, heißt es gegen Ende des Briefes. „Die tatsächlich geforderten Maßnahmen, die in diesem Koalitionsvertrag aufgeführt sind, reichen allerdings noch lange nicht aus, damit Gelsenkirchen den notwendigen Beitrag zum Klimaschutz liefert“, betonen die Aktivisten.

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Besonders in den Handlungsfeldern Mobilität und Gebäude müsse noch einiges mehr getan werden, als in dem Papier aufgeführt ist. „Wir erwarten von dieser Koalition, dass sie in diesen Bereichen nachbessert“, ist die klare Forderung der Ortsgruppe.

Aktivisten vermissen ein klares Bekenntnis zur Verkehrswende weg vom Auto

Ein Kritikpunkt etwa: Das Klimaziel der Großen Koalition in Gelsenkirchen gleiche dem der noch größeren in Berlin, also bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. In den Augen der Umweltaktivisten müsse die Stadt und auch das Land schon ab 2035 klimaneutral werden , um „unseren Beitrag zum Pariser Klimaabkommen zu leisten und das 1,5-Grad-Limit nicht zu überschreiten“, heißt es in dem offenen Brief.

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Ein weiterer Punkt: das große Thema Mobilität, das im Kommunalwahlkampf eine große Rolle spielte. Die Fridays-Bewegung wendet ein, dass in dem Koalitionspapier eine „klimafreundliche und stadtverträgliche Mobilität“ versprochen werde, die auch nötig sei. Allerdings, so die Kritik, würden auch hier große Maßnahmen ausbleiben. Die Aktivisten vermissen beispielsweise ein klares Bekenntnis zu einer Verkehrswende weg vom Auto.

1000 Bäume im Stadtgebiet zu pflanzen hält die Ortsgruppe für eine gute Idee

Doch es gibt von den jungen Menschen nicht nur Kritik: „Immerhin sind die Pläne für die Anpassung an den Klimawandel gut“, schrieben sie an die Politiker. Die Förderung von Begrünung, ob in Form von Urban Gardening oder Haltestellenbegrünung, sei sehr sinnvoll und werde sehr begrüßt. Auch der Vorstoß, jedes Jahr aufs Neue 1000 Bäume im Stadtgebiet zu pflanzen, halten sie „für eine gute Idee“.

Ihr offener Brief endet mit einem Appell: Die Politiker sollen ihre Klimapolitik an „den von der Wissenschaft erarbeiteten Zielen und Maßnahmen ausrichten und sich ihrer Verantwortung, die sie unserer und den nachfolgenden Generationen gegenüber haben, bewusst sein.“